Otto Wilde Grillers, mit Gründer Alexander Luik

59:53

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Wir haben bereits in der Podcast Folge rund um den Schickling Grill diskutiert, dass es noch unzählige Potentiale für coole Grillmarken gibt und mit Otto Wilde Grillers nun einen der Anbieter zu Gast der auch den Grill neu denkt, smarter macht, besser vermarktet, direkter vermarktet und direkt international erfolgreich ist. Darüber gab es bereits einen Artikel bei der OMR (omr.com/de/otto-wilde/) und der Gründer Alexander Luik hat viele spannende Infos im Podcast geteilt. Spannend war natürlich auch die kürzlich eingetretene Insolvenz von Landmann Grills und die Frage, was Otto Wilde und Co. besser machen.

Outdoor-Küchen online mit Alexander Luik, Gründer von Otto Wilde Grillers

Letztes Jahr musste sich Alex auf die Suche nach einem neuen Grill machen – und stieß dabei auf die junge Firma EdelDesign GmbH und deren Marke Schickling. Das befeuerte sein Interesse am Online-Vertrieb von Grill, BBQ & Co. – weswegen auch im tiefsten Winter das Thema nicht mehr ruhen darf. Grillproduzenten Otto Wilde Grillers ist darin eine feste Größe: 2016 ging eine der erfolgreichsten Klickstarter-Kampagnen der Gründung des Mittelständlers aus Düsseldorf voraus. Darüber sowie über die ehrgeizigen Pläne für smarte und modulare Systeme im Bereich Outdoor-Küche lernt Alex in dieser Folge eine ganze Menge. Zudem kommen Fans von Direktvertriebsansätzen in diesem Podcast voll auf ihre Kosten.

„Ein Thermomix fürs Grillen!“

3:45

Alex: Nehmen wir die Skala Weber-Grill oder Napoleon bis zu Schickling runter: Wo ortet ihr euch mit Otto Wilder Grillers? Was könnt ihr besser – warum gibt es euch?

Alexander: Warum gibt es uns? Weil über Jahrzehnte eine Innovationsarmut im Grillbereich geherrscht hat. Unser Ansatz war: „Weg vom klassischen deutschen Baumarktgrill!“ Wir wollten eine Alternative bieten – bei einem etwas höheren Preispunkt, aber mit dem bestmöglichen Grillerlebnis für zu Hause. In USA gibt es ja Spieler, die schon in diese Richtung unterwegs sind, aber in Deutschland nicht so viele. Dafür gibt es hierzulande eine wahnsinnige Grillbegeisterung! Der Markt ist noch in Entwicklung und sehr dynamisch. Weber hat 2004 angefangen, die deutschen Kunden vom Baumarktgrill wegzubringen und haben da gute Arbeit geleistet. Da gibt es jetzt die 3.000 bis 4.000 Euro teure Genesis-Grills. Wir wollen etwas qualitative noch Höherwertiges anbieten und smarteres Grillen ermöglichen.

Alex: Ihr seid unter anderen dafür bekannt, dass ihr mit einer Klickstarter-Kampagne anfingt. Die Geschichte ist ja auch sehr schön bei OMR erzählt. Kannst du uns da nochmal kurz durchführen: Wie habt ihr das Konzept entwickelt, viel habt ihr eingesammelt – und sind die Grills eigentlich schon an die Kunden ausgeliefert worden? Bei Klickstarter gibt es ja die Verlässlichkeitsthematik…

Alexander: Die Genese war sich zu fragen: Was möchten die Kunden? Was wünschen sich die Leute von einem Grill? Da sind wir durch Online-Foren gegangen, haben uns mit dem Grillsportverein ausgetauscht – sind also stark in der hardcore community unterwegs. Die Vermarktung haben wir dann über Klickstarter gemacht: Die erste Kampagne war 2016 – mit unserem ersten Produkt, den Oberhitze-Grill. Und für unsere damaligen Verhältnisse war das ein Riesenerfolg: 340.000 Euro in 30 Tagen! Damit waren wir eins der Top-Ten-Food-Projekte weltweit.

Alex: Wie vielen hergestellten Grills entsprach der Betrag?

