Ralf Dümmel macht mit seinem Unternehmen DS Produkte mehr als 250 Millionen Umsatz pro Jahr, bringt fast jeden Tag ein neues Produkt in den Handel und doch kennt man ihn vor allem als Investor aus DHDL. Ralf erfüllt sehr viele Stereotype eines Händlers und bringt im Podcast seine Geschichte sehr glaubwürdig rüber, obwohl er sie schon sicher tausende Male erzählt hat. Er erklärt auch, warum er bisher nicht so stark im Direktvertrieb aktiv ist und wie er die Zukunft des Handels sieht. Wenn ihr also schon immer mal erfahren wollt wie die non food Produkte bei netto & Co. in die Regale kommen, wer den Wasser Maxx erfunden hat und wie viel Prozent des Umsatzes durch DHDL Investments erklärt werden, der findet alle Antworten im Podcast.

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Produktentwicklung mit Ralf Dümmel, Geschäftsführer von DS Produkte

Ralf Dümmel ist vielen aus der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt – und beteiligt sich da zehn- bis fünfzehnmal pro Staffel an Start-ups, deren Produkte er dann in den Handel bringt. Ohne ihn gebe es vieles der wundersamen Neuheiten bei Tchibo, ALDI & Co. also nicht – auch, weil er im Tagesgeschäft genau dasselbe tut. Das 1973 von seinem Ziehvater Dieter Schwarz als DS Produkte gegründete Unternehmen im schleswig-holsteinischen Stapelfeld entwickelt nämlich durchschnittlich ein neues Produkt pro Werktag – und hat es mit diesem Geschäftsmodell zu einem Jahresumsatz von 260 Millionen Euro gebracht. Über diese Produktentwicklung am laufenden Band und den Weg der Erzeugnisse in den Handel spricht Ralf auf die ihm eigenen offen-joviale Weise mit Alex in diesem Podcast.

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„Wenn das Produkt passt, bin ich dafür, Multichannel zu gehen“

4:40

Alex: Was ist denn eigentlich DS Produkte?

Ralf: Viele sagen ‚Großhändler‘ oder ‚Importeur‘ – und wir kaufen durchaus fertige Produkte zu, wenn sie sich in anderen Märkten gut geschlagen haben. Wir versuchen uns allerdings dadurch zu differenzieren, dass wir Produkte auch entwickeln. Ich sage immer: „Wir suchen nicht den Toaster. Den kann jeder. Aber wenn ein Toaster morgens das Brot mit ‚I love you‘ oder ‚Guten Morgen!‘ beschriftet, dann wäre er was für uns!“ Wir wollen nicht versuchen, das Produkt, das es an jeder Straßenecke gibt, fünf Cent günstiger anzubieten. Sondern wir wollen das etwas andere Produkt anbieten. Gern Problemlöser, die die Menschen weiterbringen.

Alex: Ihr lässt also Produkte in Asien herstellen und hier in den Handel bringen. Auf deine Webseite stehen Namen wie Netto, Otto, Tchibo: Was haben sie davon, mit euch zu arbeiten? Könnten sie sich nicht allein besagten Beschrift-Toaster aussuchen…?

Ralf: Erst einmal: Wir importieren nicht nur aus Asien, sondern produzieren auch sehr viel in Deutschland, wenn immer es sich preislich rechnet. Allerdings wegen letzterer Überlegung kommen – wir schätzen mal – 70% bis 75% unserer Produkte schon aus Asien. Zur Frage: Klar, die Konzerne haben auch alle selber Büros drüben – und genau darum suchen wir wie gesagt nicht den Toaster, den sie dort eben auch selber finden können.

Beispiel: Wir haben einen Hemdenbügler entwickelt, womit du deine Hemden aus der Waschmaschine acht Minuten später faltenfrei gebügelt bekommst. Das gab es in der Form noch nicht. Mit solchen neuen Eigenentwicklungen streben wir eine gewisse Einzigartigkeit an.

