business-300Der E-Commerce Markt im B2B Bereich befindet sich nach meinem Empfinden gerade im Aufbruch, und nicht erst seit dem Contorion Interview ist klar geworden, dass man in diesem Umfeld mit klassischem Online Handwerk (Technologie Setup, SEO, SEA, Mailings…) noch eine ganze Menge erreichen kann, während man im B2C Umfeld schon deutlich tiefer in die Trickkiste greifen muss. Aktuell kann man das am Beispiel von certeo.de beobachten, die innerhalb kurzer Zeit ihre alte Plattform komplett abgelöst haben und durch Spryker ersetzt haben. Alexander Ketzler ist Geschäfsführer von certeo.de, und im Interview erklärt er, warum er keine Angst vor Amazon haben muss und warum es bisher keine nationalen Platzhirsche in dem Bereich gibt, sondern nur lokale Größen. Mit Certeo.de will er das ändern und mit dem Relaunch hat er nun auch die passende Basis dafür. Wir sprechen über Bestellprozesse im B2B Umfeld, über Möglichkeiten auch die neuen Devices (Voice…) einzusetzen und natürlich über die operativen Herausforderungen, wenn man sich aus dem Konzern (Takkt AG) etwas löst und nun mit allen Freiheiten ausgestattet ist.

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B2B-Business Equipment online mit Alexander Alex K., Geschäftsführer von Certeo

Certeo Business Equipment GmbH ist ein Tochterunternehmen der Stuttgarter TAKKT-Gruppe. Mit der Marke Certeo ist diese in vier Ländern im B2B-Vertrieb von Büromöbel und Betriebsausstattung aktiv.

 „Nicht nur die Büroräume, sondern auch die Köpfe der Mitarbeiter ausstatten.“         

3:00

Alex: Über was für einen Markt reden wir denn unter dem Begriff „Business Equipment“? Was wird im Segment verkauft? Wie groß ist es? Und wie wurde bislang dort Handel betrieben?

Alex K.: Business Equipment umfasst Schreitische, Besprechungsraumstühle, Hubwagen, Regale – alles, was man an haltbaren Gütern in einem Unternehmen braucht, um sein Geschäft zu treiben. Das kann Handwerk oder Dienstleistung sein: Betriebsausstattung, Büromöbel. Was wir noch nicht abdecken: Bürobedarf, also klassische Verbrauchswaren wie Papier, Druckerpatronen usw.

Alex: Wo ist das die Abgrenzung zum Handwerksbedarf à la Würth und Berner? Sie haben ja auch Regale im Sortiment. Gibt es da eine Schnittmenge?

Alex K.: Eine Überschneidung gibt es. Aber Werkzeug haben wir beispielsweise nicht. Was wir allerdings sehen: Alle im Segment Business Equipment – also auch Würth & Co. – sehen zu, dass sie ihr Sortiment erweitern. Sie stoßen auch in die Segmente vor, in denen wie aktuell liefern.

Alex: Gibt es im Markt eigentlich Brands? Abgesehen von der Elektronik nehme ich das so wie im Möbelmarkt wahr. Also, dass es – abgesehen von ein paar Premiummarken – eigentlich keine richtigen Namen gibt. Mir fällt spontan Bürostühle von Interstuhl ein, weil sie in der Brand Eins Werbung machen, aber das war es eher…

Alex K.: Einkäufer und Händler kennen die Marken, aber aus Kundensicht spielen sie noch nicht so eine große Rolle. Privat gucken die Leute schon mal nach einem Bisley- oder Interlübke-Schreibtisch, aber im B2B gibt es dieses Markenbewusstsein noch nicht – Betonung übrigens auf „noch“, weil das meiner Meinung nach eine Opportunität darstellt.

5:55

Alex: Das ist ein gutes Zeichen für Händler, denn sie können noch durch Sortimentierung den Eindruck erwecken, den einen Schreibtisch gibt es nur bei ihnen und nicht bei jedem Anbieter! So entzieht man sich der Vergleichbarkeit… Aber über was für eine Marktgröße reden wir denn eigentlich?

