Im aktuellen Spiegel bekommt das Thema E-Commerce die Titelgeschichte, passend zu Weihnachten und natürlich passende zu den aktuellen E-Commerce Herausforderungen. Zurzeit muss man bei Medienbeiträgen zum Thema E-Commerce etwas vorsichtig sein, weil oft sehr einseitig von tatsächlichen und vermeintlichen Problemen gesprochen wird, die im Grunde genommen nur dazu dienen die Klickraten der schwarz/weiß geschriebenen Beiträge in die Höhe zu treiben. Solche Beiträge werden dann allzu gerne als Begründung herangezogen, wenn es darum geht die analoge Weltsicht von Handelslobbyisten zu unterfüttern. „Schaut her, Amazon verliert, alles wird gut.“ Simone Salden und ihren Kollegen beim Spiegel ist es aber zum Glück gelungen einen sehr ausgewogenen Blick auf die E-Commerce Herausforderungen zu entwickeln und die Sicht der Kunden mit der Sicht der „betroffenen“ Händler zu vergleichen. Der Artikel klärt die Leser auf und gibt ihnen selbst die Möglichkeit zu entscheiden, ob diese Entwicklung nun gut oder schlecht ist.
Wahrscheinlich braucht es wirklich den Platz und die Vorbereitungszeit, um ein solches Verständnis vom Markt entwickeln zu können. Auf acht Seiten führt der Artikel durch diverse E-Commerce Themen. Es fängt mit 123gold.de an und endet mit einem Zukunftsausblick. Zum Thema 123gold.de stellt der Artikel wie folgt fest:
Das Beispiel zeigt zweierlei: zum einen, dass die Hoffnung mancher Einzelhändler, gewisse Dinge ließen sich einfach nicht über das Internet verkaufen, falsch ist. Und zweitens, dass es inzwischen nicht mehr der Händler ist, der bestimmt, was dem Kunden zu gefallen hat. Sondern dass der Kunde sich den Händler sucht, der das bietet, was der Kunde will.
Auch die Auswirkungen der Retail Apokalypse kommen nicht zu kurz.
Welche Kettenreaktion sie damit auslösen, ist den meisten Kunden allerdings nicht klar: Fehlen den Filialen in den Innenstädten die Umsätze, weil die Menschen lieber online shoppen, reduzieren Kaufhäuser zunächst Auswahl und Personal, da die Mietverträge oft über Jahre fixiert sind. Suchen die verwöhnten Onlineshopper doch einmal persönliche Beratung in einem stationären Geschäft, sind sie von Sortiment und Service enttäuscht.
Das Musikhaus Thomann, bei dem ich u.a. auch all mein Podcast Equipment einkaufe, wird als Gewinner der Entwicklung gezeigt, um nur eine Seite später festzustellen, dass auch Thomann sich nicht zu freuen sollte, wenn man den Blick nach China wagt. Dort spielt der Desktop Shop schon gar keine Rolle mehr.
„In vielen Teilen Pekings werden online bestellte Lebensmittel inzwischen innerhalb einer halben Stunde geliefert“, sagt Wu Yue. „Wenn ich nicht zufällig mit jemandem auf einen Kaffee verabredet bin, komme ich gar nicht mehr dazu, in einen Supermarkt zu gehen.“
Ich durfte für den Artikel auch ein paar Zitate beisteuern, die ein paar Beobachtungen von kassenzone.de zusammenfassen. So oder so ist es aus meiner Sicht ein sehr empfehlenswerter Artikel, der durchaus für den ein oder anderen Onlineabruf mehr sorgen dürfte.