SUPERGRAF by Tarek Müller

02:15:28

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In Folge 300 interviewt Seriengründer, Unicornmacher, Fashionikone und E-Commerce Star Tarek Müller den Herausgeber des Podcasts. Ich (Alexander Graf) erzähle über unsere gemeinsame Reise in der E-Commerce Welt, über unsere Gründungen, über den Bauernhof und natürlich eine Menge über den Podcast.

Alexander Graf

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Wir beantworten fast 50 Hörerfragen und bevor wir uns versehen haben waren zwei Stunden rum. Anbei auch die kurze Fassung der Transkription, in der die wichtigsten Passagen nachlesbar werden. An dieser Stelle vielen Dank an alle Hörer, das viele tolle Feedback zu Folge 300, die coolen Ideen die mich jeden Tag erreichen und die steile Lernkurve die mir damit ermöglicht wurde. DANKE! Live und in Farbe sehen wir uns dann hoffentlich nächste Woche bei der Spryker EXCITE.

Supergraf-Spezial mit Tarek Müller – und Alexander Graf als Gast!

Die 300. Folge Kassenzone: Anlass für etwas Besonderes. Daher gibt es in der Form von Tarek Müller einen echten Star-Gast – und dieser Gast tauscht mit Alex die Rollen. Nach Tarek Müller über Tarek Müller (Folge 232) heißt es Alexander Graf über Alexander Graf. Kassenzone zieht also mal ausnahmsweise in die Metaebene: Welche Bedeutung hat der Podcast für Alex in seinem Geschäftsleben sowie ganz einfach im Alltag? Das wollten viel Hörer wissen – und stellten über Tarek auch sonst zahlreiche Fragen, auf die Alex in dieser Folge antwortet. Dabei mischt sich die eine oder andere persönliche Anekdote mit Geschichten von hinter den Kulissen einiger der erfolgreichsten Digitalfirmen in Deutschland: Etribes, AboutYou, Spryker…

Bei so vielen spannenden Themen ist es kein Wunder, dass dieser Podcast die übliche zeitliche Beschränkung eines durchschnittlichen Inlandsflugs um mehr als das Doppelte sprengt – und dass die übliche dazugehörende Transkription für alle Leser, die Audio & Video nicht so gerne konsumieren, deswegen diesmal etwas episodenhafter und elliptischer ausfällt.

Die Transkription – sowie die Folge insgesamt – wird gesponsert von PAYBACK – hier mehr erfahren und App herunterladen. Diese Folge wird unterstützt von Sendinblue.

„Für einen Typen wie mich, der sich für ziemlich alles interessiert, ist Kassenzone eine Goldgrube!“

4:00 – Die Anfänge

Tarek: Heute bin ich kein Gast, sondern Moderator und werde Alex befragen. Es wird vermutlich ein etwas längerer Podcast, weil wir den Aufruf, Fragen zu schicken, auf LinkedIn gepostet haben und das ist ein bisschen doller explodiert als erwartet! Der Post hat nämlich 60.000 Views verzeichnet. Auch in seine SMS-Gruppe hat Alex den Aufruf geschickt, sodass die Zahl an Fragen, die uns erreicht haben, bestimmt schon dreistellig ist.

Was euch also über die kommenden zwei Stunden erwartet: Wo kommt denn Alex eigentlich her und wie ist er zu dem geworden, der er heute ist? Was ist der Status Quo: wie arbeitet Alex, wie verteilt er so seine Zeit zwischen großen Projekten wie Spryker, Etribes, Kasssenzone und die Rinderaufzucht? Danach kommen die Fragen der Community. Am Ende dann der Ausblick: Future Supergraf!

Aber, Alex, bevor wir anfangen, musst du erstmal wie alle anderen Gäste bei dir erst einmal sagen, wer du eigentlich bist und was du machst.