Alex K.: Die ist schwierig zu fassen, weil so stark segmentiert. Business Equipment kauft man nämlich auch mal im Baumarkt ein, also stationär, und das Kataloggeschäft ist immens. Dann wird auch es noch über E-Procurement-Systeme beschafft. Grob rechnen würde ich mit 8,5 bis 10 Milliarden Euro jährlich. Aber wo zieht man denn die Grenze zu anderen Sortimenten…?

Alex: Gemessen etwa an Consumer Electronics mit 80 und Fashion mit 40 Milliarden Euro ist das also nicht ganz unbedeutend. Wer sind denn da aus Endkundenperspektive die klassischen Anbieter? Staples?

Alex K.: Aktuell ist Staples in der Kundenwahrnehmung ein Lieferant von C-Gütern, also Verbrauchsmaterial. Dabei haben sie zwar auch Schreibtische usw., aber es geht eher in den Office-Bereich rüber. Einen ausgesprochenen Platzhirschen gibt es aus Kundensicht noch nicht.

(Alex berichtet über einen kleinen Büroausstatter aus Kiel. Daraufhin erwähnt Alex K. den Versandhändler Kaiser-Kraft – ebenfalls aus dem Takkt-Konzern – als großen Anbieter. Allerdings sei die Konkurrenz doch eher kleinteilig regional. Alex erinnert sich dann an seine ersten Erfahrungen mit auf Büroausstattung konzentrierten Katalogmarken, denen er noch nie begegnet war.)

9:15

Alex: Wie hoch ist denn der Online-Anteil im Markt?

Alex K.: Auch schwierig zu sagen. Schätzungsweise erst zwischen 20% und 25%. Da ist noch eine Menge zu holen, weil so viel noch ja noch über regionale Anbieter und Baumärkte oder aber auch IKEA läuft.

Alex: Intuitiv hätte ich das geringer eingeschätzt. Im Fashion liegt man erst bei 20%.

Alex K.: Da sind wir wieder bei der Definitionsschwierigkeit. Nehme ich etwa C-Güter wie Papier und Tinte raus, dann liegen wir definitiv niedriger. Vielleicht sogar bei 10%.

Alex: Also da, wo Fashion vor 10 Jahren war. Ihr seid jetzt aktiv im Markt: Rechnet ihr damit, online deutlich effizienter Kunden erreichen zu können und so über Skaleneffekte zu wachsen?

Alex K.: Es wird im B2B genau dasselbe passieren wie in der Touristik in den 90ern und wie im B2C-Handel in den letzten 10 Jahren. Das heißt: Es wird Plattform geben, die die ganze Bandbreite verkaufen. Die Herausforderung wird dabei eher die Logistik sein: Schuhe lassen sich einfacher als Regale versenden. Die Next-Day-Delivery eines Schreibtisches ist schon komplexer. Aber wer diese Prozesse in den Griff bekommt und Amazon-Prime-ähnlich schnell verschicken kann, hat gewonnen. Allerdings gibt es diese Plattform heute nicht.

Alex: Wo seid ihr denn gerade mit eurem Relaunch dran?

Alex K.: Wir haben einen Webshop neu rausgebracht, der so ungefähr ein Drittel von dem abdeckt, was wir an Sortimentsbreite gerne hätten, um uns als Plattform zu bezeichnen.

12:00

Alex: Wie viele Kategorien oder Produkte habt ihr denn?

Alex K.: Wir haben rund 35.000 SKUs.

Alex: Das heißt, ihr würdet 100.000 SKUs brauchen, um ein sinnvolles Long-Tail-Sortiment anzubieten?

