Der große eFood Jahresrückblick mit Udo Kießlich

01:40:29

Du bist damit einverstanden, dass ab jetzt Inhalte mithilfe eines Cookies von Podigee geladen werden.

Inhalt laden
PHNjcmlwdCBjbGFzcz0icG9kaWdlZS1wb2RjYXN0LXBsYXllciIgc3JjPSJodHRwczovL3BsYXllci5wb2RpZ2VlLWNkbi5uZXQvcG9kY2FzdC1wbGF5ZXIvamF2YXNjcmlwdHMvcG9kaWdlZS1wb2RjYXN0LXBsYXllci5qcyIgZGF0YS1jb25maWd1cmF0aW9uPSJwbGF5ZXJDb25maWd1cmF0aW9uIj48L3NjcmlwdD4=

Udo ist regelmäßig bei Kassenzone zu Gast und gilt als der Kenner der eFood Szene. Er wohnt mitten in Berlin, testet regelmäßig viele neue Dienste und hat auch sonst enorm viel Ahnung. Wie sprechen in dieser Folge über: Rewe, Picnic, Knuspr (Rohlik Group), Bringmeister, Amazon Fresh, Flaschenpost, Bringoo, Frischepost, Yababa, Oda (former Kolonial), Aldi, Gorillas, Flink, Foodpanda // Delivery Hero, Bring, Wolt, Doordash, Getir, gopuff, joker Dazu gehen wir noch die zurzeit zentralen Fragestellungen an (wer gewinnt, warum und wann). Reinhören!

E-Food Jahresrückblick 2021 mit Udo „Foodo“ Kießlich, Kassenzone-Stammgast

Andere nennen es „Die Hauptstadt“: Alex sagt zu Berlin „das E-Food-Bermuda-Dreieck“. Und mitten drin wohnt Udo „Foodo“ Kießlich, Dauergast bei Kassenzone und immer zur Stelle, wenn es darum geht, den neuesten Essenslieferdienst und den gerade online gegangenen Online-Supermarkt auszuprobieren – oder bestehende E-Food-Konzepte unter die analytische Lupe zu nehmen. Und 2021 ist einfach so viel passiert, dass Udo mit dem Ausprobieren und Analysieren kaum hinterherkam.

In diesem großen Rückblick auf das vergangene Jahr geht es um bekannte Größen wie Rewe, Picnic und Flaschenpost sowie um neue oder weniger bekannte Spieler wie Bringoo, Frischepost, Yababa, Oda (vorher Kolonial)… Und im Allgemeinen natürlich darum, wer die besten Aussichten für 2022 hat – und warum. Viel Spannendes aus dem derzeit vielleicht spannendsten E-Commerce-Vertical, also.

Sonst: Auch 2022 stellt Spryker ein! Ab 1:15 erklärt Yara Molthan ihre Consulting-Tätigkeit bei Spryker und welche Profile sie derzeit sucht.

INHALT

TEIL EINS: DER MARKT

5:00                       2021: Durchbruchsjahr?

10:00                     2022: Konsolidierung oder Expansion?

17:10                     Was machen die Lebensmittelhersteller?

24:30                     Wie steht die E-Food-Infrastruktur da?

29:30                     Ist zu viel Wagniskapital im Markt derzeit?

35:00                     Was gibt es alles Neues im Quick-Segment?

TEIL ZWEI: DIE ANBIETER

42:55                     Rewe

44:55                     Picnic

47:30                     Knuspr/Rohlik

53:20                     Bringmeister

54:55                     Amazon Fresh

56:45                     Flaschenpost

1:00:00                 Bringoo, Frischepost

1:04:40                 Globus, Alpakas & GerneOhne, Yabada

1:09:20                 Oda/Kolonial

1:11:05                 ALDI

1:15:20                 Gorillas, Flink, Delivery Hero

1:22:00                 Wolt, Doordash

1:24:00                 Getir

1:26:15                 GoPuff

1:27:35                 joker

TEIL DREI: DIE ZUKUNFT

1:28:35                 Thesen und Fragen

Alex: Kann man davon sprechen, dass 2021 das Jahr gewesen ist, in dem der Online-Lebensmitteleinzelhandel den Durchbruch erlebte?

Udo: Also im ersten Corona-Jahr 2020 lag das Wachstum bei 60%, im vergangenen Jahr nun bei guten 30%. Generell war E-Food seit 2015 jedes Jahr das am stärksten wachsende Vertical und liegt jetzt so ungefähr bei 3,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz (wobei wohl einige Segmente und Anbieter beim BEVH nicht reinfließen…). Meine Vorhersage für 2022 übrigens: 5 Milliarden.

Was 2021 schon auffällig gewesen ist: Gefühlt jede Woche kam eine neue Finanzierungsrunde oder ein spannender Neueinsteiger dazu. Zudem gab es viel interessante Aktivität am Markt: Internationalisierungen zum Beispiel oder Automatisierung bei bestehenden Anbietern, neue Segmente usw. Und hier und da brauten sich Sturmwolken zusammen. Keine Langeweile bei E-Food also.

Alex: Und hier in Berlin sitzen wir im Epizentrum, im Bermuda-Dreieck davon! Was schätzt du, von wie vielen Anbietern könnten wir von hier aus, hinter dem Hauptbahnhof, binnen einer Stunde was bestellen?

Udo: Ich schätze mal, bei fünf oder sechs. Hier liefern um die vier Quick-Service-Anbietern wie Gorillas und Flink plus Amazon Fresh – binnen einer, höchstens zwei Stunden würden sie uns was bringen. Da habe ich Auslieferer wie Wolt und Delivery Hero noch nicht dazu gerechnet. Wenn wir dann same-day-Anbieter wie Rewe und Yababa dazu nehmen…

Alex: Dabei setzen wir immer Kiel als Trend-Indikator an. Denn: Was bei uns in Kiel aufmacht, hat sich anderswo schon durchgesetzt! So haben wir dort seit zwei Jahren MyTaxi – Das gab es schon vor 10 Jahren hier in Berlin. Oder die Tretroller, die wir seit anderthalb Jahren haben. Und just heute habe ich rausgefunden, dass jetzt Flink in Kiel liefert.

Udo: Da freue ich mich für Kiel! Das fiel mir zufällig auf, als ich mich für den heutige Podcast vorbereitet habe. Das deckt sich übrigens mit meiner Einschätzung, dass Schnell-Service-Konzepte mittlerweile in B- oder gar C-Städte gehen. Flink ist jetzt auch in Wuppertal, Heilbronn und Erlangen zu finden.

(Alex gibt in seiner Rolle als Ortskundiger dann seine Einschätzung zur geografischen Lage von Flink in Kiel zu Protokoll.)

10:20

Alex: Udo, bevor wir weiter auf einzelne Anbieter eingehen: Wo geht die Reise insgesamt hin? Müssen jetzt alle anfangen, so schnell wie Gorillas zu sein, oder kommt es zu einem Nebeneinanderher von verschiedenen Konzepten für unterschiedliche Produktkategorien? Es ist ja gerade sehr schwer für etablierte Anbieter auszumachen, in welche Richtung sie sich entwickeln müssen, weil der Markt durch die große Menge an Wagniskapital derzeit verzerrt ist.