Alex: Vielen Dank für Einladung, Tarek! Ich bin Alex und bin Co-CEO von Spryker Systems, einem Software-Unternehmen, und bin ebenfalls Herausgeber von Kassenzone. Wenn meine Kinder in der Schule gefragt werden, was ich mache, sage ich ihnen, sie sollen sagen, dass ich „Kaufmann“ bin. Das sagen sie auch noch immer. Da kann sich jeder ein bisschen was drunter vorstellen – jeder was anderes! Aber im Großen und Ganzen passt der Begriff.

6:25 Die Biographie und Werdegang von Alex. Alex spult 20 Jahre zurück zu seinen unternehmerischen Anfängen im Event-Business, als er mit einem Kumpel eine Ausschreibung gewann, Schüler-Partys in Kiel zu organisieren: „Ich habe eine Menge über Türsteher und Versicherungspolicen gelernt!“ Dazu gab es die ersten Webseiten – und das Thema Digital ließ ihn fortan nicht  mehr los.

8:20 Während seiner Zeit an der Uni Kiel (BWL und IT im Nebenfach) Anfang der 2000er betrieb er dann VSFS.de – „Von Studenten, für Stundenten“. „Die Pläne waren groß – deutschlandweit, alle Unis! –, bis wir merkten, dass Facebook das schon ein bisschen besser konnte.“ Die Noten haben bei Alex nicht gereicht für einen begehrten Praktikumsplatz im Investment-Banking – zum Glück! Denn er kam danach zu Comdirect und dann zu Otto. „So landete ich im E-Commerce – und nicht bei der Deutschen Bank!“

*

10:15 – Der Weg von Otto zu Spryker

Tarek: Erzähl mal ein bisschen über die Otto-Group-Zeit. War sie doch prägend für dich, oder?

Alex: Total prägend und ich bin heute noch dankbar für den Einstieg! Die Otto-Gruppe habe ich ja auch damals ausgesucht, weil ich als Chef Björn Schäfers hatte und der mir viel Freiheit einräumte. Damals hieß E-Commerce bei Otto noch „neue Medien“ und das war ein ganz klassisches Unternehmen in der Transformation. Die Katalog- und Einkaufsabteilungen waren extrem dominant. Es war viel Diskussion darum, wer eigentlich was bestimmt. Mit Florian Hermsdorf, mit dem ich Kassenzone gegründet habe, habe ich bei Otto den Mobile-Shop betreut: Das war noch vor dem iPhone! Es gab also ein Otto-Shop, der auf den alten monochromen Nokia-Handys funktionierte – und schon Millionenumsätze machte. Ohne Witz: Vor fünfzehn Jahren gab es schon Leute, die sich auf einem schwarzweiß Display Küchen gekauft haben!

Der E-Commerce wurde wichtiger und wichtiger. Bald berichteten wir direkt an Vorstand Rainer Hillebrand. 2008 kam es dann zu einem Termin bei ihm, auf den mein damaliger Chef Dr. Schnieders keine Lust hatte: „Da stellt sich schon wieder so ein junger Typ vor, der irgendetwas verkaufen will…“ Da durfte ich hin – Mega-Ehre, in den sechsten Stock vorbei an den Empfangsdamen! – und es kam ein Typ mit Rasta-Haaren rein und hat ein Geschäftsmodell vorgestellt. Klang komisch, aber paar Ansätze waren ganz spannend. Mit ihm wollte ich weitermachen! „Dürfen Sie machen, Herr Graf. Müssen Sie nur mit Herrn Dr. Schnieders abklären.“

12:30 Ja, Alex und Tarek hatten sich kennengelernt. Schnieders ließ die beiden widerwillig gewähren ließ – und sie stillten zwischen 2008 und 2011 dann bei Otto so einiges auf die Beinen stellten. „Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, so Alex‘ Fazit. Führungskräfteförderungsprogramme waren Alex aber egal, weswegen er sich dann mit Tarek auf die spannende Reise ins Agenturleben mit NetImpact machte. Da war auch Sebastian Betz mit von der Partie. Danach ging es mit NetImpact weiter – „und der Rest ist, glaube ich, Geschichte. Bist du die Gründungsgeschichte von AboutYou erzählen musst!“

15:55 Tarek plaudert über die Anfänge von AboutYou aus dem Nähkästchen.

