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Shein vs. TEMU, Amazon No Peak, Farfetch reloaded – monthly Heinemann

Ein Monat im neuen Jahr ist schon um. Da ist es an der Zeit ein Update mit Florian Heinemann zu machen, der etwas zur Stimmungslage in Berlin sagen kann (besser als 2022). Wir reden über Peak Shein, den neuen Shein Wettbewerber Temu, revidieren unsere Meinung zu Farfetch und besprechen u.a. ob es smart ist von REWE bei Payback auszusteigen.

Im ihm zur Ehre getauften „Monthly Heinemann“ ordnet Florian Heinemann von Project-A-Ventures in (ebenfalls dem Namen entsprechend) lose monatlichen Abständen das generelle Marktgeschehen und die Aussichten für einzelne E-Commerce- und Tech-Werte ein. Dabei spricht Florian mit Alex immer aus seiner fachmännischen Sicht als Investor (Achtung: keine Anlageberatung!). In dieser Folge: Rewe & Payback, Shein, Temu & Co. sowie Amazon und Farfetch.

00:15     Wie ist die Stimmung am Berliner VC-Markt? Wird wieder das Geld mit vollen Händen ausgegeben? Das noch nicht! Aber es gibt Anzeichen für eine Besserung: E-Commerce-Werte wie Zalando und AboutYou legen wieder zu, was sich demnächst auf das Investorenverhalten durchschlagen könnte – Konjunktiv! Denn ob die Talsohle wirklich hinter uns liegt, schränkt Florian ein, sei noch alles andere als Gewiss. Derzeit laufe es im Frühphasenbereich wieder einigermaßen rund: Bei later-stage-Finanzierungen sei es weiterhin schwierig. Zumal zusammenhängende Einflussfaktoren wie Zinssatz, Inflation und Konsumlaune noch eher negativ tendieren.

Stichwort Zinsen: Was hält Florian von der öffentlichkeitswirksamen Aktion von Trade Republic, 2% auf Guthaben anzubieten? Und hat er schon den norwegischen Neuankömmling im Berliner Lebensmittelliefermarkt Oda ausprobiert? (Mehr dazu nächste Woche mit Udo „Foodo“ Kießlich.)

04:45     Neulich kam die aufsehenerregende Nachricht, dass sich Rewe aus der CRM-Kooperation mit (ehemaligem KassenzoneSponsor) Payback zurückzieht. Alex sieht sowohl Vorteile (direkter Kundenzugang) als auch Nachteile (Kosten) für Rewe darin, auf ein eigenes CRM-System zu setzen. Für Florian sei die entscheidende Frage: Ist man selber groß genug, um zum Nukleus für ein neues Kundenbindungsprogramm zu werden, dem sich andere anschließen? Florians Einschätzung: Rewe – sowie weiterer Payback-Partner DM – seien wohl beide in der Lage, es alleine zu schaffen.

Alex macht auf den Sachverhalt aufmerksam, dass Amazon 2014 mit Paypack aufhörte – um sich November 2022 wieder anzuschließen. Wenn schon Amazon nicht ohne Payback in Deutschland kann…?! Oder hat ihnen Payback einfach sehr gute Konditionen angeboten? Florian unterscheidet: Bei Rewe oder DM werden Kunden jedes Mal an der Kasse nach einer Payback-Karte gefragt; online funktioniert der Dienst eher wie ein Affiliate, weil Kunden über die weitverbreitete Payback-Shopping-App zu Angeboten von Amazon, Otto & Co. finden.

12:45     Im letzten Heinemann-Monthly ging es um Shein. Aus der Kassenzone-Community kommt die interessante Frage, in welche andere Sortimentsbereiche die chinesische Plattform mit seinem System der angebundenen Hersteller gehen könnte. Florian sieht Potenzial bei Wohnaccessoires sowie Modeschmuck. Auch Elektronik könnte funktionieren. Die Frage wäre dann allerdings: Was würde Shein noch vom ultimativen Billighändler für alles Wish unterscheiden?

Ohnehin scheint der Shein-Hype nach der einen oder anderen Einschätzung vorbei zu sein. Selbst für sehr günstige Mode geben die Konsumenten wohl derzeit weniger aus (These: Kundenschichten mit niedrigem Einkommen erleiden derzeit die verhältnismäßig größten Kaufkraftverluste), die bislang rasant wachsende Firma sucht dem Vernehmen nach eine schnelle Geldspritze… Und schon stehen die nächsten superbilligen Anbieter aus Fernost auf der Matte: Temu, Pinduoduo… Bei allen solchen Konzepten hakt es für Florian nach wie vor an suboptimaler Lieferung und oft schlechter Qualität der Ware. Wie soll das denn anders sein, wenn die Sachen im Zoll mal hängen bleiben und nur wenige Euro kosten…? Zudem sei Corona im Westen jetzt wirklich endgültig vorbei und der stationäre Einzelhandel – in diesem Segment: Textildiscounter wie KiK – meldet sich zurück.

21:10     Zuerst Schein, jetzt Temu und Pinduoduo. Was Alex nicht in den Kopf hinein will: Warum immer der schnelle Gang nach USA? Und vor allem: wie? Wie können diese Plattformen dort so schnell Logistik-Kapazitäten aufbauen, dass sie über Nacht Milliardenumsätze machen? Florian will gehört haben, dass derzeit ein zweistelliger Prozentsatz der Luftfracht von China nach USA aus Shein-Paketen besteht. Die günstigere Seefracht dauert nämlich drei Wochen – viel zu lang im Fast-Fashion.