Udo: Also: Abgesehen von alldem, was auf jeden Fall kommen wird – Konsolidierung usw. – kann man schon festhalten, dass das Segment Quick-Commerce etabliert hat. Das wird jetzt keine vorübergehende Hype-Erscheinung sein wie mit den Matratzen (Stichwort: Casper) oder wie mit Wish. Am Ende mag der Markt dafür zwar etwas kleiner sein, als derzeit prognostiziert, aber in den Ballungsräumen wird es auch langfristig Kunden geben, die Premiumpreise für ein hochqualitatives Bio-Sortiment schnell nach Hause geliefert zu zahlen bereit ist.

Bei „klassisches E-Food“-Vollsortimentern – (also: alle Kühlzonen sowie Frische, Fleisch usw.), wovon kompakte Anbieter ab 4.000 Artikeln haben und große Vollsortimenter wie Rewe mehr als 10.000 anbieten – wird es zu einer Segmentierung kommen. Kunden werden einen großen Wocheneinkauf bei diesen entsprechend sortierten Anbietern holen, weil sie bei den Schnell-Service-Bringdiensten einfach nicht alles finden. Dort bestellen sie denn einzelne Sachen unter der Woche nach. Und damit können sowohl Vollsortimenter als auch Quick-Commerce-Anbieter gut leben. So ein Rewe hat meines Erachtens keine Ambition, selbst operativ in den Bereich Schnell-Service reinzugehen. Stattdessen haben sie sich bei Rewe eine Minderheitsanteil an Flink gesichert und konzentrieren sich selbst darauf, in neue Städte zu expandieren. Das halte ich für richtig.

Bei den Quick-Anbietern waren die letzten 12 Monate ebenfalls von der Expansion in neue Städte sowie vom Sortiments- und Kundenstammaufbau geprägt. In UK kann man sehen, dass die Konsolidierung jetzt einzusetzen anfängt. Das überrascht auch nicht, aber in DACH ist es noch nicht klar absehbar, wann es dazu kommt. Da würde ich mit 2023 rechnen.

(Udo – der zum Aufnahmezeitpunkt Ende 2021 noch nicht wissen konnte, dass Foodpanda bald aus dem Rennen ausscheiden würde – wirft ein paar unterschiedliche Szenarien für die Konsolidierung an die Wand. Für die großen Anbieter im Segment wie Gorillas und Flink sei die kritische Phase aber schon überstanden. Die Spieler, die noch an der Seite stehen und zugucken, so Udo weiter, haben aber höchstens noch zwei Jahre, wenn sie noch selber im E-Food etwas aufbauen wollen.

Alex spielt des Teufels Anwalt: Der LEH wächst beständig. Es sei also für etablierte Marktteilnehmer gar nicht schlimm, wenn neue Anbieter online wachsen. Udo sieht es so: Paar Jahre könnten klassische LEH-Anbieter noch ohne spürbare Einschnitte so wie bisher weitermachen. Danach werden sie vor allem in den Städten nicht mehr wachsen können – und es werde zu Frequenzrückgängen, fallender Flächenproduktivität und Rekrutierungsproblemen kommen. Tesco in UK zeige die Gefahr: keine Positionierung im E-Food und eine Marktkapitalisierung, die mittlerweile kleiner als die von Ocado ausfällt.)

17:10

Alex: Du sprichst ja auch mit Lebensmittelherstellern: Hast du den Eindruck, dass sie sich jetzt auf E-Food umstellen – etwa mit der Einstellung von entsprechenden Managern? So wie ein Adidas ein Team hat, dass sich um Amazon, Otto & Co. kümmert. Wie sieht es aus bei Unilever, Nestlé und den kleineren Herstellern?

Udo: Also ich werde schonmal als Berater zu Herstellern geholt. Das sind dann diejenigen, die das Thema proaktiv angehen wollen. Natürlich haben Unternehmen wie Nestlé, Ferrero oder Haribo bereits Key-Accounter für E-Commerce oder gar schon kleine Teams, die sich mit den Plattformen, aber teilweise auch mit Themen wie Social Media beschäftigen. Das sind aber wenige.

Nehmen wir die Top-200 Marken über die ganzen Sortimente hinweg – fünf oder sechs führende Unternehmen bei Spirituosen, bei Süßwaren, bei Molkereiprodukten, Tiernahrung usw.: Bei vielen davon wird E-Commerce noch nicht in der Gesamtstrategie verankert sein, weshalb sie personell und organisatorisch noch nicht entsprechend aufgestellt sind. Das ist für viele zum Teil noch Neuland – und dass Plattformen anders ticken, ist noch nicht zu ihnen durchgedrungen.

Zumal so ein Quick-Commerce-Anbieter für gewöhnlich mit rund 3.000 SKUs arbeitet. In einem Bereich wie Premium-Eis können sie also nur eine Marke reinnehmen: entweder Ben & Jerry’s oder Häägen Dazs.

Alex: Oder Mövenpick.

Udo: Genau. Oder nehmen wir Spirituosen: Die Schnelllieferdienste listen höchstens paar von jeder Getränkesorte. Hier würde ich also immer empfehlen, dass die Hersteller an die Händler herantreten und nicht darauf warten, dass sie gebeten werden. Denn nicht immer sind die Start-ups so weit, dass sie ein gutes category management haben.

(Beste Zeiten für neue Marken, stimmt Alex ein, die Probleme haben, sich bei den Edekas und Rewes dieser Welt listen zu lassen: Sie können zu den neuen Diensten gehen. Und deswegen werden dort neue Markengrößen entstehen, genau wie sie schon auf Amazon und anderen Plattform abseits vom stationären Handel entstanden sind. Kleine, regionale Marken könnten ja bestens zu Gorillas & Co. Kontakt aufnehmen, zumal diese von den Logistikstrukturen kleine Testballons für einige Wochen fahren könnten. Wenn zwölf Monate später der Vertreter des lange etablierten Marke mit dem Präsentationskoffer ankommt, gucke er oft in die Röhre, übernimmt Udo. Viele Vertriebler bei etablierten Marken, merke er in Gesprächen, kennten auch nicht einmal die einschlägigen Namen wie Gorillas, Knuspr oder Yababa. „Was ist denn Quick-Service?!“)

24:30

Alex: Wie sieht es denn derzeit infrastrukturell am Markt aus? E-Food-Anbieter stehen nicht nur vor der Herausforderung, neue Städte anzuschließen und dort neue Lagerfläche zu finden, sondern müssen auch mit einem extremen Arbeitnehmermarkt umgehen, bei dem quasi „Kopfgeld“ auf Fahrer ausgesetzt wird. Da warten die Flink-Leute mit paar Scheinchen vorm Gorillas-Lager…

Udo: Sowohl für Quick-Commerce als auch für klassische E-Food-Konzepte ist der Markt so gut wie leergefegt – und gleich aus verschiedenen Gründen, auf die wir hier nicht alle einzugehen brauchen. Vor allem bei denen Anbietern, die einen hohen Arbeitskraftanteil haben – entweder im Fulfillment oder auf der letzten Meile – wird es eng. Das sind eher Quick-Commerce-Konzepte. Bei den klassischen Anbietern ist es nicht ganz so krass, weil sie vor allen Dingen auf der last mile effizienter sind.