Alexander: Wie für Klickstarter üblich haben wir da mit verschiedenen Preisklassen gearbeitet, aber im Schnitt hat ein Grill den Förderer 500 Euro gekostet. Das war der Startpunkt – Klickstarter hat uns den ersten Schritte ermöglicht. Auch deshalb haben wir dieses Jahr dort noch einmal nachlegt, obwohl wir von der Entwicklung her ein gutes Stück weiter sind. Was wir sehr schätzen: Das Feedback der Community. Für uns ist Klickstarter eine klassische Produktentwicklungsplattform, wo Leute Impulse geben können, während das Produkt bereits vorverkauft wird. Letztendlich bauen wir ja auch die Produkte für die Kunden, nicht für uns selbst. Deshalb geht es keineswegs nur um die Vorfinanzierung.

9:00

Alex: Wenn Andreas Schobert von Hornbach hier zuhört, wird er beim Wort „Baumarktgrill“ zusammengezuckt sein. Denn im Baumarkt stehen ja auch Premium-Produkte von Weber & Co. Was macht ihr mit eurem Produkt also anders?

Alexander: Die Frage ist berechtigt! Und da wollte ich mich keinesfalls abwertend äußern! Wie es verschiedene Autos gibt, gibt es auch verschiedene Grills – und alle heizen sie letztendlich mit direkter oder indirekter Hitze. Wer also etwas erwärmen möchte, kommt mit jedem Grill ans Ziel.

Was unterscheidet uns? Wir haben ein komplett modulares Grill-System entwickelt. Wir verbinden Gillen mit dem Trendthema Outdoor-Küche. Denn für uns ist Grillen kein abgeschlossener Prozess. Es gibt immer Schritte davor. Ich muss was schneiden, ich muss was warmstellen, ich muss was nachbereiten: Das ist wie kochen – nur draußen. Mit unserer Otto-Plattform haben wir als erster Hersteller Grillen und Outdoor-Küchen in ein System gepackt. Bislang hatten Outdoor-Küchen-Hersteller Grills von Grillherstellern und diese verwiesen wiederum auf Outdoor-Modulen von den Herstellern. Wir haben das in ein Universum zusammengefügt.

Das zweite große Thema, das wir anders angehen: Wir haben unser Produkt digital verlängert. Es hat eine Steuerung per App, über die ich Temperatur-Ziele setzen und die Temperatur übers Handy ablesen kann. Die Smart-Version, die wir jetzt 2021 rausbringen, wird da weitergehen: ein Thermomix fürs Grillen! Hardcore-Griller werden fragen: Braucht man das? Da kann ich nur antworten: „Das weiß ich nicht. Es gibt aber ein sehr starkes Kundeninteresse – was wir an der Klickstarter-Kampagne gesehen haben.“

(Alex hat sich das Klickstarter-Video der ersten Kampagne angesehen: Das Produkt sehe sehr schön aus! Bezüglich der breiteren Thematik Outdoor-Küchen will es wissen, ob es in Deutschland bereits dafür die Kultur gebe. In USA ließen sich die Leute eigens gezimmerte Küchen draußen aufstellen und verbrächten ganze Tage auf „backyard parties“. Aber eine Dachterrasse in einer Berliner Neubauwohnung sei doch was anderes, oder? Man brauche schließlich einen überdachten Bereich im Garten…

Alexander antwortet. Erstens: Otto Wilde Grillers verkaufe auch in den USA! Zweitens: Die größte Nachfrage kam zuletzt allerdings aus Deutschland – was dafür spreche, dass es hier den Markt für Outdoor-Küchen gebe. Zudem bekundeten viele Handelspartner hierzulande ein starkes kundenseitiges Interesse am Thema. Das rufe auch neue Hersteller auf den Plan – zumal sich die Preise im Bereich 15.000 bis 20.000 Euro bewegten. Ein großer Grillfachhändler in Köln meldete letztens eine jährliche Nachfragesteigerung von 500%. Alex sagt, er kenne das Geschäft von Vor-Pandemie-DMEXCO-Besuchen. Insofern, so Alexander, sei ein Markt vorhanden – und der entwickele sich erst so richtig.

Klar, für den Single-Haushalt in Berlin mit kleinem Balkon sei eine komplette Outdoor-Küche nichts, so Alexander weiter. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es auch in Deutschland viele große Eigenheim mit großen Gärten gebe. Zudem sei das genau der Vorteil an der modularen Bauweise: Wer erst einmal nur einen Otto-Wilders-Grill mit Beistelltisch für den Balkon kaufe, der könne diesen später in ein Outdoor-Küchen-Umfeld einfügen, wenn er sich später mal vergrößere. Alexander möge auch die Vorstellung von Produktlanglebigkeit. Es sei nicht-nachhaltiger Verschwendung, einen Grill alle paar Jahre wegzuschmeißen – und aus Nutzersicht schlecht, weil man sich daran gewöhnt habe.)