17:30. Wie es für Alex mit Etribes und dann Spryker weiterging – und wie Nils Seebach damit reinspielte. Klar war: Den Kunden fehlten nicht nur Digitalwissen, sondern auch die Technologie, um Lösungen zu bauen. So kam es Ende 2014 nach dem – übrigens von Tarek eingefädelten – Gespräch mit Florian Heinemann im mittlerweile berühmten 31. Kassenzone-Podcast zur Spryker-Gründung. Mittlerweile ist Spryker sechs Jahre alt und Etribes schon dabei, McKinsey & Co. die coolen digitalen Projekte abzujagen. „Seit 2014 kümmere ich mich hauptberuflich um Spryker und habe alle anderen Sachen sein lassen.“

20:20 Der Umriss Alex‘ vielfältigen Beteiligungen und seiner finanziellen Verhältnisse. Anteile an Spryker und an Etribes, über Wald&Wiese Holding mit Tarek und Nils zudem einige Beteiligungen an spannenden Unternehmen; Aktiendepot ja – allerdings ohne allzu viele Tech-Werte, da er in dem Sektor bereits qua Amt überexponiert sei! Immobilien? Gold? Nein. „Ich halte die Konzentration von Immobilien in privatem Besitz für eines der größten sozialen Probleme Deutschlands.“

25:30 Eine kleine Anekdote zum Thema Gold.

27:00 Was macht Alex mit seinem Geld, was hat er damit vor?

*

28:00 – Der Alltag von Alex und die Entwicklung von Spryker

Tarek: Eine Frage, die sich viele in der Community gestellt haben: Wie sieht denn eigentlich eine typische Woche bei dir aus?

Alex: Vor Covid brachte ich montags meine Kinder in die Schule und holte sie ab. Dienstags bin ich dann nach Hamburg oder Berlin ins Büro gefahren und von dort aus oft weiter zu einem Termin – Frankfurt oder London zum Beispiel. Donnerstags waren flexibel und freitags war ich, wenn es ging, zu Hause. Bei ungefähr 150 Reisetage pro Jahr hat das allerdings nicht immer geklappt.

Du hast auch mal im OMR Podcast gesagt, dass du ungern verreist, weil deine Produktivitätsniveau höher ausfällt, wenn du jeden Tag ungefähr das gleiche machst. Bei mir ist das eigentlich genauso, aber das gibt der Job so nicht her. Vor Covid konnte ich nicht immer sagen, so ich morgen sein würde. Das war für meine Frau natürlich sehr nervig. Jetzt hat sich vieles verlagert und ist virtueller geworden. Das wird es auch bleiben.

29:25 Das Reisen geht aber wieder los. Allerdings mag Alex weder Kaffeeplausch-Termine noch Management-Aufgaben hineingezogen zu werden, weil das nicht seinen Stärken entspricht. Und: „Ich bin einfach gern zu Hause in meinem kleinen Dorf in der Nähe der Ostsee.“

33:40 Alex beschreibt die Aufteilung seiner Arbeitszeit. Kassenzone zahle auf Spryker als „eine moderne Form des Content-Marketing“ ein. Denn nicht zuletzt bekomme er durch den Podcast bei Geschäftsführern Termine, für die er sonst Tausenderbeträge in die Hand nehmen müsste.

34:00 Die Rinder sind immer Ausgleich gewesen – Betonung auf die Vergangenheitsform, denn Schwiegervater und Rindexperte Peter ist letztens gestorben. Fazit: „Stundenlohn? Kommt man kaum über 1,00€. Das ist Liebhaberei.“

38:00 Wie erklärt man einem Unbeteiligten eigentlich Spryker? „Wir helfen damit viele große Unternehmen massiv voranzukommen in der digitalen Transformation.“