Alex K.: Das muss man weiterdenken. In der alten Denke bestand Business Equipment aus physischen Gütern. Will ich aber heute ein Unternehmen dabei unterstützen, sein Kerngeschäft ideal zu betreiben, muss ich ihm vielleicht doch mehr auf dieser Plattform anbieten. Also jenseits von Schreibtischen auch Software-Lösungen, Versicherungsleistungen oder sogar Beratungsumfänge, die explizit auf diese Zielgruppe abzielen. Da muss ich auf alle Fälle eine Community der Kunden schaffen, damit ich erst Plattform werde und viel mehr bin, als nur ein Shop. Dann bin ich eine Lösung, an die sich Geschäftskunden wenden, wenn sie nicht nur die Büroräume, sondern auch die Köpfe der Mitarbeiter ausstatten wollen.

(Im Markt heute biete das noch keiner an, erklärt Alex K. auf Anfrage. Nicht mal Amazon Business. Geschäftskunden seien zudem sehr orientierungsbedürftig, weil es oft schnell gehen müsse und die Muße zur Auseinandersetzung mit den Produkten fehle. Auch das müsse eine gute Plattform anbieten.)

14:50

Alex: Ihr habt euch letztens für Spryker entschieden. Kannst du mir herleiten, warum für euch die Technologie die richtige Investition ist?

Alex K.: Früher gingen oft Versandhändler mit gedruckten Katalogen ins Netz und sagten: „Ich brauche einen Webshop.“ Dann gingen sie zu klassischen Anbietern wie Magento, Intershop, oder Hybris, hatten aber dann überhaupt keine technische Ownership über das Produkt – was witzigerweise ganz anders beim Katalog war. Da wussten sie komplett, wie er gedruckt wird, wie das gemessen werden kann. Wir haben erkannt, wie wichtig es ist, diese Herrschaft über die Plattform insgesamt zu haben, damit man schnell reagieren kann. Deswegen Spryker. Bei Hybris muss ich teilweise warten, bis ich einen bestimmten Service bekomme. Bei Spryker kann ich den selber entwickeln.

Alex: Was wären das für Services, die den Unterschied ausmachen würden und die ihr proprietär entwickeln wollen würden? Sprechen wir beispielsweise von Personalisierung mit unterschiedlichen Preiskategorien pro Kunde: „Der Autowerkstatt aus dem Vorort von Köln zeige ich nichts über 1000€ an, weil ich gelernt habe, dass sie das nicht kaufen…“ oder so etwas?

Alex K.: Da würde ich zum Beispiel schon gucken wollen, ob das funktioniert! Und wenn ich das mit einem klassischen Shop-System machen will, das an irgendein ERP gebunden ist, dann brauche ich unglaublich lange, um das zu realisieren – und zu erfahren, ob es läuft. Mit Spryker können wir ganz, ganz frei arbeiten und sind selber in der Lage, schnell Dinge zu entwickeln und müssen nicht auf Releases warten. Da haben wir die Herrschaft über das System. Das bedeutet, dass wir auch Entwickler bei uns sitzen haben. So sind wir in der Lage zu experimentieren und notfalls zurückzugehen.

Fast alle andere Webshop-Anbieter suggerieren: „Wir bieten dir ein System an und du brauchst nicht mehr nachdenken. Ist doch alles drin, was du brauchst!“ Das ist zwar ein fantastischer Pitch, aber er ist gelogen! Denn du kannst nicht als E-Commerce-Händler die Verantwortung für dein Geschäft an ein System abgeben. Spryker sagt: „Du musst dir selber überlegen, wie du es haben willst. Aber wir versetzen dich in die Lage, das zu tun.“

19:00

Alex: Ja, genau das sagen wir! Aber viele wenden ein, sie hätten gar keine Produkt-Manager oder Leute, die das in die Hand nehmen. Wie seid ihr personell aufgestellt? Arbeitet ihr mit Agenturen zusammen?

Alex K.: Software haben, das ist eine Sache. Aber da braucht man Leute, die die Software beherrschen. Gestartet sind wir mit Externen – also Freelancern und Agenturen. Aber es ist – wie gesagt – essenziell, die Herrschaft über die Plattform selber zu haben. Da braucht man eigene Leute. Und die suchten wir dann auch.