17:45

Alex: Wenn das Thema Grillen und Outdoor-Küchen gerade so im Trend liegt – und das wird durch die Corona-Krise bestimmt verstärkt worden sein –, warum hat denn so ein Hersteller wie Landmann letztens Insolvenz anmelden müssen? (Gut, der wurde dann vom „Löwen“ Ralf Dümmel aufgeschnappt…) Wir erklärst du dir das, dass ausgerechnet im dem Jahr des Grillbooms schlechthin eine ganz bekannte Grillmarke in die Insolvenz rutscht…

Alexander: Das ist auf jeden Fall kontraintuitiv, ja! Aber da geht es schlicht und ergreifend um die ewige Frage, wo man verkauft – und zu welchen Margen. Landmann ist eben eine klassische Handelsmarke, die im stationären Bereich verkauft wird. Jüngere Marken, zu denen wir natürlich auch zählen, sind oft stärker im direct-to-consumer-Geschäft unterwegs. Bei Schickling etwa handelt es sich meines Wissens um ein 100%-iges Direktkundengeschäft. Bei uns ist der Anteil hoch, obwohl wir auch über den Handel verkaufen. Daher wundert es mich nicht, dass sich Landmann nicht so positiv entwickelt hat.

Alex: Du meinst also in etwa: Die kamen mit den Baumärkten, in denen sie verkauft wurden, in Margenwettbewerb und dem Baumarktkunden ist es egal, ob der Grill von Landmann oder von einer Baumarkteigenmarke kommt? Zumal du eingangs sagtest: Der Markt ist bisher innovationsarm gewesen. Das letzte große Ding war wohl der Kugelgrill vor 20 Jahren.

Also Thema Vertriebskanal. Durch die Klickstarter-Kampagne seid ihr natürlich für den Direktvertrieb prädestiniert. Und dann melden sich die Käufer für euren Newsletter an und ihr könnt ihnen Zubehör und Neuigkeiten verkaufen. Aber ihr habt ja auch einen stationären Handelsanteil…

Alexander: Bei uns sieht es so aus, dass wir zwischen 80% und 90% Direktkundengeschäft und den Rest über den Handel machen. Kaufen kann man uns natürlich über den eigenen Webshop und dann eben über ca. 100 Grillfachhändler in Deutschland. Wo wir nicht vertreten sind: Baumärkte. Da handelt es sich im Großen und Ganzen um andere Preiskategorien.

(Alex wundert sich, dass es so etwas wie den „stationären Grillfachhandel“ überhaupt bzw. noch gibt. Dieser habe es als eine der ersten Fachzweige, so Alexander, das Einkaufen zum Erlebnis zu machen. Viele Fachgeschäfte veranstalteten Events und Erlebnisse wie Grillkurse, Grillschulen usw. Die Händler hätten sich früh auf solche Anreize spezialisiert, weil sie ohnehin in ihren außerstädtischen Lagen schon immer die Kunden dazu motivieren mussten, extra zu ihnen hinzufahren.)

24:00

Alex: Auf Amazon finde ich ebenfalls Produkte von euch. Verkauft ihr an Amazon oder stellen Grillfachhändler eure Produkte dort rein?

Alexander: Auf Amazon verkaufen wir die Oberhitze-Produkte sowie paar Zubehör-Artikel – ausschließlich im Seller-Modell. So können wir die Preise setzten: Sie auf Amazon sind ja auch etwas höher als im Webshop und als im stationären Fachhandel. Es gibt aber trotzdem Kunden, die den Weg über Amazon wählen und daher ist es uns aus Marketingsicht wichtig, dort vorhanden zu sein. Wir kriegen sehr viele Suchanfragen über die Plattform ein und die Kundenrezensionen auf Amazon sind heute das, was früher mal die Stiftung-Warentest war.