42:00 Was bekommt man von Spryker bekomme und was muss man als Unternehmen mitbringen? Alex erklärt das flexible, modulare Software-Angebot von Spryker mit einem Playmobil/Lego-Technik-Vergleich. Vor allem für B2B-Unternehmen sei die Möglichkeit, rein in die Infrastruktur zu gehen und selber zu gestalten, im E-Commerce sehr wichtig. „Es geht nicht darum, dass Spryker besser ist als Magento oder Shopware. Wir lösen einfach ein anderes Problem.“

45:25 Kunden seien unter anderen Metro, MyTheresa, Kapten & Son. Viele Neukunden kommen gerade allerdings aus dem B2B, wo Amazon noch nicht übermächtig sei und sich Platzhirsche trauten, neue Plattformen aufzusetzen.

49:45 Was übernimmt Spryker? Wie funktioniert das mit Implementierungspartnern. „Das ist eine Art Dienstleistung, die du als Unternehmen einkaufst, die weit über das Skript der Software hinausgeht.“ Alex antwortet im Detail ab.

51:45 Spryker: Kostenpunkt für Kunden.

58:20 Spryker: Wie sehen die Zahlen aus? Wie groß ist der Markt? Wie sieht die Zukunft aus? „Spryker ist kein Start-up-Unternehmen, das es morgen nicht mehr gibt. Dieses Risiko gibt es nicht mehr.“

1:02:50 Spryker: die aktuellen Bewertungen des Unternehmens herleiten.

*

1:06:00 – Spryker in der nahen Zukunft

Tarek: Wie soll das denn für dich weitergehen mit Spryker? Da fiel ja paar Mal das Wort „Exit“ eben gerade: Wann wäre ein geeigneter Zeitpunkt und wer wäre ein geeigneter Käufer?

Alex: Glaskugelschau? Gern. Welche Unternehmen wurden in unserem Segment in den letzten Jahren verkauft? Hybris ging an SAP für 1,2 Milliarden im Jahr 2012; Salesforce kaufte Demandware für 2,x Milliarden; Magento wurde auch für einen Milliardenbetrag von Adobe erworben. Dabei war die Idee der Käufer, die eingekauften Lösungen auf ihren Kundenbestand auszurollen. Also müsste ich mir überlegen, welche ERP-Anbieter es weltweit gibt, die perspektivisch auf der Suche nach Commerce-Lösungen sind. Das Feld ist sehr attraktiv, weil unser Feld Commerce in den kommenden Jahren boomen wird.

Die potenziellen Käufer gehen also von großen Namen wie Oracle, IBM oder Microsoft bis hin zu deutlich nischigeren Anbieter. Was wir merken: Es gibt derzeit extrem viel privates Geld im Markt. Vielleicht sagt sich also in fünf Jahre ein Private-Equity-Fonds: „Ich baue mir selber so eine Tech-Holding aus vielen Sprykers zusammen! Dann nehme ich es mit Microsoft auf!“

1:07:45 Andererseits könnte Spyker den Weg einer IPO gehen. Alex glaubt aber nicht an den einen großen Exit, sondern eben an eine Abfolge von strategischen Partnern. Bei sich schnell erhöhenden Bewertungsgrößen ist man ohnehin schnell aus der „Kaufbarkeit“ raus. „Zudem hat Spryker derzeit keinen Druck. Wir müssen kein Geld aufnehmen, weil wir uns aus dem bestehenden Geschäft schon gut finanzieren und weiter investieren in Mitarbeiter und Produkt investieren können.“

1:09:20Bei Etribes ist Alex nicht operativ tätig, aber beteiligt. Seit 2012 hat die Beratung von einem eher losen Netzwerk habe das Unternehmen zu einem beeindruckenden festangestellten Team gefunden, dass bestens in der Lage ist, für große deutsche Mittelständlern sinnvolle digitale Strategien zu entwickeln – und dann auch in die Umsetzung zu gehen. „Etribes ist nicht, wie wir anfangs dachten, ein McKinsey für Digital geworden, sondern ein modernes McKinsey. Haben doch auch die großen Unternehmensberatungen ein massives Legacy-Problem mit den Kompetenzstrukturen, die sie aufgebaut haben.“

*

1:12:35 – Kassenzone damals und heute

Tarek: Du hast vorhin gesagt, dass Kassenzone so etwas wie „Content-Marketing für Spryker“ geworden ist. Dabei gab es Kassenzone schon lange vor Spryker. Warum hast du es damals angefangen und was ist jetzt das Ziel? Du bist doch so ein Metrik-getriebener Typ: Welche Zielwerte willst du erreichen? Wann ist Kassenzone ein Erfolg?