„Ich bin mal sehr gespannt,“ sagt Florian deshalb. Vielleicht bahnt sich hier bereits der nächste Wish-Fall an: „Zu schön, um wahr zu sein?“ Alex korrigiert: Wish war seiner Meinung nach nie schön und schon immer Humbug! Florian suchte aber immer noch das Gute im Konzept, als Alex es bereits abschrieb. Auch bei Shein gibt sich Florian abwägender als Alex: Die Plattform braucht jetzt angeblich 3 Milliarden Dollar Finanzierung – auf eine Bewertung von 60 Milliarden! Das sei noch halbwegs kapitaleffizient. Und nur durch Investitionen in USA und Europa werde sich das Kundenerlebnis dort verbessern. „Wir werden sehen. Das finale Urteil ist noch nicht gefällt. Aber zumindest geht es nicht im raketenhaften-kometenhaften Aufstieg weiter!“ schließt Florian das Thema – für heute – ab.

28:05     Jetzt mal zu einem stabileren Geschäftsmodell: Amazon. Alex hat lange „Peak Amazon“ vorhergesagt – und wurde bislang immer eines besseren belehrt. Jetzt sieht britische Wirtschaftswochenzeitung The Economist die Zeit gekommen: zu hohe Investitionen ins stagnierende Handelsgeschäft, verblassende Wettbewerbsvorteile bei der Cloud, steigende Ausgaben für Personal, Fixkosten…

Florian relativiert: Ja, die Investitionen in E-Commerce-Infrastruktur unter dem Eindruck der Pandemie haben sich fürs erste als exzessiv herausgestellt; ja, im Cloud-Geschäft holen andere etwas auf; ja, die Zahl der Prime-Kunden steigt nicht mehr. „Aber 60% der US-Haushalte sind bereits Prime-Kunden!“ Auf eine Drei-bis-fünf-Jahresperspektiv werden sich die Investitionen als richtig erweisen. Und im Cloud-Geschäft stehen weitere Verschiebungen zu Online bevor, an denen Amazon noch verdienen wird. Dazu komme das Geschäft mit Werbung auf der eigenen Plattform: „Da ist, glaube ich, Amazon eher im Vorteil im Verhältnis zu Meta und Google.“ Dank der eigenen Transaktionen besitze der Riese aus Seattle nämlich relevantere Daten fürs Targeting. Wenn Amazon sein derzeit „noch relativ hemdsärmelige“ System schärft, sei noch eine Menge Potenzial. „Insgesamt bin ich, was Amazon angeht, alles andere als negativ.“

34:30     Alex steckt einige Zahlen ab und fasst es so zusammen: So kritisch er selbst Amazon gegenüber ist, so stark sieht er den Giganten positioniert. Das Kundenerlebnis verschlechtere sich zusehends – aber bessere Alternativen fehlten in vielen Produktkategorien eben nach wie vor.

36:10     Zum Thema Cloud-Geschäft: Wie schätzt Florian das von der Schwarz-Gruppe finanzierte Start-up Stackit ein, das sich auf die Fahne geschrieben hat, Cloud-Dienstleistungen für den deutschen Mittelstand und die öffentliche Verwaltung datenschutzrechtlich konform und europäisch unabhängig anzubieten? Florian gibt sich skeptisch: Wenn man nicht im Produkt mit Microsoft, Google und AWS mithält, reicht das Argument Datensouveränität seiner Erfahrung nach nicht aus. Zusätzliche Hürde: Software-Anbieter bauen zuerst für die „Großen Drei“ ihre Schnittstellen. Lokal muss man schon sehr relevant werden, damit man extra angebunden wird.

40:00     Letztes Thema für heute: Für ihre negative Einschätzungen zu Farfetch mussten Alex und Florian eine Menge Kritik einstecken. Nach der letzten Aufnahme kamen dann auch neue Argumente von Farfetch, warum die hohen Verluste doch zu verantworten waren: Es sei nämlich in der ersten Phase darum gegangen, eine globale Plattform aufzubauen; Jetzt ernte man die Früchte und peile für 2025 10 Milliarden Dollar GMV bei 10% EBITDA an. Wie man das erreichen wolle? Zu 70% über Technik-, Vertriebs- und Marketing-Dienstleistungen für andere Marken.

Ändert dieser Plattform-Plan etwas an der Einschätzung der beiden? Florian weist darauf hin, dass sich Farfetch an Yoox Net-a-porter beteiligt hat – und das ändert für ihn die Ausgangsposition schon. Es stärkt Farfetch als Endkonsumentenplattform und bringt die Luxusmarken-Expertise von Yoox ins Spiel. Und sollte sich Richemont komplett aus Yoox Net-a-porter zurückziehen, würde das die bislang verschlossene Tür zu Produkten aus dem konkurrierenden französischen Luxusimperium LVMH öffnen. „Wenn dieser Deal tatsächlich so kommt, finde ich das deutlich schlüssiger,“ so Florian.

48:10     Alex erinnert daran, dass die harsche Kritik der beiden sich vor allem an desaströsen Zahlen festmachte. Die neue Strategie kann er ebenfalls nachvollziehen – verweist aber auf die Schwierigkeiten, sie im Luxusmarken-Bereich auszuführen. „Also: Wir nehmen unsere Farfetch-Kritik ein Stück weit zurück, beobachten die Q1-Zahlen aber ganz gespannt.“ Und Florian weist zum Schluss auf eine Gefahr hin, die bislang fast flächendeckend ignoriert wird: einen Handelskrieg zwischen dem Westen und dem im Luxussegment essenziellen Markt China.

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