(Auf Anfrage geht Alex K. dann auf die vermeintlichen Probleme ein, Teams außerhalb von Hamburg und Berlin aufzubauen. Anfangs sei das schwierig gewesen, was allerdings eher mit der Wahrnehmung der Firma als konzernnah zu tun hatte. Mit einem Umzug und einer Umstellung in der Präsentation sei es dann aber gegangen – auch in Stuttgart. Nun suche Certeo – und finde – Mitarbeiter über Netzwerke. Zudem übe die Tatsache, dass Spryker eingesetzt wird, einen Reiz aus: Es setze in Zeichen, dass das Unternehmen Entwicklern Freiheit ermögliche.

Danach fachsimpeln die Alex‘ über die Notwendigkeit, nicht immer nur anforderungsorientiert, sondern auch wirklich experimentell und IT-getrieben zu arbeiten. Selbst Mitarbeiter, die bislang sehr prozessual vorgingen, so Alex K., hätten nach der Umstellung auf Spryker bei Certeo schnell gemerkt, wie viel dynamischer so eine Vorgehensweise sei. Da sei nicht mal eine Schulung nötig gewesen. Die Kultur habe man im Handumdrehen auf den Produkt-Manager ausgerichtet.)

24:30

Alex: Den Fall Contorion hast du bestimmt bei uns verfolgt. Das ist zwar nicht deckungsgleich mit eurem Markt, aber beim Handwerkerbedarf – hat Contorion gelernt – gibt es noch enorme Arbitragemöglichkeiten. Im B2C ist das Thema durch: „Wenn du im SEO nicht heute schon für ‚Sommerkleid‘ rankst, dann lass es lieber gleich!“ Aber im B2B kann man noch schnell Erfolge generieren. Ist das in eurem Markt auch so? Könnte man mit dem Keyword „verstellbarer Schreibtisch“ da was anfangen?

Alex K.: So was wird gesucht – wenn nicht so häufig wie Markennamen im B2C-Umfeld. Aber SEO finde ich ohnehin nicht so wichtig. Im Digitalen gibt es viele andere Kanäle, über die man Kunden erreichen kann. Wir haben auch keine Schwierigkeiten, Neukunden zu generieren. Das läuft über SEA und Performance-Marketing sowie SEO. Was wir allerdings noch nicht gut können, ist aus ihnen Stammkunden zu machen. Da brauchen wir einerseits ein breiteres Sortiment und andererseits eine Marke, die für was steht.

Um letzteres aufzubauen, halte ich soziale Kanäle und Community für enorm wichtig. Ich möchte von transaktionalen Marketing-Maßnahmen weg: Sie kosten am Ende nur Geld. Schaffe ich es aber, dass jeder, der sein Geschäft ausstatte will, an Certeo denkt – wie heute ein Großteil der Menschen bei Schuhen an Zalando denken –, dann habe ich es eigentlich geschafft. Dazu braucht man Social-Marketing aber auch Banner-Werbung und TV-Kampagnen. Das ist kostenintensiv und ohne direktes RoI-Ergebnis, aber so muss man agieren – auch in unserem Umfeld.

27:05

Alex: Ich glaube, von Performance-Marketing kommt ihr nie ganz weg, weil die Kunden-Owner Google und Facebook aus jedem Kontakt einen bezahlten Kanal machen. Aber ich gebe dir bei der Kundenbindung vollkommen recht.

Jetzt mal konkret: Ich bin ein mittelgroßer Handwerksbetrieb und habe, sagen wir mal: 40 Schreibtische. Wie oft hat denn bei mir der Einkäufer Kontakt mit dem Business-Equipment-Händler?