Alex: Erfolg bemesse ich daran, wie viel Zeit Nutzer mit den verschiedenen Kassenzone-Formaten verbringen. Das kann Podcast-Hören, YouTube-Gucken, oder Text-Lesen sein – Das E-Commerce-Buch mitinbegriffen! Warum habe ich damit angefangen? Weil man damals vor 12 Jahren einen Blog brauchte, um in der Online-Diskussion mitmachen zu dürfen! Das war damals so die Zeit: Man wurde verlinkt, es gab Blogrolls, exitingcommerce war da schon ziemlich groß.

Für mich ist Kassenzone in allererster Linie nicht ein Content-Marketing, sondern ein Learning-Tool. Damit habe ich nämlich die Möglichkeit, mich konzentriert eine Stunde lang mit Leuten über ihr Geschäftsmodell und ihre Sicht auf den Markt zu unterhalten. Es führt dann auch noch dazu, dass wir uns über die Jahre danach austauschen – Hunderte WhatsApp hin- und herschicken zu allen möglichen Themen, die wir im Gespräch angeschnitten hatten. Für einen Typen wie mich, der sich für so ungefähr alles interessiert, ist das eine Goldgrube! Die paar Stunden die Woche, die ich mit Kassenzone verbringe, ist mein Investment in mein lebenslanges Lernen. Dass das ‚Abfallprodukt‘ eine gewisse Aufmerksamkeit erregt, die sowohl Spryker als auch Etribes hilft, war nie der Antrieb dafür – und wird es auch nie sein.

Ich schreibe ja bei Kassenzone nur darüber, was mich interessiert und rede auch nur mit Leuten, die mich interessieren. Und gucke mir Metriken tatsächlich nicht mehr an! Nicht zuletzt, weil es seit DSGVO eh schwieriger geworden ist. Klar, ich weiß, dass paar Tausend Leute bei den Podcasts mithören und gucke mir an, was so für Gesprächspartner wie letztens Schickling dabei rausspringt, wenn sie mit einer Folge erscheinen – Das ist oft immens. Aber ich hatte eben 12 Jahre Zeit, das so nebenbei zu machen. Ich glaube, so nötig wie so etwas wie Kassenzone in einigen Branchen jetzt wäre, ist es schwierig, so etwas heute mit Erfolgsdruck aufzubauen.

1:15:50 Warum heißt das eigentlich Kassenzone?

1:17:00 Tarek bestätigt: Nach einem Auftritt bekommt man unter relevanten Leuten viel mehr Rückmeldungen, als etwa nach einem Porträt in der Süddeutschen Zeitung. Dazu die Frage, was mittlerweile für Alex wichtiger ist: Texte schreiben oder Podcasts aufnehmen? „Vor rund zwei Jahren haben die Podcasts die Texte in der Relevanz überholt.“ Er lernt eben mehr, wenn er eine Stunde mit jemanden rede, als wenn er drei Stunden alleine in der Schreibstube hockt.

1:19:00 Tarek bricht eine Lanze für die längeren Analysen von Alex zu Themen wie Spieltheorie. Die vermisse er jetzt. Alex: Es fehlen mittlerweile dafür die Leser und die Rückmeldungen. Höchstens kürzere Posts auf LinkedIn erzeugten noch Reaktionen. Und so etwas Fundiertes wie letztens zur Aufmerksamkeitsökonomie, was doch noch rege kommentiert wurde, schaffe er eben nicht im Wochenrhythmus.

