Die ersten Monate 2018 haben bei mir jegliche Hoffnung zerstört, dass Amazon als zentrales Diskussionsthema in diesem Jahr abgelöst wird. Kaum ein Gespräch, kaum eine Konferenz, kaum ein Tag vergeht ohne das irgendwie Amazon darin vorkommt. Sogar Donald Trump, wenn auch recht dümmlich, hat Amazon als Thema erkannt. Seit Jahren werden wir darauf angesprochen wie und ob man mit Amazon umgehen kann und welche Strategien helfen. Zu dieser Frage gibt es eine ganze Reihe von Artikeln hier auf Kassenzone.de, allen voran der Artikel zum Gefangenendilemma vor über drei Jahren. Wer einmal drin ist, kann nur noch hoffen das beste daraus zu machen und man kommt aus diesem Hamsterrennen (aka Gefängnis) auch nicht mehr raus. Keine Firma beweist das so gut wie Birkenstock „Die Rache des Kevin„.
Auch alle Hoffnungen auf eine mögliche Zerschlagung von Amazon sind unbegründet. Zum einen gibt es dafür keine Handhabe und zum anderen würde es danach wohl eher noch „schlimmer“ wie man in der New York Times nachlesen kann.
But around the turn of this century, a number of tech companies emerged that caused some people to question whether the antitrust formula made sense anymore. Firms like Google and Facebook have become increasingly useful as they have grown bigger and bigger — a characteristic known as network effects. What’s more, some have argued that the online world is so fast-moving that no antitrust lawsuit can keep pace. Nowadays even the biggest titan can be defeated by a tiny start-up, as long as the newcomer has better ideas or faster tech. Antitrust laws, digital executives said, aren’t needed anymore.
Nun bleibt trotzdem die Frage bestehen wie man mit Amazon umzugehen hat. Dazu habe ich mit Markus Fost bereits zwei längere Podcasts aufgenommen und die Optionen dazu sind sehr begrenzt. Es gibt keine auskömmlichen, langfristigen Strategien die Unternehmen umsetzen könnten, um aus dem Amazon Gefängnis auszubrechen. Wenn man einmal drin ist (Vendor Programm, Seller Programm…) bzw. wenn man dort seine Marke aufgebaut hat (Kavaj, Anker, KW Commerce…), dann gibt es unzählige Strategien, um sich gegenüber alternativen Anbietern durchzusetzen. Dazu braucht man einiges an Know How, aber es geht. Die besten 5% können gewinnen, der Rest geht leer aus. Wie geht man damit um? Das fragen mich in letzter Zeit auch viele Unternehmen die noch keine feste Vertragsbeziehung mit Amazon haben und nun von deren Sortimentsteams akquiriert werden. In diesen Gesprächen wird alles versprochen, aber nichts vertraglich garantiert, schon gar nicht über den Zeitraum von 12 Monaten hinaus. Es ist also klar, dass Amazon immer gewinnt und jegliche Marge spätestens nach 12/24/36 Monaten zu Gunsten von Amazon optimiert ist. Was sollte also jemand tun, der vor der Frage steht inwiefern er in eine exklusive Kooperation mit Amazon einsteigen sollte? Gar nichts! Das haben Markus und ich im Nebensatz besprochen. Man sollte vermeiden das man von Amazon angerufen wird, weil es in dem Gespräch nur darum geht die Marge von Amazon zu optimieren, und nicht das Interesse des Anbieters.
Wenn man zum Zeitpunkt der Anfrage schon komplett abhängig ist von Amazon, dann hat man natürlich schlechte Karten, aber zurzeit ist das aus meiner Sicht tatsächlich die beste Strategie, um das eigene (temporäre) Interesse zu optimieren. Rede nicht mit Amazon solange es geht. Klar man kann Interesse vorgaukeln und Informationen abfragen, aber wenn man mittelfristig (also nach spätestens 12 Monaten) im Gefängnis immer verliert, sollte man das Gefängnis so lange wie möglich vermeiden. Denkt mal drüber nach, heute am Strand oder beim Angrillen. Freut euch nicht, wenn Amazon anruft und eine exklusive Kooperation anbietet.