Alex K.: 1,3 Mal im Jahr im Durschnitt. Öfter kauft man Schreibtische und Bürostühle nicht. Unsere haben ja auch eine Garantie und halten viel länger – eigentlich lebenslang. Man kauft in dem Moment, in dem man sein Betrieb vergrößert oder verändert. Das ist aber nicht schlimm: Solange der Kunde positive Erfahrungen von jedem Kauf auf die Marke übertragen kann – pünktliche Lieferung, gute Preis-Leistungsverhältnis, mit echten Menschen betriebener Reklamationsservice –, dann denkt er auch bei anderen Bedürfnisse an einen.

Gerade ist das Problem bei uns ja auch eher, dass Kunden an uns denken, bei uns in den Webshop kommen – und merken, dass wir das Produkt gar nicht haben. Wenn wir viel mehr in die Breite gehen, kauft der Kunde dann unterschiedliche Produkte mehrmals im Jahr und ich muss den nicht immer wieder für teuer Geld über Performance-Marketing akquirieren. Sortimentsbreite und Markenaufbau, also.

(Es bleibt weiterhin konkret: Alex interessiert sich für die Margen. Am Beispiel eines Bürostuhls will er Zahlen hervorlocken. Mit einem verschmitzten Verweis darauf, wie interessant die Marge doch sei, verweigert Alex K. die genaue Auskunft.

Danach erklärt er, warum Amazon bei aller Marktmacht und trotz Prime etwa beim B2B-Verkauf von zeitkritischen Umfängen wie „20 Veranstaltungsstühle“ noch kein adäquates Angebot machen kann. Bei Certeo könne man anrufen und komplexe Bestellgänge telefonisch abwickeln. Alex muss diese Schwäche für Amazon erst einmal verdauen. Bei Verbrauchsmaterial sehe das bestimmt anders aus. Das sei doch rein preisgesteuert und die Kunden schwierig von Amazon abzubringen. In der Tat, gibt Alex K. zu, hätten sie mal versucht, mit C-Gütern mehr Frequenz auf Certeo zu bringen – und das habe nicht funktioniert. Außerdem sei die Marge nicht spannend. Papier bestellten sie schließlich auch selber bei Amazon.)

33:45

Alex: Wie sieht es bei euch mit Devices aus? Ist es naiv, an so eine Art Dash-Button neben der Sekretärin zu denken, mit dem sie neue Bürostühle bestellen kann…?

Alex K. Devices sind für uns schon ein Thema. Zur Zeit ist es so, dass unser Sales-Team das gleiche wie der Kunde sieht und ein klein wenig mehr. Wir denken darüber nach, ob wir es nicht stationär mit Pop-up-Shops, Showrooms oder ähnlichem versuchen. Da würden Leute mit Tablets – auf Basis von Spryker – rumlaufen und den Kunden das Sortiment zeigen.

Jetzt gehen wir aber einen Schritt weiter und stellen Echo hin: „Alexa, ich brauche einen Schreibtisch!“ Dann wird es zwar wegen Größe, Höhe und anderen Eigenschaften, die man angeben muss, schon schwierig. Am Ende ist das aber auch möglich.

Alex: Ich kann mir schon „Alexa, stell mir den Schreibtisch 10cm höher“ als Befehl vorstellen…

Alex K.: Was auch spannend ist: Wir sind ja hier in einem markenarmen Bereich unterwegs. Hier ist eine Menge Bewegung möglich. Nehmen wir teure Sachen wie gedämmte Telefoninseln, die wir auch kaufen und verkaufen wollen, bei denen wir uns aber überlegen, wie wir sie selber günstiger woanders produzieren könnten: Das bestehen ja schließlich nur aus einem Holzgerüst, Bespannung und Schaumstoff. Als Eigenmarke kann ich das für einen Tausender produzieren und die Marge ist immer noch groß!

36:00

(Certeo bekomme schon sehr viele Anfragen von Produzenten, ob sie als Vertriebspartner für neue Konzepte wie personalisierte oder Premium-Büroausstattung zur Verfügung stehen. Das beabsichtige Alex K. auch zu tun. Da spinnen die beiden Alex‘ ein paar Ideen weiter, was man für spannendes Büromöbel im Baukastensystem alles anbieten könnte. Vor allem im Corporate-Bereich: Warum nicht ein „Spryker Schreibtisch“?