1:21:05 Tarek schildert, wie hoch wie Wellen waren, die Alex‘ Analyse von Douglas schlug. So etwas journalistisch Tiefgründiges und Hochwertiges sei nicht in der spontanen Form eines Podcasts zu transportieren, mutmaßt Tarek: Alex‘ schriftliche Beiträge fehlten wirklich. „Das nehme ich mal als Anregung mit!“ verspricht Alex.

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1:22:25 – Nutzerfrage: Heimliche Netzlaster?

Tarek: So, da haben wir jeweils die Deepdives zu den großen Themen durch – und haben nur noch einige Trilliarden Nutzerfragen abzuarbeiten! Fangen wir mit was Leichtes an: „Alex, was ist dein digitales guilty pleasure? Vielleicht so Prominews auf bunte.de oder Insta-Feeds?“

Alex: Also, wegen meiner Gespräche mit Influencern gucke ich schon mal nach, was Pamela Reif oder Leonie Hanne so bei Instagram machen. Aber mein wirkliches Laster ist JP Performance gucken! Die meiste Zeit verbringee ich allerdings auf Netflix oder auf Amazon. Ich habe beim Streamen eine Eigenschaft, die meine Frau hasst: Ich spule permanent vor, wenn es immer langweilig wird! Für so einen binge watch von einer dreistündigen Serie brauche ich kaum mehr als 45 Minuten. Falls übrigens jemand von „Peaky Blinders“ oder „Fargo“ zuhören sollte: Bitte mehr davon!

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1:24:45 – Nutzerfragen: Konsumwahn? Politik?

Tarek: Etwas schwerere Kost: „Wie stehst du als privat zur Konsumgesellschaft? Und unterscheidest du überhaupt zwischen Unternehmer und Privatperson?“

Alex: Erstens: Da mache ich keinen Unterschied. Zweitens: Ich bin zu einer differenzierten Ansicht gelangt. Einerseits ist Konsum gewissermaßen der Antrieb unseres Wirtschaftssystems. So möchte ich den Konsum gar nicht verurteilen. Der ist ja auch die Basis von meinem, von deinem Geschäftsmodell- Andererseits glaube ich, dass wir Unternehmer die Aufgabe haben, die Tatsache, dass der Konsum unseren Planeten zerstört, zu verändern. Da will ich daran mitarbeiten, dass besser und nachhaltiger konsumiert wird.

1:26:00 Alex führt aus, an welchen Stellschrauben man seiner Meinung nach drehen kann. Dabei wichtig: „Es verbietet sich, den anderen vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu führen haben. Entweder macht man es selber besser oder man beteiligt sich anders – wird etwa Bürgermeister von Hamburg.“

1:26:50 Welche drei Dinge würde Alex als erste machen, sollte er morgen zum Bundeskanzler berufen werden?

*

1:28:50 – Nutzerfragen: Frühaufsteher? Innovation? Arbeitsweisen?

Tarek: Easy Frage: „Wann stehst du morgens auf? Wann gehst du ins Bett? Und telefonierst du noch in Schlafklamotten?“

Alex: Mein ältester Sohn ist jetzt aufs Gymnasium gekommen und hat die erste Stunde schon um 7:20 – Ich weiß nicht, wer sich so einen Schwachsinn hat einfallen lassen! – weswegen ich bereits um 6:30 aufstehe, wenn er rein muss; ansonsten gern eher kurz nach sieben. Ins Bett gehe ich meistens um 10 und penne gern meine acht bis neun Stunden. Paar Tage mit weniger Schlaf halte ich ganz gut durch, wenn es mal sein muss, aber spätestens am vierten Tag kommt die Keule zurück!