Wie reagieren die Protagonisten darauf? Sie haben riesengroße Teams, die sich nur mit dem Thema Arbeitskräften beschäftigen. Viele bilden derzeit peaks mit Zeitarbeitsagenturen ab, was aber natürlich auf die Dauer weder finanziell noch in Puncto Arbeitgeber/-nehmer-Beziehung schön ist. Mittelfristig ist der einzige Weg die Automatisierung. Rewe zum Beispiel hat mehrere automatisierte Lager gebaut. Das geht natürlich am Besten im Trockensortiment: Die Ware wird per Roboter zu den Pickern gefahren, anstatt dass sie durch die Gänge laufen. So kommt man von 100 auf 25 Arbeitskräfte runter, verringert Fehler und bietet bessere Arbeitsbedingungen für die Picker an. Auch die Kapazität ist höher – sowie die Investitionskosten. Wir reden von einer cap-ex im Bereich 30-50 Millionen Euro. Es lohnt sich also erst für die Großen. Ein weiterer Vorteil allerdings: Man versetzt sich in die Lage, leistungsstark auf „Lieferung innerhalb weniger Stunden“ zu kommen.

(Ob automatisiertes Kommissionieren wirklich so viel fehlerfreier ist als Picking per Hand, will Alex wissen. Udo führt das Reale-Welt-Beispiel von Rewe in Berlin auf: Seit Eröffnung des neuen automatisierten Lager sei die Online-Qualität spürbar gestiegen. Daraufhin vergleicht Alex die paradiesischen Berliner Zuständen mit dem in Gettorf bei Kiel verfügbaren Rewe-Service „Pick from store“…)

29:30

Alex: Die Wehklagen über Wagniskapital, dass Märkte verzerrt, kennt man bereits aus anderen Verticals. Damals hieß es bei Peek & Cloppenburg immer, dass zu viel Geld im Markt sei und keiner was verdiene. Dabei wurden aus den 800 Millionen, die in den Aufbau von Zalando gesteckt wurden, ein Konzern, der heute 20 Milliarden Euro wert ist. Wie schätzt du die Lage im E-Food ein?

Udo: Zur Zeit stehen alle Ampeln auf Grün! Es sei denn, es kommt zu einem derzeit nicht vorhersehbaren Marktkollaps, der alle Geldflüsse zufrieren lässt, werden die Quellen noch sprudeln. Auf der einen Seite hat man zum Teil noch gute Exits, die zeigen, dass es sich lohnt, in den Bereich zu investieren. Da werden Fonds mutiger. Auf der einen Seite hat man in der Form von Quick-Service jetzt ein Geschäftsmodell, an das vor 18 Monaten noch kein Mensch gedacht hat.

Oben darauf hast du dann noch ein paar Ausnahmeerscheinungen wie so ein Picnic oder Rohlik. Letzteres ist ein ehrgeiziges Unternehmen aus Tschechien, dass jetzt auch in Österreich und Deutschland aktiv ist – und mit hunderten Millionen Euro venture capital ausgestattet. Das zeigt: Auch ohne starke Marke kommt man derzeit an Wagniskapital. Gerade die hohen Marketingkosten für unbekannte Brands stellten früher die höchste Eintrittsbarriere dar. Diese Unternehmen kriegen jetzt Geld, während durch Corona die Kundenakquisitionskosten teilweise deutlich gesunken sind. Da sind alle Türen offen!

(Da geht es noch einmal kurz darum, ob die etablierten Anbieter ohne erkennbare Online-Strategie nicht angesichts der Aussichten und Entwicklungen nicht doch noch aufwachen. Der Kauf von Real.de bzw. Kaufland.de zeige, so Udo, dass etwa Lidl das Thema Online auf jeden Fall auf dem Zettel habe. Bloß hat der Discounter im Bereich Food noch nichts daraus gemacht. Wie lange aber noch der „implizite Waffenstillstand“ mit ALDI und Edeka halte – sprich: Wenn du nichts machst, mache ich auch nichts – sei unsicher…)

35:00

Alex: Im Bereich Quick-Service ist derzeit einiges los. Da passieren die wildesten Dinge…

Udo: Ja! Fangen wir mal mit den Fußball-Sachen an: Gorillas hat jetzt eine Kooperation mit Paris Saint-Germain, die bestimmt nicht ganz billig war. Das Ziel war es wahrscheinlich, in Frankreich die Markenbekanntheit zu steigern. Da habe ich nicht schlecht gestaunt! Aber eine Woche später hat Flink verkündet, dass sie mit Ajax zusammenarbeiten. Flink ist vorwiegend in DACH unterwegs, aber eben auch in den Niederlanden. Solche Aktionen lohnen sich natürlich erst ab einer gewissen Größe – Das ist nichts für den kleinen Mickey-Mouse-Anbieter nur in Frankfurt oder nur in Berlin; das können sie sich nicht leisten. Daran sieht man aber eine gewisse Professionalisierung im Segment.

Anderer Power-Move: Doordash hat Wolt übernommen. Wolt haben wir mehrmals lobend erwähnt.

Alex: Viele in Deutschland verkennen nämlich, dass sie mehr als nur Berlin sind. Wenn man nach Helsinki guckt, sind sie viel weiter. Einfach eine megageile operation.

Udo: Ja, sie sind einer der wenigen Anbieter, die halb Europa abdecken. Das passt gut zu Doordash, ein gelisteter Anbieter aus USA mit einer Marktkapitalisierung von rund 16 Milliarden (ob das gerechtfertigt ist, sei mal dahingestellt). Es gibt neben Doordash eine Reihe von US-Anbieter, die stark in Europa expandieren wollen – GoPuff zum Beispiel, sowie Uber mit Eats. Das Ziel kann man entweder organisch oder durch kleinere oder eben größere Übernahmen erreichen.

Doordash ist kurioserweise letztens in Deutschland an den Start gegangen – in Stuttgart (vielleicht gar nicht so dumm, wie man meinen könnte). Sie betreiben einen klassischen Lieferservice, binden aber erfolgreich auch kleine Läden ein. Und gleichzeitig haben sie jetzt Wolt übernommen.

Daran sieht man etwas Interessantes. Es tut sich eine Konkurrenzsituation auf zwischen den food-delivery-Diensten, die aus Restaurants das fertige Essen nach Hause bringen, auf der einen und den pre-packaged-Anbietern auf der anderen Seite. Die beiden verschmelzen nämlich zusehends zu Super-Apps – bei Foodpanda in Berlin kann man sich sowohl Lebensmittel als auch Restaurant-Essen eingeben. (Anm. d. Red.: Das Aus für Foodpanda in der Hauptstadt kam erst Anfang Januar 2022). Bei Wolt in Berlin kann man ebenfalls Restaurant-Menüs sowie Blumen oder Schnaps bestellen. Wolt hat auch angekündigt, kleine Depots zu bauen. So kommt es zu einer Konkurrenz, mancherorts auch zu einer Verschmelzung zwischen E-Food-Anbietern und Plattformen wie Amazon.

38:50

Alex: Du testest viele der Apps und postest die Ergebnisse auf Twitter – etwa, wenn bei Gorillas keine Bananen mehr gibt. Werden die Lieferengpässe mit der Professionalisierung weniger?

Udo: Flink ist in der Zusammenstellung des Sortiments deutlich besser geworden. Auch bei der Verfügbarkeit hat sich was getan – selbst wenn da doch noch mal was fehlt. Ich glaube, hier spielt die Zusammenarbeit mit Rewe eine Rolle. Bei Gorillas ist es nach wie vor sehr volatil. Da fehlt gern mal das ganze Frischfleischsortiment. Ich habe da mein „out-of-stock bingo“-Spiel: kleine Version 2×2, große Version 3×3.

Alex: Achso, weil man auf der mobilen Seite drei Produkte neben- und drei Produkte untereinander sieht?

