Amazon, Peloton, OMR, VC Stimmung, Spryker EXCITE – monthly Heinemann

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Mit Starinvestor Florian Heinemann bespreche ich die aktuellen Amazon Zahlen, die Misere von Peloton und die Stimmung am VC Markt. Was hat sich geändert durch die fallenden Börsenkurse. Wir geben zudem einen Ausblick auf die beiden Top Konferenzen in den nächsten Wochen – die OMR in Hamburg und die Spryker EXCITE in Berlin.

Im ihm zur Ehre getauften „Monthly Heinemann“ ordnet Florian Heinemann von Project-A-Ventures in (ebenfalls dem Namen entsprechend) lose monatlichen Abständen das generelle Marktgeschehen und die Aussichten für einzelne E-Commerce- und Tech-Werte ein. Dabei spricht Florian mit Alex immer aus seiner fachmännischen Sicht als Investor (Achtung: keine Anlageberatung!). In dieser Folge: OMR, Peloton und Amazon. Zuerst geht es aber um den Berliner VC-Markt.

00:30     In den Indexen stehen alle Zeichen auf Rot. Und insbesondere büßt alles, was so mit Tech zu tun hat, gerade heftig an Wert ein. Wie sieht Florian das? So wie es letztes Jahr sicherlich Übertreibungen nach oben gab, so gibt es jetzt Übertreibungen nach unten. Gut geführte Unternehmen wie Zalando und AboutYou mit nur einmal Umsatz bewertet? Gerechtfertigt ist das selbst bei allen derzeitigen Risiken (Inflation, Ukraine usw.) nicht. Mittel- bis langfristig hat sich nämlich nichts am Trend zur Digitalisierung verändert.

Vor allem stört sich Florian an der mangelnden Differenzierung: Auch solide Firmen mit starker Marktposition wie Coinbase, Remit.ly oder HelloFresh werden beinahe wie die Wishes im Sektor behandelt. „Wenn man jetzt Cash hat und gewisse Nerven, ist das durchaus eine Zeit, wo man wieder einkaufen kann.“ Viel weiter nach unten könne es ja auch gar nicht mehr gehen.

04:15     Schlägt denn die gedrückte Stimmung an der Börse bis in die Finanzierungsrunden neuer Start-ups durch? In der Frühphase Florian nimmt noch keinen so starken Rückgang bei den Bewertungen wahr. Was sich schon – zum Besseren – verändert hat: Es muss nicht mehr alles so rasend schnell gehen. Das erhöhe die Qualität der Entscheidungen.

Wo sich der Markt allerdings spürbar abgekühlt hat: im späterphasigen Bereich. Im derzeitig risikoreichen Umfeld achteten Wachstumsinvestoren verstärkt darauf, wie sie sich nach unten absichern könnten. Er sieht Probleme in Q3-Q4 heraufziehen, wenn Firmen, die letztes Jahr mit astronomischen Bewertungen finanziert wurden, in die nächste Runde gehen.

07:45     Alex wirft die Frage in den Raum, ob die stark gesunkenen Tech-Bewertungen nicht vielleicht kontraintuitiverweise zu höheren Basisgehältern führen könnten? Schließlich haben sich bis vor kurzem viele – allen voran Amazon-Neuzugänge – mit Aktienpaketen als Teil der Vergütung einstellen lassen. Was aber 2020 oder 2021 nach einem guten Deal aussah, wirkt in Zeiten von Kursverlusten nicht mehr so attraktiv. Ja, sagt Florian, der Kurseinbruch stellt schon ein ganzes Vergütungssystem in Frage, das maßgeblich auf kontinuierliche Steigerungen ausgerichtet war. Allerdings sieht er keine allzu leichten Gehaltsverhandlungen für Arbeitnehmer: Schließlich wird jetzt im Markt durch die Bank verstärkt auf die Kostenseite geachtet. Andere Möglichkeit für große Firmen wie Amazon: restricted stock units herausgeben, die die Mitarbeiter eine Zeit lang halten müssen. Den Weg ging eBay, als die Jahre der automatischen Kursgewinne vorbei waren.

11:30     Ein deutlich positiveres Thema: OMR. Die diesjährige Nach-Corona-Neuauflage wird voller als gedacht – sowohl bei den Besucherzahlen als auch beim Programm. Alex und Florian schwelgen in Vorfreude und geben Auskunft darüber, wo man sie live erleben kann.

Und – Den wachsamen Lesern wird es schon aufgefallen sein – Kassenzone.de hat sich einen Look verpasst. Dieser Artikel ist der erste, der nach dem Relaunch erscheint! Wer ihn am Montag den 16.05. liest, der hebe im Gedanken ein Glas mit: Am Abend lässt sich Kassenzone feiern – in Echt mit Umtrunk, Essen und DJ!

Danach geht es in diesen hektischen postpandemischen Aufholwochen direkt weiter mit Spryker Excite. Letzte Tickets sind übrigens noch verfügbar: Einfach Alex anschreiben.

16:30     Jetzt zu weniger Erfreulichem: Peloton. Alex und Florian haben schon im Februar so ihre Zweifel gehabt. Nun gab es einen Wechsel an der Spitze und der neue CEO spricht es offen aus: Es handelt sich um einen Sanierungsfall. Stark sinkende Umsätze bei genauso stark steigenden Ausgaben – Das geht nicht lange gut.

