Amazon schüttet im Zuge seines Rekordquartals (30 Mrd. Umsatz!) signifikante Gewinne aus, so dass Jochen Fuchs von der T3N dahinter einen Strategiewechsel erkennen will. Dennis Kallerhoff stellt in seiner Analyse dazu fest, dass E-Commerce nur noch ein Nebengeschäft für Amazon zu sein scheint und der Fokus nun auf viel spannenderen Themen liegt. Auf der anderen Seite bricht das Online- und Offlinegeschäft vom Multichannel Sternchen Macy´s ein. Nichts scheint planbar zu sein, noch nicht mal die Regel, dass Amazon seinen Gewinn immer in Wachstum investieren wird (muss). Der Berater in mir versucht daraus Strategien abzuleiten. Die eigenen Fähigkeiten (Stärken/Schwächen) ergeben in der klassischen BWL Denke immer eine Art Strategie in einem gegebenen Marktumfeld. Das instabile Marktumfeld führt aber zu der Beobachtung, dass die einzig verbliebene Strategie der Aufbau von relevanten Fähigkeiten sein muss. Das klingt einfacher als es ist, weil dass die meisten Managementtools zur Nutzlosigkeit verdammen würde. Und das wiederum bedeutet, dass die meisten Manager (Managementfunktionen) im digitalen Umfeld nutzlos sind.
Alle paar Quartale begegnet mir ein Bild, was diese Situation griffig beschreiben kann. Bisher sind Conways Law, die kluge Ziege und der Heinemannkegel in diesem Potpourri der Kassenzone Weisheiten vertreten. Nun kommt ein neues Bild dazu: Der Arcade Modus:
Die Gamer unter den Kassenzone Lesern kennen den Arcade Modus. Er ist entstanden in der Welt der Spielhallenautomaten und immer noch vertreten in diversen modernen Spielen. Meistens gibt es in Rennspielen einen Arcade Modus mit dem man einfach losfahren, im Vergleich zum Karrieremodus, bei dem man sich über einen langen Zeitraum ein Auto, Team usw. aufbaut. Wikipedia ist bei diesem Begriff etwas schwach aufgestellt, aber in einem Forum habe ich eine gute Erklärung zum Arcade Modus gefunden:
The term dates back to the coin-op age. Basically, it’s an increasingly difficult fixed length game mode, accompanied by a small story, either about the character you selected or just generally about the situation you were thrown into, or accompanied by no story at all. No extra content whatsoever, as in you would’ve just gotten in front of the coin-op cabinet, tossed in a coin and started playing.
Mostly used in fighting games or endless survivals (1 life, restart on lose, get as far as you can), It’s a pick-up-and-play no-brainer mode where you can just fire up the game, press start and play; there’s rarely any customization besides apparences, there are no quirks, no perks, no level ups, nothing else than the game’s core itself.
Zusammengefasst also: Einfach machen, schnell reagieren und mit jedem Level wachsen. Das passt mehr denn je als Empfehlung für Unternehmen in einer digitalen Welt. Wenn der Karrieremodus nicht funktioniert, weil das Umfeld sich zu schnell verändert, dann spielt man halt im Arcade Modus. Aber dieser Modus ist nicht nur hinsichtlich seiner notwendigen Fähigkeiten relevant, sondern auch aus Finanzsicht. Jede Münze die in den Spielautomaten geworfen ist sofort abgeschrieben – sie dient nur dazu überhaupt am Spiel teilnehmen zu können. Im Karrieremodus investiert man zwar einmal ordentlich, dafür hat man aber lange etwas davon. Man baut sich langlebige Assets auf (Ein schnelles Rennauto usw.). Beim Arcademodus ist das Ende vorherbestimmt. Das kommt, wenn die Fähigkeiten des Spielers nicht mehr ausreichen ab einem bestimmten Level. Genauso verhält es sich mit Investitionen im digitalen Umfeld. Die Münzen müssen dafür verwendet werden heute dabei zu sein, und nicht für irgendwelche Dinge in fünf Jahren. Etwas greifbarer macht es ggf. die folgende Übersicht:
Karriere Modus | Arcade Modus |
Das beste Angebot für Frauen zwischen 18 und 25 Jahren | Das beste Recommendation Tool für junge Frauen |
20% Marktanteil | Größte Wachstumsgeschwindigkeit |
IT Projekte mit 5 Jahren+ X Laufzeit | Optimierung der Developer Fähigkeiten |
Ältere Unternehmen befinden sich fast immer im Karrieremodus. Amazon hat sich dank Jeff den Arcade Modus erhalten. Hochrisikant zwar, aber sehr erfolgreich. Ich würde daher die Einschätzung von Jochen Fuchs bzgl. des Strategieschwenks nicht teilen. 800 Mio. Gewinn ist zwar sehr viel in absoluten Zahlen, gemessen am Umsatz ist das aber noch immer sehr überschaubar. Das nächste Level birgt ggf. ganz neue Gegner für Amazon. Es bleibt also spannend.