Udo: Genau! Normalerweise hat man als Händler – sagen wir mal: zehnmal Hack. Und wenn Hack zehnmal verkauft worden ist, dann es das Hack leer. Aber der Artikel verschwindet dann nicht aus der Maschine, sondern wird eingegraut. Wenn man mehrere Sorten Hack hat – Rinderhack, Schweinehack, Halb-und-Halb, Lammhack usw. – kann man ausweichen. Wenn man aber nur einmal Hack listet, wird das schwierig. Dito Bananen, Milch und vieles mehr.

Bei einigen Artikeln kann einem das als Kunden egal sein: Feigenmarmelade aus? Na und. Dann nehme ich Erdbeerkonfitüre. Aber wenn gewisse Produkte zu oft nicht vorrätig sind, ist es nicht schön. Und irgendwann geht man dann zur Konkurrenz.

Denn hier stellt sich die Frage, was eigentlich der Sinn eines Händlers ist. Antwort: Ein Händler hat Ware, die er auch verkaufen kann. Zwar will ich das nicht überdramatisieren, aber wenn man als Lebensmittelhändler zu oft keine Milch da hat, ist das natürlich Blödsinn. Da sieht es aus wie leergefressen, wie kurz nach der Wende. Ergebnis: Die conversion sinkt und die customer acquisition costs (CAC) sind verschwendet.

(Auf Alex‘ Anfrage dröselt Udo die Geschichte der Partnerschaften zwischen Rewe, Gorillas und Flink auf. Anfangs war Rewe Lieferant von Gorillas. Dann kaufte sich Rewe bei Flink ein – mit der Folge, dass sich Gorillas bis zum Ende 2021 einen neuen Großhändler finden muss. Das merke man an Umstellungen im Sortiment, so Udo. Das sei schon ein „dirty move“ von Rewe und Flink – aber so sei es eben im Wettbewerb. Und andere Dienste, die ihre Ware von Etablieren beziehen – wie etwa Bringmeister und Picnic – lassen sich die Lieferungen auf Jahre vertraglich zusichern. Es sei jedenfalls ein strategischer Vorteil, mit einem den Kunden bekannten Sortiment arbeiten zu können.)

42:55

Alex: So: jetzt wollen wir in diesem Teil des Podcasts kurz den Stand zu alle wichtigen Anbietern durchgeben. Von Rewe haben wir schon vieles erzählt: Ausbau des Lieferservices und der automatisierten Lager. Die Supermarktkette galt bisher als führender etablierter Anbieter: Ist sie aus deiner Sicht immer noch vorne?

Udo: Sie veröffentlichen bei Rewe keine Segmentszahlen und sind beim Reporting nicht sehr regelmäßig. Aber vom Umsatz her sind sie die Nummer Eins, keine Frage: mehrere Hundert Millionen dürften da zusammenkommen. Oft wird in der Szene auf die eingedroschen – zu Unrecht, wie ich finde. Mit der Automatisierung kommen sie ja gut voran und Flink ist eine gute Investition. Bis auf das Frontend, das ein bisschen altbacken ist, stehen sie ganz gut da.

Alex: Aus meiner Sicht eine enttäuschende Bilanz: Hatten sie doch 10 Jahre bisher, die Sache zu lösen.

Udo: Aber: Wenn ich wählen müsste, ob ich lieber in den Schuhen von Rewe oder von Kaufland stecken soll, würde ich schon Rewe wählen!

(„Aber das ist wie die Wahl zwischen Schlecker und Quelle!“ behauptet Alex böszüngig. Udo findet den Vergleich etwas überzogen. Worauf sich die beiden einigen können: Wie lange Rewe gebraucht hat, um dorthin zu kommen, wo es etwa in Berlin ist, zeigt, wie schwierig sich die Expansion in E-Food gestaltet.)

44:55

Alex: Wie geht es unserem Lieblingsgeschäftsmodell aus 2019 Picnic? Zu meinem Leidwesen sind sie immer noch nicht oben in Kiel angekommen…

Udo: Die machen auch einen guten Job! Was gibt’s da so Neues? Weitere Expansion innerhalb von NRW samt paar Außenposten. Zur Erinnerung: Die Holländer haben ja einen Zentrallager-Ansatz und bauen um die Lager jeweils Hubs auf; sie machen die letzte Meile selber – nach dem Milchmann-Prinzip mit festen Touren.

Sie gehen jetzt ein bisschen aggressiver vor – a) weil sie eingeschwungen sind; b) weil sie merken, dass die Konkurrenz zunimmt. So sind sie bereits bis nach Münster und Wuppertal vorgedrungen – und sind in Köln auf Gebieten, die sich mit dem ortsansässigen Rewe überschneiden. Das ist alles interessant, weil sie bislang Großstädte eher gemieden haben. Für dieses Jahr vermute ich, dass sie in eine andere Region gehen: Das könnte den Stuttgarter Raum, Rhein-Main, München oder Hamburg sein. Auch in Frankreich sind sie am Expandieren. Auf der Finanzseite haben sie 600 Millionen von der Bill-Gates-Stiftung bekommen und machen als Gruppe bereits über eine Milliarde Euro Umsatz. Von außen betrachtet ist das eines der wenigen Unternehmen in der Branche in Europa, das ein attraktives Kaufziel wäre.

(Alex setzt das in Verhältnis zu den Supermarktketten: Rewe sie in den doppelstelligen Milliarden, Edeka bei 50 Milliarden Umsatz. Beim starken Wachstum ist Picnic aber bereits als relevanter Wettbewerber anzusehen.)

47:30

Alex: Jetzt zu einem ganz neuen Unternehmen: Knuspr. So heißt es jedenfalls in Deutschland, weil es von der tschechischen Rohlik-Gruppe kommt. Dazu in zwei Wochen mehr im Podcast mit dem CEO, aber kannst du uns hier das Modell kurz vorstellen?

Udo: Rohlik macht seit 2014 E-Food in Tschechien, geht aber gerade nach Rumänien, Ungarn und Polen. Der Umsatz liegt bei 200-300 Millionen Euro und das Unternehmen erwirtschaftet bereits eine Rendite von 2%-3%. Das Modell ist eher klassisch: Zentrallager, eigene Flotte für die letzte Meile, Lieferung aber am selben Tag innerhalb von drei Stunden.

In Deutschland und Österreich gehen sie als Knuspr mit einem für meine Verhältnisse durchdachten Sortimentskonzept vor, das sie „Premium plus Hofladen“ nennen. Sie sind hier in München aktiv und kaufen zum Teil dort im Umland ein – und integrieren noch den Content dazu auf ihrer Homepage und in Social-Media. Zudem haben sie das normale Supermarktsortiment, womit sie in der bayerischen Hauptstadt in Konkurrenz zu Rewe, Amazon Fresh und Bringmeister stehen.

Alex: Sie haben eine eigene Flotte, also?

Udo: Die Flotte besteht aus abgerockten, aber dennoch schön angemalten Fiat-Kastenwagen. Sie fahren ein bisschen wie Picnic als „rollende Litfaßsäule“ durch die Stadt. Und der Service-Level – drei Stunden – ist ordentlich hoch. Dafür liegt der Mindestbestellwert bei 40 Euro; ab rund 70 Euro ist die Lieferung kostenfrei. Im Sortiment haben sie bereits 8.000 Artikel.

