In meinen Vorträgen zur Entwickelung des Handels taucht auch immer wieder mal Sears auf – als Beispiel besonders stark gescheiterter digitaler Transformation. Im Vergleich zu den anderen Handelshäusern in den USA hat es schon frühzeitig den Anschluss an Amazon & Co. verloren. Das lässt sich besonders einfach an den Börsenkursen ablesen. Mittlerweile ist Sears bankrott und in diversen Analysen fragt man sich wie der einstmals führende Händler erst von Walmart überholt wurde und danach die letzte Salbung durch Amazon erfahren hat. Mir war die Historie von Sears nicht im Detail bekannt, aber auf Republik.ch wurde die Sears Geschichte passend zur Weihnachtszeit aufgeschrieben, und besonders spannend dabei ist der Aufstieg von Sears 1886 bis 1950.
Dutzende wegweisende Innovationen des Gründungsmanagements, die damals damals begeistern konnten und auch heute noch krass wirken (Selbstbauhäuser aus dem Katalog), zeigen was dem Sears von 1950 bis heute gefehlt hat. Ideen, Neuerungen, Mut und Geschwindigkeit. Einige der Sears Innovationen gehören heute zum Handelsstandard, aber die Frage für die betroffenen Händler ist doch, wie man heute dieses Niveau an Innovation erreichen kann.
Ein Absatz in dem Text ragt für mich besonders heraus:
Doch die Jahre der Grösse waren zugleich die ersten Jahre des Sterbens. Die Zeit der Erfindungen war vorbei. Man hatte Geld, Marktmacht, aber keine Ideen mehr. Das Management fummelte herum, kaufte diese und jene Firma, schaffte die Mitarbeiterbeteiligung ab, erwirtschaftete den Grossteil des Gewinns durch die firmeneigene Kreditkarte. Der Detailhändler machte den wirklichen Profit nun im Finanzgeschäft.
Und das führt dann zum Status Quo, in dem sich auch der ein oder andere europäische Händler wiederfindet.
Dafür fand sich niemand, der einen schnellen Tod der Kette bedauern würde. Denn die Sears-Kaufhäuser bieten niemandem etwas: Seit über zehn Jahren wurde weder ein Dollar in die Renovation der Gebäude noch eine Idee in das Sortiment gesteckt. Es verspricht weder Luxus noch Tiefpreise. Der Kundendienst hat das Tempo und den Charme einer sowjetischen Amtsstube. Selbst die Angestellten hassen ihre Firma: Sears ist in den Top Ten der unbeliebtesten Arbeitgeber der USA. Kurz: Sears ist eine sterbende, stinkende Hölle der Mittelmässigkeit.