Alex: Wie ist denn so eine klassische Customer-Journey in eurem Bereich? Fängt sie auf Amazon an oder kommen die Leute in den Grillfachhandel und suchen euch danach auf? Oder führt sie der Mundpropaganda von überzeugten Bestandskunden zu euch? Und wie spielen eure Marketing- und PR-Aktivitäten dort mit rein? Da seid ihr ja sehr aktiv. Von deiner Schwester habe ich, glaube ich, letztens was bei Business Insider gelesen…

Alexander: Das ist meine Mitgründerin! Ich bin übrigens der einzige der vier, der mit Nachnamen nicht „Wilde“ heißt. Zur Customer-Journey: Sie verläuft über unterschiedlichsten Touchpoints und Wege. Im Check-out versuchen wir möglichst zu messen, woher die Kunden uns kennen: 30%-35% finden tatsächlich über word of mouth zu uns. Danach kommen die klassischen performance-Kanäle wie Google und Facebook. Zudem arbeiten wir mit Influencern zusammen, obwohl es sich in unserer Preiskategorie natürlich eher um eine selektives Vorgehen und nicht um ein Massenspiel handelt.

In den meisten Fällen sieht uns der Kunde in einem Werbemittel oder bei einem Influencer und kommt dann zu uns in den Online-Shop. Er kann auch mal über den Handel und nach den Grillkursen, in denen wir eingebettet sind, zu uns finden. Und auf Klickstarter ist es natürlich sehr günstig, eine gewisses Grundwummern zu erzeugen. Wenn man dort eine gute Kampagne hat, geht sie schnell viral und viele Medien springen darauf auf. Das ist eine verlängerte Reichweite, für die ich nicht aktiv noch etwas unternehmen muss.

(Daraufhin möchte Alex spezifisch wissen, wie Otto Wilder es in die USA geschafft hat. Sei der Heimatmarkt vom Giganten Weber doch viel reifer und der Wettbewerb viel härter. Und wie gehe man die Herausforderung internationalen Kundenservice an? Alexander erzählt vom Einstieg über Klickstarter, Influencer und Presse. Was nicht funktioniert hätte: Als deutsche Marke den Amerikanern das Grillen beibringen zu wollen. 2019 war die USA dann sogar der wichtigste Markt für Otto Wilder Grillers: Erst 2020 überholte DACH.)

31:15

Alex: Erzähl mal bitte etwas zum neuen Produkt.

Alexander: In der Welt unserer Plattform gibt es 2021 zwei neue Grills: Den G32 Connected und den G32 Smart. Der Smart wird etwas später im Jahr kommen. Dazu gibt es dann die ganze Reihe an Zubehör. In Zukunft werden wir dann auf dieser Plattform weitere Grills rausbringen. Dazu sage ich aber nichts mehr, weil das ein wohlgehütetes Geheimnis ist, was noch kommt…

Alex: Und sind die neuen Produkte jetzt (Anmerkung der Redaktion: Stand Ende 2020) verfügbar?

Alexander: Sie sind schon in der Produktion und werden dann im Frühjahr 2021 ausgeliefert. Das verzögert sich alles – Jeder, der im Handel tätig ist, weiß, wie schwierig derzeit die Logistik mit China ist. Bahn, Luft- und Seefahrt: Der Transport ist sehr teuer geworden. Aber wir werden noch im ersten Quartal alles ausliefern, sodass es pünktlich zur Grillsaison einsatzbereit ist.

(Alex möchte Details zur Produktion in China erfahren. Wie geht man vor, um Lieferanten zu finden? Wie stellt man Qualitätsmanagement sicher? Schließlich gehe es um hitzebeständige smarte Kommunikationstechnik. Der Grill sei – vereinfacht gesagt – produktionstechnisch zwischen zwei Lieferanten jeweils für Sensorik/Steuerung einerseits und Hardware andererseits aufgeteilt, antwortet Alexander. Die Entwicklungsarbeit habe in Deutschland stattgefunden. Um die Produktion kümmere sich ein kleines Team vor Ort in China – was sich vor allem während der Pandemie als Glücksfall erwiesen hat.

Da stellt Alex die Frage, ob die ersten Imitate schon auf AliExpress aufgetaucht seien. Alexander verneint: Das Produkt basiere auf eigenem Design und sei sehr aufwendig in der Herstellung. Bisher sei man vor Plagiaten geschützt geblieben. Daraufhin lässt sich Hobbygriller Alex mehr zum besonderen Edelstahl und zur dauerhaft bis zu 800 Grad hitzeresistenten Beschichtung erzählen.)

37:30

Alex: DACH seid ihr schon und in den USA auch. Lässt sich euer Modell einfach auf weitere, in Sachen Grilltradition eher mit Deutschland vergleichbare Märkte wie UK und die Nordics ausrollen? Würde da eine clevere Kampagne reichen, um reinzukommen oder müsstet ihr über den Handel gehen?

