Mit großem Interesse verfolge ich die aktuelle, eher akademisch geführte Diskussion über die Definition von Social Commerce. Paul Mardsen versteht darunter Social Media + Commerce und vermarktet in diesem Zuge seine Social Media Kompetenz. Jochen Krisch sieht das anderes und lehnt genau diese Definition ab, weil beim Social Commerce aus seiner Sicht Menschen und nicht Produkte im Vordergrund stehen.

Ich kann beide Positionen nachvollziehen, wobei Pauls Sicht etwas zu kurzsichtig ist, und nehme das mal als willkommene Gelegenheit einen meiner ersten Blogartikel zu aktualisieren. Vor über zwei Jahren hatte ich mich schon einmal an dem Thema versucht und anhand von Kaufprozessen versucht Social Commerce zu definieren. Die damalige Sicht hat sich etwas überholt, aber ich wähle auch diesmal wieder den Einstieg über die verschiedenen Kaufprozesse. Das ermöglicht auch unseren Lesern von der WHU die Möglichkeit das Thema zu verstehen.

E-Commerce

E-Commerce funktioniert klassischerweise bedarfsdeckend. Heißt: Kunden sind in der Regel mit einem konkreten Kaufinteresse auf der Suche nach bestimmten Produkten. Während man dafür offline noch bei einem Händler vorbeigeschaut hat, um sich über die Produkte zu informieren und auch beim Händler der Wahl zu kaufen, steht online das Produkt am Anfang und der Händler ist nur noch Transaktionsgehilfe. Soweit so knapp. Mehr dazu findet sich im alten Artikel oder im Buch Web-Exzellenz (Beitrag von Dr. Björn Schäfers).

E-Commerce Kaufprozess
Offline Commerce zum E-Commerce

Social Media & E-Commerce

Dank Social Media lassen sich nun die Nutzer in diesen Kaufprozess einspannen. Sie unterstützen entweder bei der Erzeugung des Kaufimpulses (Facebook Status Update) oder schreiben fleißig SEO relevante Produktbewertungen in die „Abverkaufsportale“. Das verringert für Händler teilweise die Abhängigkeit von Intermediären (Google) oder lässt sie dort besser ranken. Der komplette Prozess hat aber noch einen sehr starken Produktfokus. Der Mensch (social) ist dabei nur Erfüllungsgehilfe. Das ist per se auch nicht negativ und jeder Händler mit Produktfokus wäre dumm diese Mechanismen nicht zu nutzen. Das ist es was Paul Madsen mit Social Commerce meint. Deshalb verteidigt er Amazon als den Vorreiter in der Nutzung dieser Mechanismen.

Social Media & E-Commerce Kaufprozess
Social Media & E-Commerce Kaufprozess

Social Commerce

Auch beim Social Commerce geht es noch um das Thema verkaufen, allerdings steht nun nicht mehr das Produkt am Anfang, sondern der Mensch. Das heißt nicht, dass Social Commerce Geschäftsmodelle (Woot, Etsy, Threadless, polyvore…) nicht auch auf Social Commerce Media Mechanismen setzen. Im Gegenteil, genau diese Modelle eignen sich hervorragend dafür, weil sie noch glaubwürdiger sind und ein leichtes Spiel haben mit Twitter & Co. Im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen steht der Nutzer aber z.B. als Produzent viel stärker im Vordergrund bzw. am Beginn des Prozesses. Diese Anbieter stehen nicht im Reichweiten bzw. Transaktionswettbewerb, sondern im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Nutzers. Für Amazon bin ich ein Käufer – für Etsy und Polyvore ein Produzent.

Social Commerce Definition
Social Commerce

Ich freue mich über diskussionsfreudige Kommentatoren. 30 Kommentare gilt es zu schlagen.

Hinweis in eigener Sache: Wenn dir die Inhalte auf Kassenzone gefallen, dann werde am besten jetzt gleich Kassenzone Supporter. Wir schalten kleine Supporteranzeigen bei allen Beiträgen und in der Sidebar des Blogs. Wenn du noch ein „armes“ Startup bist, dann gibt es die Anzeigen auch gratis.

Neue Beiträge per E-Mail abonnieren.

Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
Danke! Bestätige deine Anmeldung bitte in der Mail, die wir dir soeben geschickt haben.