Am Medien-Tag letztens rückten sie selber mit der Zahl 1.500 Bestellungen pro Tag aus – mit einem Durchschnittswarenkorbwert von 80 Euro! Sie wollen in den kommenden 12 Monaten dort auf 7.000 Bestellungen täglich gehen. Anderes Ziel für die kommenden paar Jahre: in allen Top-7-Städten hierzulande präsent sein; als nächstes kommt Frankfurt (übrigens: genau wie München bislang nicht sehr gut mit E-Food-Konzepten bedient) und die Automatisierung steht an.

(Alex und Udo rechnen die derzeitigen und geplanten Zahlen durch – und kommen zum Schluss: München ist bald fest in Knuspr-Hand! Zumal Amazon da „so la-la“ unterwegs sei und Rewe noch kein automatisiertes Lager in der Stadt habe. Im Vergleich zu Köln oder Berlin sei München bisher underserved. Gleiches gelte für Hamburg. So mache sich in München und anderswo eine Lücke auf, durch welches das mit Wagniskapital vollgesaugte Unternehmen jetzt auszufüllen versuche.

Paar Wermutstropfen: Die out-of-stock-Quote sei lachhaft hoch und über die App möchte man „einen Mantel des Schweigens“ legen. Zudem sei die Lösung für die letzte Meile keineswegs effizient: Wo Picnic vielleicht 6-7 Lieferungen pro Stunde pro Fahrzeug schaffe, sei die drop-rate von Knuspr wohl  eher bei drei. Diese Probleme schütte derzeit mit Geld und Personal zu. Und davon kriege der Kunde nichts mit. Ihm sei das auch egal.)

53:20

Alex: Und was macht die ehemalige Hoffnung von Edeka, Bringmeister? Ebenfalls in München vorhanden.

Udo: Brauchen wir nicht so viel Zeit mit verbringen: Das war früher die operative Beteiligung von Edeka und wurde dieses Jahr an ein Investor verkauft. Das Unternehmen steht aber vor vielen Herausforderungen. Sie haben im Grunde genommen das ganze Edeka-Sortiment und haben früh angefangen – und so ist die Plattform mittlerweile veraltet. Und obwohl sie noch vor Rewe loslegten, sind sie nur in Berlin, Potsdam, München und Augsburg. Im Grunde genommen wird die Firma wie ein uneheliches Kind behandelt: Da wurde lange nichts reininvestiert – und jetzt wurde es veräußert, weil Edeka auf andere Sachen setzt.

Zwar haben sie jetzt mit einer neuen Unternehmensführung und vielleicht neuer Technologie neue Chancen. Aber ich finde den Fall eher schwierig. Sie sind weder Quick-Service noch ein anderes herausragendes Merkmal haben. Strategisch sind zu viele Fragen offen.

54:55

Alex: Spannenderer Fall: Amazon Fresh. Davor hatten alle mal eine Zeit Angst. Allerdings höre ich von Lebensmittelherstellern, dass das nicht so richtig funktioniert und dass sich die Ersten dort wieder zurückziehen. Du bist da bestimmt noch Testkäufer, oder?

Udo: Ja, ab und zu kaufe ich da noch. Aber da muss ich sagen, dass hier auch Amazon keinen – zumindest von außen betrachtet – wahrnehmbaren Plan. Sie sind nach drei oder bald vier Jahren immer noch nur in Berlin, Potsdam und München aktiv; sie liefern auch ein bisschen nach Hamburg. Ein großes automatisiertes Lager haben sie auch nicht gebaut. Weder haben sie eine besondere Sortimentsstrategie wie Knuspr noch eine pfiffige last-mile‑Lösung wie Picnic. Superschnell wie die Quick-Service-Anbieter sind sie auch nicht. Die Preise sind nicht besonders günstig.

Das heißt: Die machen einen guten Job – Es funktioniert, das Service-Level ist okay – aber es ist alles eben in der Amazon-Site integriert. Und bis auf die Tatsache, dass es in meinem Amazon-Account bereits vorhanden sind: Warum sollte ich ohne echten USP zu Amazon-Fresh wechseln?

56:45

Alex: Kurz nachdem der CEO bei mir im Podcast Hoffnung auf spannende Entwicklungen wie vertikale Integration und Eigenmarken, extra Services wie Retourenmitnahme usw. machte, wurde Flaschenpost für rund eine Milliarde Euro an Oetker verkauft. Sieht aus wie ein smarter Deal – für beide Seiten.

Udo: Auf jeden Fall – für die, die verkauft haben! Für die Käufer? Wird sich zeigen. Zumindest hat Oetker jetzt einen Chip im Spiel. Was man bereits jetzt über Flaschenpost festhalten kann: Sie haben das Konzept Getränkelieferdienst Online in Deutschland etabliert. Sie sind auch in über 50 Städten hierzulande vertreten. Und in Münster machten sie ein Pilotprojekt mit E-Food: Obst & Co. als kompaktes Vollsortiment. Das war ein Erfolg und jetzt rollen sie das mit 3.000-4.000 Artikel aus. In Berlin und anderswo kannst du bei Flaschenpost also jetzt Getränke zusammen mit Lebensmitteln bestellen.

Bislang war immer das Argument: Warum sollte ich bei zwei Anbietern Sachen bestellen? Wenn ich alles – inklusive Getränken – bei Rewe, Picnic oder Knuspr bekomme, wozu noch Flaschenpost? Logisch also, dass Flaschenpost in die andere Richtung denkt und Lebensmittel mitanbietet, wo sie eh die letzte Meile fahren. Das befreit sie aber noch nicht von der Überlegung, wie sie bei den Kunden langfristig wahrgenommen werden: Ist das ein Getränkelieferant mit ein paar anderen Produkten oder wollen sie sich anderswohin entwickeln? Ein großer Vorteil: Sie sind ja bereits in über 50 Städten mit der Getränkeflotte vertreten. So können sie viel schneller auch im E-Food Kunden akquirieren.

(Alex äußert Skepsis – Der beinahe überstürzt erscheinende Verkauf müsse wohl seine Gründe haben – und wagt die Prognose, dass im Bereich E-Food von Flaschenpost wenig kommen wird.)

1:00:00

Alex: Du hast mir „Bringoo“ aufgeschrieben. Bringoo? Noch nie gehört!

Udo: Wo Bringoo interessant ist: Sie machen Quick-Service auf der asset-light-Tour wie Instacart in USA. Das heißt: Sie gehen in ein Supermarkt und kaufen die Bestellliste für den Kunden dort ein. Das Rocket-Venture Shopwings hat das mal vor Jahren in Deutschland probiert, aber es hat damals nicht funktioniert.

Bringoo bringt dir den Einkauf in 45 Minuten nach Hause und hat unter anderem das Sortiment von Edeka- und Penny-Märkten in der App. Da bleibe ich aber skeptisch, inwieweit das skalierbar ist und ob sie sich gegen die großen Pure-Plays werden durchsetzen können. Aber man sieht daran, wie schnell man einen E-Food-Service aufstellen kann. Alles, was man braucht, ist eine App.

Alex: Und was ist mit Frischepost? Die wollte ich schon länger in den Podcast holen.

Udo: Auch ein interessantes Nischen-Modell. Sie bezeichnen sich selber als „Online-Hofladen“ und sind stark in Hamburg und Umgebung vertreten, wo sie angefangen haben. Sie haben 2.000-3.000 Artikel mit einem hohen regionalen und biologischen Anteil. Premium also. Wo immer sie hingehen – Berlin, Frankfurt, München – kaufen sie aus dem Umland ein.