7:00

Alex: Nehmen wir mal an, ich gehe bei Tchibo rein. Wie viele der Produkte in diesem Laden werden von Importeuren wie euch bezogen?

Ralf: Das kann ich natürlich zwar nur schätzen, ich denke aber schon: um die 80%. So ein Tchibo lebt ja auch davon, dass Anbieter sagen: „Wir haben dieses Produkt selber entwickelt und so und so getestet und haben folgende Erfolge nachgewiesen. Das ist ein tolles Produkt!“ Die sind also davon abhängig, dass die Menschen mit guten Ideen kommen. Und wenn Tchibo anfangen würde, alles selber zu kaufen, würde kein Mensch mehr mit seinen Ideen zu ihnen hingehen.

Alex: Ich war letztens bei uns im ALDI um die Ecke und gefühlt der halbe Laden ist mittlerweile Non-Food. Da ist viel Saisonales bei – etwa Stand-up-Paddling im Sommer. Mit einem Netz von 5.000 Märkten kann ALDI, wenn jeder Markt etwa zehn aufblasbare Boards verkauft, 50.000 Stück verkaufen. Reines Skalengeschäft also: Möglichst günstig einkaufen, solange die Qualität halbwegs stimmt – sprich: Das Ding geht erst kurz nach der Garantie kaputt, nicht schon kurz davor. Spielt ihr da in diesem Segment mit?

Ralf: Die Frage ist erst einmal: Wer geht als erstes mit der Idee zu ALDI & Co.? Der hat schon den Vorteil. Denn allerseltenst sind es ALDI oder Netto, die mit Produktpremieren in Deutschland glänzen: Discounter kommen, wenn sich das Produkt schon bewährt hat – online etwa, wenn man anhand Google-Anfragen belegen kann, dass der Markt dafür interessant ist.

Danach geht es um Sachen wie: Wie sieht deine Verpackung aus? Hast du eine tolle Tasche dafür? Welche Qualität hat das? Denn – und hier muss ich dir widersprechen und auf Stiftung Warentest & Co. verweisen –: Die Produkte sind keineswegs nur dafür ausgelegt, knapp die Gewährleistungsfrist zu überstehen, sondern bieten wirklich gutes Preis-Leistungsverhältnis. Bleiben wir beim Beispiel Stand-up-Paddling: Wenn ALDI oder Netto das verkaufen, paddelst du mehr als zwei Sommer damit. Die Fragen sind eher: Gibt es eine vernünftige Luftpumpe dazu? Wie schnell kriegt man es aufgeblasen? Kriegt man die Luft schneller raus?

(Das sich mit aufblasbaren Stand-up-Paddling-Boards einen konkreten Case ergeben hat, will Alex diesen mal beispielsweise durchrechnen. Gegen eine zu genaue Betrachtung der Margen sträubt sich Ralf und bittet um Verständnis. Der Einzelhandelspreis betrage jedenfalls das Doppelte vom Einkaufspreis bei Ralf. Zwischen diesem Preis und dem Einkaufspreis in Asien läge aber ihm zufolge keine dreistellige Summe: Mehr als 15% Marge für ihn als Importeur gebe es da nicht.)

12:45

Alex: Wer trägt denn das Handelsrisiko? Verkaufst du auf Kommission?

Ralf: Normalerweise liegt das Risiko beim Abnehmer. Als Lieferant ist das Risiko nämlich schon so verdammt groß! Bei größeren Einzelhändler sprechen wir ja über Stückzahlen von 50.000 – und wenn das mal in die Hose geht und du 45.000 zurückkriegst… Das können nur die wenigsten Firmen ab. Grundsätzlich kann es hin und wieder mal Rückgaberecht geben, aber ich würde keinem dazu raten!

Alex: Im OMR-Podcast vor zwei Jahren sprachst du von 350 Mitarbeitern und 250 Million Euro Umsatz…

Ralf: Heute liegen wir bei ca. 260 Millionen Euro bei knapp über 400 Mitarbeitern.

Alex: Und was heißt das umgerechnet auf die Zahl der Produkte, die du in den Handel bringst?