Danach kommt Alex K. kurz noch einmal auf die Defizite von Amazon zu sprechen – diesmal im Bereich Beratung. Vor allem unvollständige und verwirrende Produktbeschreibungen seien für Geschäftskunden nicht akzeptabel. Sekretärinnen würden anrufen und dankbar sein, dass sie Service-Mitarbeiter erreicht hätten, die die Produkte wirklich erklären konnten.)

40:00

Alex: Bei einem Schreibtisch würde vermutlich auch ich eher zu euch kommen.

Alex K.: Wir sind dabei auch auf Amazon präsent. Wir verkaufen über sie. Sind sie doch ganz gut im Akquirieren von Partnern, von denen sie denken, dass sie es in einem bestimmten Bereich vielleicht besser können…

Alex: …Auf dem B2B DCD letzte Woche erzählte Lennart Paul, sie würden – bei allen, ohne Ausnahme – immer dann am Telefon sagen: „Wir rufen Sie an, weil Sie für uns in dem Segment auf jeden Fall zum Top 3 gehören!“

Alex K.: Genauso war es auch, als sie uns anriefen. Was wir allerdings über unsere BI-Systeme herausgefunden haben: 20% der Kunden, die uns bei Amazon gefunden haben und bei uns dort bestellt haben, kommen das nächste Mal direkt zu uns. Für uns ist das also ein Brand-Building-Kanal. Die Kunden merken ja, dass der Service von uns und nicht von Amazon kommt – und machen es daher lieber gleich ohne Mittelmann.

(Danach möchte Alex was über Orderzyklen erfahren: Wie lang ist der Vorlauf? Da Certeo mit einem spezialisierten Versand zusammenarbeite, könnten 80% der Bestellungen innerhalb 1-2 Tagen und selbst bei Möbeln binnen 5 Tagen abgewickelt werden. Ein großer Vorteil dabei: Man müsse kein eigenes Lager haben, weil der Mutterkonzern das Sortiment zum größten Teil selber im Lager vorrätig habe.)

42:45

Alex: Seid ihr denn in mehreren Ländern aktiv?

Alex K.: Deutschland, Österreich, Frankreich und die Schweiz. Letzteres ist bemerkenswert: Das Geschäft läuft blendend, die Margen sind noch höher! Sind die Schweizer doch umso mehr darauf fokussiert, dass man pünktlich und verlässlich liefert. Da gibt es kaum eine Preisdiskussion. Und dort ist Amazon nämlich nicht aktiv! Zudem beherrschen wir dank unserer Muttergesellschaft die ganze Logistik samt Zollabfertigung.

Alex: Ihr könnt vermutlich schnell europaweit skalieren. Der Begriff „certeo“ ist auch gut internationalisierbar. Besser als etwa „home42.de“…

Alex K.: Absolut! Wenn man es übrigens auf Chinesisch glücklich ausspricht, heißt es „schön und reich“. Wenn man’s allerdings falsch sagt: eher das Gegenteil! Also schön internationalisierbar: „Certeo“ kommt auch aus dem Lateinischen: cito für „schnell“ und certus für „sicher“.

(Zum Ende hin geht es um die Pläne für 2018. Auf eben diese Internationalisierung sowie die Sortimentserweiterung bis hin zu immateriellen Gütern freue sich Alex K.; ebenfalls auf die Erhöhung der Frequenz und den Markenaufbau. Wirklich sehr spannend sei die neue Plattform, die ebenfalls für 2018 geplant sei.

Zum Schluss beschreibt Alex K. die Einzelheiten in den verschiedenen europäischen Märkten. Alex stellt die Frage, warum die Kataloganbieter, die im B2B-Büroausstattung mal führend waren, sich keinen größeren Anteil vom Online-Markt haben sichern können. Sie hätten die Relevanz einer starken Handelsmarke völlig unterschätzt, sagt Alex K.)

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