Man muss mit paar Tage Vorlauf bestellen und das Einkaufsverhalten ist wohl eher „einmal die Woche Familieneinkauf“. Was bei ihnen sehr interessant ist: Das Franchise-Modell. Sie geben also eine überschaubare App-Lösung, die Marke und Sortimentsberatung gegen Gebühren an Teams in verschiedenen Städten ab, die das dann vor Ort aufziehen. Sie bedienen damit ein zwar relativ kleines, aber überall vorhandenes Nischensegment.

(Herausforderung dabei: Logistik! Man müsse so einige Höfe abfahren, um das Sortiment zusammenzubekommen. Und die Lieferung erfolge auch mit eigener Flotte.)

1:04:40

Alex: Du hast mir eine Liste von interessanten Neueinsteigern geschickt. Hier in Berlin ist das ein Wahnsinn, was es mittlerweile alles gibt! Oda, Globus, Yabab… Yababa.

Udo: Globus können wir schnell abhandeln: Das ist die Nummer Vier im deutschen LEH. Sie wollen nach ihren Erfahrungen mit Click-&-Collect tiefer einsteigen.

Alex: Ein Spryker-Projekt!

Udo: Richtig. Und ich finde es interessant, dass sie bei Globus „Ja“ sagen: „Ja, wir müssen was in dem Segment machen!“ Da ist noch nichts fertig, aber Ich glaube, dass sie an bestimmten Standorten da ein gutes Angebot werden machen können. Sie haben dort die Sortimentskompetenz und stecken ein bisschen Geld rein. Das finde ich gut. Es ist noch nicht zu spät!

Ein weiteres Thema, was zwar jetzt nicht mehrheitsfähig ist, aber vor allem in Großstädten nicht zu vernachlässigen: Unverpackt. Hier gibt es auch einige Online-Konzepte, von denen ich einfach paar Namen nenne: Alpakas, GerneOhne…

Alex: … Das ist ja auch im stationären Handel ein großer Trend derzeit: Unverpacktläden.

Udo: Genau. Auch im Bio-Markt sieht man diese Ständer mit 20 Glaseimer voll Müsli, Nüsse & Co. Und das gibt es nun auch als kompaktes Sortiment von rund 500 bis 1.500 Artikeln bei mehreren Online-Pure-Plays. Für ihre umweltbewusste Zielgruppe ist das Einsparen von Verpackungsmüll oberstes Gebot und sie wird daher nicht von Rewe oder Amazon ausgehebelt werden. Kundensegment: klein aber fein!

Sonst gibt es ein weiteres Thema. Da muss ich aber in aller Offenheit sofort sagen, dass es sich um eine Firma handelt, an der ich als Business-Angel beteiligt bin.

Alex: Da sollten unsere Hörer die Ohren zuspitzen! Wenn du im Food eine Beteiligung hast, dann ist das so etwas wie ein Prädikat!

Udo: Es geht um Yababa und das Schlagwort ist „ethno-food“. Da geht es also um ein E-Food-Angebot für eine ganz bestimmte ethnische Gruppe – in diesem Falle Türkisch- und Arabischstämmige. In USA gibt es ähnliche Konzepte für Mexikaner und Asiaten. Und das ist ja je nach Region und Zielgruppe gut übertragbar.

(Alex kann sich das bestens vorstellen. Schließlich sieht es im stationären türkischen Supermarkt schon sehr anders aus als im Edeka. Warum sollte die Online-Welt das nicht wiedergeben? „Genau. Kleine Reispackung: 5 Kilo!“ Der Charm von Yababa laut Udo: Türkisch-Arabischstämmige machen in Ballungsräumen bis zu 25% der Bevölkerung aus und das Segment sei noch nicht gut bedient. Das Konzept von Yababa habe nicht nur ihn selbst, sondern auch paar Berliner VCs wie Project A überzeugt, so Udo weiter.)

1:09:20

Alex: Du hast ja geschrieben, dass das norwegische Oda – vorher Kolonial – nach Deutschland kommt. Die Firma kenne ich bereits länger. Sie hat es 2014 auf Kassenzone geschafft, bevor es überhaupt den Podcast gab! Und zwar bin ich damals mit paar anderen E-Commerce-Jungs mit der ColorLine-Fähre von Kiel nach Oslo gefahren und vor Ort hatten wir dann einen Vortrag vom Kolonial-Gründer. Und jetzt kommt er nach Deutschland!

Udo: 2022 geht es in Berlin schon los! In Norwegen sind sie bestens unterwegs – wobei man vielleicht bedenken sollte, dass es sich um einen kleinen Markt mit sehr hoher Kaufkraft und sehr hohen Preisen handelt. Bei Kolonial sind sie aber sehr technologieorientiert – zugespitzt: „Ocado in Klein“. Also, viel Automatisierungstechnik. Sie sind auch mit finanziellen Mitteln bestens ausgestattet: Die Bewertung liegt bei 900 Millionen Euro und sie haben 260 Millionen eingesammelt. Damit sind sie von der firepower einem Rohlik gleich – und auch ihre Marke kennt noch keiner. Das ist ja das Interessante.

1:11:05

Alex: Du, wie sieht es derzeit bei ALDI aus?

Udo: Also, da muss man über die Landesgrenzen gucken gehen, weil: Gibt’s nicht in Deutschland! Aber in UK haben sie einen okayen Shop.

Alex: Warte! Ist ALDI Nord nicht doch mit einem ganz schlimmen Shop hierzulande unterwegs?

Udo: Für Fotos, Urlaubsreisen und Blumen, ja.

Alex: Und die Prospekte kann man online einsehen.

Udo: Ja, das Käseblatt! Aber zurück zu Großbritannien: Dort sind sie mit Click-&-Collect unterwegs. Das ist schon das zweite Weihnachten, dass sie in diese Falle gelaufen sind. Und da könnte man sich schon die Frage stellen, warum sie nicht nach über einem Jahr Erfahrung nicht einmal in UK ein echtes Online-Geschäft aufbauen. Da ist die Konkurrenz bereits so stark; in den Städten hat Online teilweise bis zu 25% Marktanteil. Da kaufen die Leute eben online ein!

In Österreich firmiert ALDI unter Hofer und dort haben sie dafür so einen komischen Dienstleister genommen. Ich habe mir die Homepage angeguckt und es sieht wirklich grausam aus…

(Alex und Udo beugen sich gemeinsam über den nicht gerade zeitgemäßen Auftritt der österreichischen Marke. „Ende vom Lied: Es gibt immer noch kein erkennbares Geschäftsmodell für die ALDI-Gruppe im Bereich E-Food und Digitalisierung. Schade, weil ALDI halb Deutschland kennt.“ Zum Discounter-Konkurrenten Lidl mit Kaufland halten die beiden fest, dass auch hier in absehbarer Zeit viel nicht mehr kommen dürfte – und tuscheln kurz über den „nicht ganz freiwilligen“ Wechsel in der dortigen Vorstandsetage…)

1:15:20

Alex: Dann wollen wir kurz auf die Quick-Service-Anbieter eingehen. Gorillas haben mehr Funding bekommen, richtig?

Udo: Ja, und dort ist die Expansion weitestgehend abgeschlossen. Ich würde ein Fragezeichen daran machen, ob sie sich nicht doch aus UK und USA wieder zurückziehen. Das Produkt hat sich weiterentwickelt und sie bleiben sehr experimentierfreudig – sowohl im Sortiment als auch in ihren Social-Media-Auftritten. Dabei wird das Lieferversprechen „in 10 Minuten da“ schrittweise aufgeweicht und geht eher Richtung 15-20 Minuten. Damit sind sie aber nicht allein.