Alexander: Das ist eine sehr gute Frage, die wir uns immer wieder stellen. Den australischen Markt bedienen wir zum Beispiel über einen Partner, aber die USA machen wir selber – DACH ebenfalls. Für uns ist das aktuell wirklich eine Markt-für-Markt-Betrachtung, wobei ich grundsätzlich an den direct-to-consumer-Ansatz glaube. Es gibt keinen Grund, warum der auch nicht in Australien funktionieren sollte. Das Problem ist eher, dass wir nach wie vor gebootstrapped unterwegs sind. Da müssen wir kapitalseitig gucken, dass wir effizient wirtschaften. So können wir nicht sofort in ganz viel Struktur investieren.

Dazu kommt, dass wir schon noch an einen Multichannel-Konzept glauben. Viele Leute wollen das Produkt einmal physisch anfassen, bevor sie kaufen. Es gibt nämlich einen Grund, warum es so etwas wie Küchenstudios gibt. Der Kunde möchte sich von der Haptik überzeugen lassen. Und da sehen wir, dass wir in USA langsamer als in DACH sind – einfach deswegen, weil wir hier sitzen, nicht dort. In USA wollen wir den gleichen Ansatz fahren, aber es dauert einfach etwas länger mit dem Handel.

40:05

Alex: Erzähl doch mal ein bisschen was zur Sendung „Die Höhle der Löwen“. Da wart ihr paar Jahre nach der Gründung. Was hat es denn für euch gebracht?

Alexander: Spoiler vorweg: Wir haben keinen Deal gemacht!

Alex: Kein Angebot?

Alexander: Nein! Kein Löwe wollte bei uns einsteigen. Warum haben wir das erst einmal gemacht? Klar, es ist eine Chance, einen guten Investor zu finden. Es geht aber auch um relativ viel Reichweite zu sehr geringen Kosten. Letztere hat es dann auch gegeben: eine wahnsinnige mediale Aufmerksamkeit, ein paar Hunderttausend Seitenaufrufe (was wir sonst in Monaten verzeichnet hätten). Sogar verkaufsseitig gab es einen Schub deswegen, obwohl wir keinen Impulskaufartikel sind. Das kam dadurch zustande, dass wir sehr viele E-Mail-Adressen gesammelt haben – und verkaufen bis heute in die DHDL-Kohorte rein! Über die Zeit haben wir das sehr gut monetarisiert.

(Ob er das wieder machen würde, fragt Alex Alexander. Definitiv, wenn auch anders. Das Format habe sich schließlich auch verändert. Auf diese Änderungen – etwa die Möglichkeit, zu verhandeln – geht Alexander dann kurz ein.)

43:30

Alex: Kein stationärer Händler wird so eine Datenbank an Kunden-E-Mail-Adressen haben, wie ihr das habt. Mein Gedanke wäre: Ihr tut euch mit den Händlern zusammen und bietet Grillkurse an. So behaltet ihr den Kundenkontakt, die Kunden können die Ware real erleben und der Händler darf den einen oder anderen Grill verkaufen.

Alexander: Haken dahinter! Das haben wir auch schon so als Pilotprojekt gemacht. Kunden können zudem Kurse bei uns auf der Webseite buchen, die wir mit einem Partner anbieten. Ganz so ausgebaut, wie du das beschreibst, haben wir das Konzept noch nicht. Aber wir arbeiten an einer stärkeren Verzahnung mit dem Handel. Das Pilot hat super funktioniert: Wir haben die Kurse voll bekommen und die Partner kriegten bei Verkauf eine Provision. Allerdings sind viele Händler bereits in der Vermarktung der Kurse sehr stark aufgestellt. Wir sind da keineswegs die Heilsbringer! Was wir zudem haben: die App. Mit so Themen wie Garantieverlängerung haben wir eine weitere Möglichkeit für Lead-Generierung in der neuen Produktgeneration.

45:35

Alex: Ich pitche hier einfach munter eine weitere Idee. Du hast euch schon als „Thermomix fürs Grillen“ beschrieben: Würde bei euch so ein ähnliches Party-Vertriebssystem funktionieren? Stellen wir uns mal vor, ihr macht eine neue Linie – nennen wir ihn einfach: „SuperGrill“ – und den kann der Kunde nur kaufen, wenn er ihm von einem eurer „Griller“ vorgestellt wurde. Zum großen Teil kommt die Zahlungsbereitschaft dann durch das persönliche Erlebnis. Das ist dann so ein geselliges Event, das es sonst nur für sehr auf Frauen gerichtet Produkte wie Thermomix, Tupper usw. gibt. Da ist sonst sehr wenig für Männer (weswegen ich das schon im Kärcher-Podcast vorgeschlagen habe…). Wäre das nicht etwas für euch?