Alex‘ – eher rhetorische – Frage dazu: Wie kann man so ein Geschäftsmodell, bei dem durchschnittliche Bikes, die in der Herstellung wenige Hundert Euro kosten, zu 2.000 Euro plus monatliche Abo-Gebühren an den Mann gebracht werden, so gegen die Wand fahren?

Florians konkrete Frage: Im Grunde genommen versuchte Peloton es ja wie Apple zu machen. Gibt der Markt das aber so in der Breite her? Vermutlich nicht, wo die Leute wieder ins Fitness-Studio und in den Verein können – und da es sich nicht um ein für alle Konsumenten so elementares Produkt wie Smartphones handelt. Hoffnungsschimmer: eine kleine, aber treue Fangemeinschaft, auf die die Kostenstruktur nach unten angepasst werden muss. Möglicher Ansatz: Weg von aufwändigen eigenen D2C-Strukturen hin zu exklusiven Retail-Partnern.

24:00    Eine echte Gefahr für die kommende Zeit: dass Peloton in negativen Schlagzeilen versinkt. Wenn sich nämlich Mitarbeiter und Trainer vom Unternehmen abwenden, setzt dann womöglich eine Todesspirale ein. In dem Kontext, so Alex, war das kein so kluger Zug, 20% der Belegschaft zu entlassen und sie mit einem Umsonst-Zugang abfinden zu wollen…

Die Zahlen sind erschreckend: Q3 2021 schloss das Unternehmen mit 750 Millionen Dollar Verlust ab und hat nur noch 800 Millionen auf dem Konto. Alex sieht schwarz: Das Geld werde nicht mehr lange reichen. Und welcher Haushalt legt sich noch bei der horrenden Inflation ein überteuertes Fitness-Gerät zu? Einziges Wucherpfund: Endgeräte bei 7 Millionen gut situierten und daher sehr attraktiven Kunden. Ein interessantes Übernahmeobjekt für so ein Adidas oder Nike…? Florian findet das alles andere als fernliegend. Peloton könnte auch von einem auf Sanierungsfälle spezialisiertes Private-Equity-Unternehmen übernommen werden.

28:10     Amazon hat seine Q1-Zahlen veröffentlicht. Alex‘ Fazit: Überraschenderweise hat sich der Konzern Fehler geleistet – und ist von 8 Milliarden in Q4 2021 auf 4 Milliarden Verlust gerutscht. Drei Effekte sieht Alex – und sieht ausweislich seiner Kommunikation auch Amazon selbst – im Spiel: die grassierende Inflation auf der Kostenseite; massive und teure Neueinstellungen; Überkapazitäten in der Logistik. Insgesamt hat der Konzern so expandiert, als ob die Corona-Wachstumsraten für immer weitergehen würden. Das Ergebnis: 2-3 Milliarden Extrakosten im Quartal!

Florian gibt sich entspannt: Kurzfristig überinvestiert? Langfristig wird Amazon das Wachstumsversprechen aber schon noch einhalten können. Und selbst wenn sich das Konsumklima eintrübt, ändert das nichts daran, dass wir uns nach wie vor mitten in einer Verlagerung von Offline- auf Online-Handel befinden. Zudem: Die Mischung aus Handels- und Marktplatz-, Cloud- sowie Werbegeschäft macht’s.

35:00    Alarmglocke für Alex: Amazon gibt jetzt deutlich mehr Geld für Marketing aus, wächst aber nur noch moderat. Weiteres Risiko: Im Handelsgeschäft sei Werbung auf Amazon kaum noch von der Marge bezahlbar, viele Händler sehen derzeit aber keine andere Wahl. Wenn sich das Wachstum auf der Plattform allerdings verlangsame, dann könnte sich das ändern. Florian sieht den Zeitpunkt noch nicht gekommen, an dem es sich nicht mehr lohnt, auf Amazon – oder auch auf anderen teuer gewordenen Auktionswerbekanäle wie Google oder Facebook – Werbung zu schalten. Vor allem dann nicht, wenn es gilt, ein neues Produkt noch ohne organische Bewertungen zu etablieren.

38:40    Man dürfe auch nicht vergessen, sind sich die beiden einig, dass rund die Hälfte des haushohen Verlustes auf die Rivian-Abschreibung zurückzuführen sind. Dieser strategische Zukauf sage nichts über das operative Geschäft von Amazon aus.

So kommen die beiden zum Schluss, dass die Amazon-Aktie derzeit mit Faktor zweimal Umsatz konservativ bewertet wird. Zumal in diesem Umsatz lukratives Cloud-Geschäft steckt und keine Tricks wie GMV zum Einsatz kommen.

41:00    Zusammenfassend: Bei Tech-Bewertungen müsste die Talsohle jetzt erreicht worden sein. Rational argumentiert handelt es sich um eine deutliche Überkorrektur. Es dürfte bald wieder aufwärts gehen – solange es nicht zu einer massiven Eskalation in der Ukraine oder einer weltweiten Rezession kommt…

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