Alex: Da starte ich parallel zum Gespräch jetzt mal die App…

Udo: Mittlerweile sind sie mit 2 Milliarden Euro bewertet und haben angeblich 800 Millionen bekommen. Davon kam ein dreistelliger Betrag von Delivery Hero. Und gleichzeitig ist Doordash bei Flink eingestiegen. So sind die Fronten klar: Die beiden Anbieter mit dem D konkurrieren direkt miteinander und haben auch in jeweils konkurrierende Beteiligungen investiert. Dann gab es noch das Thema Betriebsrat hier in Berlin. Darunter hat das Image von Gorillas ganz schön gelitten. Und so gibt es die Idee, in kleinere Städte mit einem Franchising-Modell reinzugehen.

Zudem gab es Gerüchte, dass die Lieferkosten von 1,80€ steigen sollen – etwa mit einem Mindestmenge-Zuschlag von 2 Euro sofern man weniger als 15 Euro Ware bestellt. Im Endeffekt fällt damit eine Kaufsituation weg: „Mir fehlt beim Kochen gerade das Basilikum. Ich bestell‘ das schnell mal bei Gorillas nach…“ Das würde jetzt zusätzlich zu den Kosten fürs Basilikum 4 Euro kosten.

Alex: Ich gucke hier gerade in der App: Das erste „Top-Pick“-Produkt wurde schon ausgegraut. Und die Lieferzeit hierhin wird mit 28 Minuten angezeigt.

Udo: Das hängt immer ein bisschen vom Wetter ab. Heute ist in Berlin Starkregen angekündigt. Und: Obwohl sich die Leistung leicht verschlechtert haben mag, ist das Ganze für eine anderthalb Jahre alte Firma nach wie vor eine Sensation!

Zu Flink gibt es hier übrigens einige Parallele. Auch dort ist die internationale Expansion weitestgehend abgeschlossen: DACH, Holland, Österreich; 40 Städte mit über 80 Depots – unter anderem, wie vorhin festgestellt, in Kiel. Was hier interessant ist: Im Vergleich zu Gorillas ist das Image neutral bis positiv. Auch das Sortiment ist deutlich besser: nicht größer, aber qualitativ. Dafür ist die App deutlich schlechter.

Beide Anbieter machen aggressive Werbung, so Udo weiter: Mit Social-Media-Posts, TV-Spots und Out-of-home-Anzeigen schmeißen ´sie die Marketing-Euros nur so um sich. Von der Bewertung und Finanzierung her ist Flink mit Gorillas vergleichbar. Das sind also die beiden dominanten Quick-Service-Anbieter in Westeuropa.

(Danach gehen die beiden auf den Sinneswandel bei Delivery Hero ein. Früher ließ der CEO verlauten, Quick-Commerce werde genauso schnell wieder gehen, wie er gekommen sei. Jetzt beteiligt sich Delivery Hero ja an Gorillas und baut eigene Depots auf, um neben Restaurant-Essen auch Lebensmittel anzubieten. Danach geht Udo kurz auf den lokalen Berliner Quick-Anbieter Bring ein, den er für einen künftigen Übernahmekandidaten hält.)

1:22:00

Alex: Dann haben wir Wolt. Die haben in Berlin leicht zurechtgefunden – wahrscheinlich auch, weil Delivery Hero hier in den letzten Jahren keinen so guten Job gemacht hat.

Udo: In der Automobilbranche würde man zu Wolt „gehobene Mittelklasse“ sagen. Sie haben neben paar Basic das eine oder andere Restaurant, das man sonst nicht hat. Meine Meinung nach haben sie eine Marktlücke aufgetan und machen darin einen guten Job. Ab 2022 gehören sie dann de facto zu Doordash.

Alex: Könnte man sagen: „Wolt ist das bessere Delivery Hero“?

Udo: In Deutschland: ein klares Ja! Der Delivery-Hero-CEO postet immer, wie toll sie in Korea aufgestellt sind. Sagen wir mal so: Das mag so sein, aber dann ist nicht viel Knowhow davon in Deutschland angekommen.

(Udo rekapituliert daraufhin kurz die Informationen zum US-Konkurrenten Doordash, das ja in Deutschland im Aufbau ist und Wolt übernommen hat: „Marktet-Cap ist riesengroß. Sollte man im Auge behalten!“)

1:24:00

Alex: Getir, habe ich übrigens gelernt, ist wohl das Vorbild für die neuen Quick-Lieferdienste. Das Unternehmen kommt aus der Türkei und gibt es jetzt hier in Berlin.

Udo: Seit Sommer, ja, und sie sind letztens nach München und Hamburg expandiert. Davon hat man viel erwartet – mir inklusive. Bislang stimmt aber die Positionierung wohl nicht ganz. Bei 20-30 Minuten sind sie nämlich weder deutlich schneller als die Konkurrenten und das Sortiment erinnert eher an „gehobene Tankstelle“, sprich: nur 1.500 Artikel, die nicht einmal besonders günstig sind.

Dabei sind sie mit enormen 7,5 Milliarden bewertet und haben viel Kapital eingesammelt. In UK und einigen anderen europäischen Ländern sind sie auch stark aktiv. Aber in Deutschland hängen sie jedenfalls hinterher. Sie fallen durch sehr aggressives Vouchering auf.

Alex: Aber das bringt doch nichts, wenn man Umsonst-Pizza oder 20-Euro-Gutscheins raushaut und die Kunden feststellen, dass sie doch weiterhin bei Gorillas kaufen, weil der Service besser ist.

Udo: Die hatten letztens einen Einkaufsgutschein für 10 Euro, der 1 Cent gekostet hat, weil man mit dem Betrag 0,00 € wohl Probleme mit der Steuer zu tun bekommt… Absurd. Und irgendwann muss man sich fragen, wie das auf die Wahrnehmung nach außen wirkt.

(So einfach sei die Expansion also doch nicht immer, merkt Alex an.)

1:26:15

Alex: Was ist denn mit GoPuff? Und was machen sie anders?

Udo: GoPuff kommt aus den USA. Wie Oda/Kolonial sind sie am Horizont, aber noch nicht ganz in Deutschland angekommen. Die Lieferung kommt erst in 30 Minuten, dafür haben bringen sie aber Fulfillment-Kompetenz mit. Sie fingen damit an, kleine Depots für den studentischen Bedarf zu betreiben und haben immer darum herum in 30-Minuten-Reichweite das Geschäft aufgebaut. Sie haben also den Gorillas-Trend nicht erfunden, gehen aber von Haus aus in diese Richtung. Derzeit sind sie bei einer Unternehmensbewertung von 15 Milliarden – haben also richtig Kohle! Und in UK und Frankreich haben sie schon kleinere Anbieter aufgekauft…

Sie stehen also wie Doordash auf dem Sprung nach Westeuropa, sind aber operativ deutlich stärker aufgestellt. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie demnächst per Akquisition hier in Deutschland auftauchen.

(Der perfekte Ausstieg für kleinere Dienste, also, fasst Alex zusammen.)

1:27:35

Alex: Letztes Unternehmen für heute: joker.