Alexander: Damit haben noch keine Erfahrung gemacht, haben das aber schon mehrmals länger überlegt. Es gibt Für und Wider. Die Vorzüge hast du geschildert. Nachteile gibt es aber auch. Je nach Markt funktioniert das System unterschiedlich: In USA hat sich zum Beispiel Thermomix – und mit ihnen stehen wir im Kontakt – schwerer getan. Zudem ist die benötigte Zeit und das Kapital, das man anfangs braucht, um so eine Struktur aufzubauen, gar nicht mal so gering. Da ist das onlinebasierte Direktkundengeschäft weniger kapitalintensiv und leichter zu testen – jedenfalls in der Frühphase. Das haben wir uns also noch nicht getraut.

(Alex verweist auf Ameorelie im Erotikgeschäft, das damit gute Erfahrungen gemacht habe. Man müsse das Konzept Beratervertrieb einfach immer neu denken und jeweils passend zum Produkt aufziehen. Wichtig seien Fürsprecher, die das Produkt beherrschen und daher umso überzeugender erklären können. Alex stehe bereit, sagt er im Scherz(?), mit Otto Wilde Grillers seinen SuperGrill zu entwickeln und über Berater zu vertreiben. Alexander verspricht, „weiter darauf rumzudenken“ und in einem Jahr mit Alex darüber zu sprechen. Bei einem so emotionalen Produkt sehe er auf jeden Fall denn Sinn hinter der Idee.

Danach geht es kurz um das Corona-Chaos. Der Oberhitze-Grille werde ohnehin in Deutschland hergestellt und Lieferschwierigkeiten gab es keine nennenswerte. Bei den jetzt verspätet Anfang 2021 aus China eintreffenden G32s war eine rechtzeitige Kommunikation mit den betroffenen Kunden wichtig.)

50:35

Alex: Magst du ein paar Kennzahlen verraten? Die letzte Klickstarter-Kampagne ist ja öffentlich und da habt ihr 5 Millionen Euro eingesammelt…

Alexander: Davon ist der Umsatz natürlich erst Q1 2021 relevant. Volumen für 100% im Jahr 2020 angezahlte Bestellungen sind schon achtstellig.

Alex: Wie groß ist euer Team?

Alexander: Insgesamt 30 Mitarbeiter.

Alex: Und bezüglich Klickstarter: Ihr habt ja zweimal gute Erfahrungen gemacht; sind aller guten Dinge drei? Darf man das einfach so als Marketingkanal weiterbenutzen?

Alexander: Technisch und regulatorisch ist es auf jeden Fall möglich. Die Frage ist dann eher, inwieweit es für uns einen Sinn ergibt. Ein Produkt auf Klickstarter muss einen gewissen Neuheits- und Innovationsgrad mitbringen. So würden wir es mit Sicherheit überlegen, wenn wir das nächste Mal etwas entwerfen, das nicht Zubehör zur bestehenden Plattform ist. Das wird auf jeden Fall noch ein bisschen dauern…

52:45

Alex: Ist der steigende Anteil an Vegetariern und Veganern ein Thema, das euch beschäftigt?

Alexander: Das Thema ist da. Was wir aber sehen: Der Trend im Fleischmarkt geht Richtung Hochpreisig – und das ist für uns sehr relevant. Die Leute kaufen lieber selektiv gutes Fleisch, kaufen online oder beim Metzger ihres Vertrauens. Bewusstere Ernährung ist das Schlagwort. Unser Kunde ist eher nicht derjenige, der das ALDI-Nackensteak oder die Würstchen à 1,00€ achtlos auf den Grill knallt. Unsere Kundschaft kauft teures Fleisch und will einen guten Grill. Für uns ist also der Trend zum Konsum von hochwertigem Fleisch noch wichtiger. 

(Gegen Ende stellt Alex weitere Fragen zum generellen Thema Outdoor-Küche. Was brauche man an Strom- und Wasseranschlüsse? Was bezahle man für eine herkömmliche Küche für die Terrasse? Alexander gibt eine Rundum-Übersicht des Segments, bevor Alexa abschließend den Inhalt des Podcasts kurz zusammenfasst.)

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