1:29:50 Ist Innovation eine Frage des Alters? Nein! Nur der Neugier. Allerdings ist Alex mit seinen bald 40 Jahren schon so weit, dass er immer versucht, Neues in vertraute Muster zu packen. „Zum Beispiel denke ich fast alles in SEO.“ Das befähigt ihn immer weniger, wirklich Innovatives zu machen. Fazit: „Ich bin wohl nur halb so innovativ wie vor 10 Jahren, aber viel innovativer als Andi Scheuer!“

1:31:15 Das Verhältnis von Können zu Glück? „Über 90% ist Glück. Der Rest ist Können, Fleiß usw.“

1:32:00 Wie finden Alex das Arbeiten von zu Hause aus? Spryker war kurz vor Abschluss eines teuren Mietvertrages für einen Hauptsitz und hat, erklärt Alex, sich rechtzeitig zurückziehen können: „So einen Bunker mit einem drehenden Logo auf dem Dach brauch man ja nicht mehr“. Homeoffice wird zur Regel werden. Stellen werden jetzt global ausgeschrieben, nicht für in Berlin oder Hamburg. „Das ist wie ein Turbo für unsere Entwicklung!“

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1:34:35 – Nutzerfragen: Die Zukunft des E-Commerce?

Tarek: Wie siehst du E-Commerce in Deutschland und Europa in fünf Jahren?

Alex: Ich glaube, in fünf Jahren wird keiner mehr wissen, wofür einst das „E-„ bei „E-Commerce“ stand, weil so normal geworden ist, einfach dort zu bestellen, wo wir gerade sind. Wir werden unseren Kindern erklären müssen, warum wir damals noch in die Stadt gefahren sind – zu fensterlosen Klötzen in denen der Lieblingsspruch der Verkäufer folgender war: „Das ist nicht meine Abteilung! Gehen zur Kollegin da drüben hin!“

1:35:15 PeakAmazonDebatte: Hat Covid da was an Alex Prognose verändert, dass Amazon in Zukunft Schwierigkeiten haben wird? Alex bleibt dabei: „In der Produktauswahl haben die chinesischen Spammer gewonnen. Amazon profitiert davon, dass der stationäre Einzelhandel keine Antwort hat.“ Beim Aktienkurs hat er sich zwar mächtig verschätzt

1:37:00 Eine kleine Anekdote zur Amazon-Logistik um den Konzern-Standort in Rendsburg herum.

1:38:30 Was würde Alex heute als Neuanfänger gründen?

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1:41:15 – Nutzerfragen: Prägende Erlebnisse?

Tarek: „Welches Erlebnis hat Alex als Kind oder Jugendlicher am meisten geprägt und haben am meisten Einfluss auf sein heutiges unternehmerisches Handeln.“ Ja, sag mal: Wie bist du denn eigentlich groß geworden?

Alex: Ich bin sehr behütet auf dem Dorf aufwachsen. Mein Vater war Pfarrer, meine Mutter habe ich als Hausfrau erlebt – sie hatte vorher in einer Klinik gearbeitet. Zwei Sachen: Ich war immer sehr groß – größer als die anderen. Und mir ging es immer komplett am Arsch vorbei, was die anderen gedacht haben. Das ist immer noch so! Wir kommen aus Ostdeutschland: Als in den Westen gezogen bin, lernte ich den Flohmarkt kennen und der hat wohl meine Geldgier erweckt. Aber alles war sehr normal: Keine besondere Schule, langweilige Universität, keine herausragenden Hobbies – obwohl ich ein sehr guter Handballer war.

1:42:35 Learnings aus 299 Folgen Business-Podcasting? „Einfach machen! Keine Berührungsängste haben!“  

1:40:00 Was hat Alex bei Otto gelernt, was für ihn heute noch von Belang sei?

1:45:40 Welche Chancen sind aus der Coronakrise entstanden, die noch nicht ausreichend ausgeschöpft worden sind.

1:47:05 Warum ist Alex bei Twitter aktiver, als bei LinkedIn?