Udo: Ebenfalls ein Quick-Service-Anbieter, der ungefähr zeitgleich mit Flink hochkam. Sie haben ein gutes Team und haben damit einige Wagniskapitalgeber überzeugt: Die Bewertung lag dann schon bei einer Milliarde und sie sammelten 200 Millionen rein. Bei ihnen interessant: Sie verfolgen eine komplett andere Regionalstrategie. Sie haben wohl gesehen, wie stark die Konkurrenz in Westeuropa sein würde und sind direkt in die Schwellenländer gegangen: Südamerika. Danach kam Polen, Österreich und erst kürzlich USA. Das scheint ganz gut zu laufen.

(Man müsste, regt Alex an, so eine Art Weltkarte anfertigen – mit allen Anbietern darauf eingezeichnet und mit vielen Grafiken, die Liefergeschwindigkeit, Sortimentsgröße und Lagerkonzept visuell aufbereiten.)

1:28:55

Alex: Jetzt wollen wir das alles zusammenfassen und die zentralen Thesen für E-Food für 2022 aufstellen.

Frage Nummer Eins: performance oder convenience? Werden sich die Leute eher daran gewöhnen, alles möglichst schnell (performance) oder möglichst alles bequem (convenience) geliefert zu bekommen?

Udo: Ich glaube, beide Modelle können gewinnen, wenn sie nur fokussiert genug sind. Für beides gibt es eine Zielgruppe. Man ist also entweder ein Quick-Service-Anbieter mit einem eher kompakten Sortiment, dafür aber ein Lieferversprechen von 30 Minuten. Oder man bietet ein zwar kompaktes, aber größeres Vollsortiment an, das aber erst im Bereich 3 Stunden bis am selben Tag operiert. Letzteres ist eher für einen Familieneinkauf gedacht. Für eins von beiden muss man sich allerdings entscheiden.

Alex: Frage Nummer Zwei: Sehen wir Ende 2022 mehr Anbieter auf unserer Liste oder weniger?

Udo: Ein paar mehr, würde ich sagen, bevor es 2023 mit der Konsolidierung losgeht. Erst einmal werden 2022 einige Dienste (Yababa, Knuspr) weiter expandieren während neue, die den Einstieg angekündigt haben (Globus) oder vor der Tür stehen (GoPuff), dazukommen.

Alex: These: Die Entscheidung von Edeka und Rewe aus dem Quick-Commerce sowie aus dem Picnic-Rohlik-Segment rauszuhalten, ist falsch, weil sie in zwei bis drei Jahren doch einsteigen müssen – und dann für den Kundenzugang überbezahlen müssen.

Udo: Naja, Edeka ist ja Picnic investiert und Rewe ist an Flink beteiligt. Und beim Quick-Service kämen sie eh zu spät: Das könnten sie nicht selber aufbauen, sondern müssten kaufen. Ist das für ihre Strategie ein ideales Target? Eher nicht.

Alex: These: Flink oder Getir kommen zu mir nach Gettorf, bei Edeka oder Rewe mir Lieferservice anbietet.

Udo: Da ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich höher, dass du einen Quick-Service-Anbieter bekommst, als einen der Klassiker.

Alex: Wenn sie den Mittagstisch vom Gettdorfer Marktcafé mitliefern, bestelle ich dann auf jeden Fall!

These: Die Innenstadt stirbt doch nicht! Die leerstehenden Flächen werden nämlich alle von den Lieferdiensten bezogen!

Udo: Das gilt zwar nicht für eher schwache Innenstädte in Sachsen-Anhalt – oder, wollen wir mal fair sein: auch Niedersachsen! Man sieht aber in vielen Städten, dass Flächen, aus denen der Einzelhandel auszieht, bei entsprechender Eignung doch zu kleine E-Food-Depots werden. In einigen Städten hat man als Lieferdienst schon Probleme, geeignete Flächen zu finden.

Wird das die Innenstädte retten? Weiß ich nicht. Da bin ich nicht der Experte. Aber es ist doch interessant, dass E-Food ein neues Nutzungskonzept darstellt.

(Alex malt einen erstaunlichen Kreis: Weil die Nachfrage nach innerstädtischen Lagerfläche stark ansteigt, stirbt der Einzelhandel, der bereits jetzt unter hohen Gewerbemieten ächzt, noch schneller aus.)

1:34:30

Alex: These: Die Kosten für Arbeitskräfte steigen bei der hohen Nachfrage so stark, dass es sich für Quick-Service-Anbieter bald gar nicht mehr lohnt.

Udo: Zur Zeit können sie steigende Personalkosten durch das viele VC-Geld halbwegs ausgleichen. Aber ich denke schon, dass sie bereits nachdenken, wie sie sich operativ arbeitskraftärmer aufstellen können – Beispiel: aus fünf Depots mache drei! Eins davon hat dann noch dazu eine kleine Automatisierungslösung. Klar ist: Der steigende Mindestlohn und die Arbeitskräfteknappheit trifft eher Quick-Service-Anbieter als klassische Anbieter.

Aber: Ganz weit am Horizont kommt die autonome letzte Meile. Dann wird die Hälfte der Arbeitskräfte in dem Bereich gar nicht mehr gebraucht.

Alex: Letzte Frage: Glaubst du, dass die Anbieter es eigentlich darauf abgesehen haben, Logistikstrukturen aufzubauen, mit denen sie später ins Plattformgeschäft einsteigen können? Sprich: Später müssen sie nicht mit der Handelsmarge auf einer Banane ihr Geld verdienen, sondern zwacken DM und Douglas einen Euro ab, weil diese über die Dienste ihr Sortiment liefern müssen?

Udo: Interessante Frage – und interessante Entwicklung. Douglas hatte bis Ende 2021 rund 25 Artikel bei Gorillas in Hamburg gelistet, um zu testen, wie sie ankommen. Flink bietet Sushi an. Und wer weiß, was bald mit Mode oder Elektronik ist…? Das ist eine strategische Frage für die Anbieter, die natürlich aufpassen müssen, dass sie sich nicht verzetteln: Sind sie Lebensmitteleinzelhändler? Oder bieten sie Lebensmittel plus Restaurantlieferdienst an? Oder wollen sie eine Logistikinfrastruktur aufbauen, über die man andere Händler an Kunden bringen kann? Alles davon ist möglich. Oder man macht es wie Ocado und sagt: Wir wollen ein Technologieanbieter werden, der auch Lebensmittel verkauft. Das stellt eine Frage an Gorillas, Picnic und andere mehr, was langfristig die Perspektive ist.

(Alex fällt einen guten Abschluss ein: Twitter bietet jetzt Clubhouse-mäßige Audio-Drop-ins an. Sobald die beiden raushaben, wie das funktioniert, wollen sie auf Hörer- und Leserfragen zu E-Food eingehen!)

Neue Beiträge per E-Mail abonnieren.

Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
Danke! Bestätige deine Anmeldung bitte in der Mail, die wir dir soeben geschickt haben.

Weiterdiskutieren auf

Mehr zu Branchenanalysen

„Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist jetzt!“ Jan-Hendrik Goldbeck„Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist jetzt!“ Jan-Hendrik Goldbeck

„Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist jetzt!“ Jan-Hendrik Goldbeck„Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist jetzt!“ Jan-Hendrik Goldbeck

Jan-Hendrik Mohr, CEO CLAASJan-Hendrik Mohr, CEO CLAAS

Jan-Hendrik Mohr, CEO CLAASJan-Hendrik Mohr, CEO CLAAS

Die Deutschland VisionDie Deutschland Vision

Die Deutschland VisionDie Deutschland Vision

Alle Beiträge zu Branchenanalysen