1:50:00 Warum wird Spryker noch nicht bei großen Marktforschungsunternehmen wie Forrester und Gartner erwähnt? Alex würzt di Antwort mit seiner Sicht auf die Großen der Branche: „Gartner gewinnt übrigens immer: Sie kriegen immer Geld, sie haben kein Kundenrisiko, kein Lagerrisiko…Alter Schwede! Das ist ein Geschäftsmodell. Das hätten wir gründen müssen, meine Fresse!“

1:51:00 Wie sieht die operationelle Aufstellung von Spryker aus? Wie schnell man wächst und wird mit Kunden profitabel? Es dauert manchmal etwas länger: „So etwas wie Spryker lässt sich leider nicht automatisch skalieren. Du brauchst schon gute Leute.“

1:55:35 Wo Alex so viel podcastet, wer macht eigentlich die ganze CEO-Arbeit?

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1:58:35 – Nutzerfragen: Shopify? Wunschbeteiligungen? Lesetipps?

Tarek: „Was ist deine Sicht auf Shopify?“

Alex: Ich finde das ein extrem beeindruckendes Unternehmen – und den Tobi als Gründer finde ich extrem cool. Der sagt viel Richtiges und engagiert sich gesellschaftlich. Das Geschäftsmodell ist auch sehr gut. Allerdings sind bei der Bewertung die Umsatz-Multiples der Wahnsinn – ähnlich wie bei Tesla. Das ist bei aller Liebe schwer zu erklären!

Der Konflikt, der sich anbahnt: Sie haben paar Tausend Enterprise-Kunden, die richtig viel Geld zahlen, und Hunderttausende kleine Kunden, mit denen sie kaum was verdienen. Würde man das Geschäft auf Profitabilität trimmen, müsste man Letztere abstoßen, um sich auf die Kardashian-mäßigen Kunden zu konzentrieren. Aber es ist eben ein SaaS-Unternehmen und das würde ihnen schwerfallen.

Derzeit sehen wir sie bei Spryker übrigens nicht als Wettbewerb. Das könnte sich ändern, aber die letzten fünf Jahre habe ich keine Ausschreibung gesehen, bei der Shopify oder Shopify Plus eine Alternative gewesen wäre.

2:00:30 In welches Unternehmen würde Alex gern investieren?

2:01:30 Alex‘ Buchtipps?

*

2:05:10 – Nutzerfragen: „Supergraf“ und die Zukunft?

Tarek: Zwei Fragen zum Schluss. Erstens – für die, die es noch nicht irgendwo schon gelesen haben: Woher kommt eigentlich der Name „Supergraf“? Und zweitens: Wie sehen denn bei dir die Zukunftspläne aus? Wo siehst du dich in fünf, in zehn, in zwanzig Jahren?

Alex: „Supergraf“ kommt daher, dass ich mich damals bei der Anmeldung für Twitter einen Nutzernamen geben musste. Nur dachte ich, das wäre so etwas Privates wie bei eBay, das keiner mehr sieht. Dass der Nutzername so ein Alias ist, womit man dann referenziert wurde, war mir anfangs noch nicht klar! Ich dachte einfach: „AlexGraf“ – vergeben. „AlexGraf1“ – vergeben. Okay, dann halt irgendwelchen Scheißnamen! Jetzt finde ich das ganz cool.

Was bringt die Zukunft? Derzeit sehe ich einfach zu, dass ich meine Zeit so effizient verbringe, wie nur möglich. Mittlerweile hat die Familie natürlich ein deutlich höheres Gewicht. Ich weiß nicht, wie in drei Jahren, fünf Jahren meine Funktion bei Spryker ist. Wenn dazwischen eine Finanzierungsrunde war, kann es sein, dass ich nicht mehr der zentrale Entscheider bin. Aber die Szene, in der ich jetzt bin – die Schnittmenge, die es zwischen Spryker, Etribes und Factor-a gibt – die werde ich wohl nicht mehr verlassen.

2:07:00 Wie Tarek – der ja bekanntermaßen für nach AboutYou politische Ambitionen hegt – hatte Alex auch mit der Politik geliebäugelt. Bloß hat seine Frau gegen solche Pläne ein Veto eingelegt.

2:08:20 Nochmal gründen? Und wenn ja, warum? „Geld ist nicht der Antrieb. Ich möchte mich mit coolen Leuten umgeben und viele Dinge machen… Und ich will Lernkurven!“

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