Ralf: Unser Sortiment umfasst zwar rund 4.000 Produkten. Wie alle Händler haben wir aber welche, die absolute Renner sind und welche, die gar nicht funktionieren. Dabei nehmen wir ca. 350 neue Produkte im Jahr auf. Vom Sortiment verkaufen wir in einem Jahr rund 2.000 Produkte.

Alex: Bietet ihr denn Sachen exklusiv an? Was ist, wenn Tchibo den smarten Toaster nur unter der Bedingung haben will, dass andere ihn nicht verkaufen?

Ralf: Bei guten Produkten gehen wir eher selten darauf ein. Was wir schon machen: exklusive Produktvarianten, womit sich ein Händler unterscheiden kann. Das kann eine Farbe oder ein Aufsatz oder sonst was sein. Aber grundsätzlich geben wir keine generelle Exklusivität.

(Jeder Werktag also mehr als neues Produkt, überlegt sich Alex: Wie gestaltet sich das rein operativ? Jeden Freitag gibt es eine Produktrunde, antwortet Ralf, wobei die Wege des Produktes verschieden sind. Mal sind es eigene Ideen, mal Konzepte von Lieferanten, mal Anstoße aus dem Netz oder Impulse durch die Konkurrenz. Zudem gehen Mitarbeiter von DSPRO auf Messen und gucken sich Neuprodukte aus anderen Ländern an.)

16:55

Alex: Was waren denn eure Superknüller aus den letzten Jahren?

Ralf: Der Hemdenbügler, den ich vorher erwähnt hatte, ist ein Riesenerfolg gewesen – Eigenentwicklung übrigens. Preislich unter 100 Euro, das kann man sich wie eine Puppe vorstellen, dem man sein Hemd oder Blouson direkt aus der Waschmaschine überzieht: Acht Minuten später ist dein Hemd trocken, faltenfrei gebügelt und noch leicht warm.

Alex: Wie kamt ihr denn auf die Idee?

Ralf: Ich muss mich leicht korrigieren, insofern als es das schon gab: Ich habe so einen Bügler mal vor 10 Jahren gesehen, aber es kostete über 1.000 Euro. Das war für den professionellen Bereich (Reinigung). Und das ist oftmals für uns ein Anknüpfungspunkt: Was gibt es draußen, was zwar sehr gut funktioniert aber gleichzeitig sehr teuer ist und daher nicht im Massenmarkt verbreitet? Wenn es da eine Möglichkeit gibt, anders zu produzieren – und in großen Mengen –. ist es oftmals so, dass schon die Masse den Preis spürbar senkt. So haben wir vom Hemdbügler allein im ersten Jahr 400.000 Stück produzieren lassen.

Alex: Und ihr gingt damit nach Asien und suchtet ein Unternehmen, mit dem ihr das herstellen konntet?

Ralf: Wir haben eigene Ingenieure, die die Vorarbeit machen: Welcher Motor, welche Belastung, was für eine Kraft usw. Die Entwicklung findet also hierzulande statt. Im Anschluss gehen wir dann zu unseren Lieferanten, mit denen wir teilweise seit über 30 Jahren zusammenarbeiten. Da wissen wir, dass, wenn es um etwas technisches versierteres geht, man in die oder die Region muss oder, wenn es um ein gewisses Thema geht, man zu dem oder dem Lieferanten soll.

(Am Beispiel der gerade sehr nachgefragten Heißluftfritteuse gibt Ralf weitere Einblicke in Produktionsabläufe und Produktvarianz. Ständige Weiterentwicklung sei auch vonnöten, so Ralf, weil immer die bange Frage im Raum stehe: Womit kommen wir denn nächstes Jahr? Auch bei Markenhersteller sei der Druck, immer neue Versionen rauszubringen, groß: Mit einem iPhone4 locke man keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Allerdings gebe es auch Produkte, die länger als 10 Jahre laufen: Küchenartikel, Fitness- oder Gartengeräte, Klein-Elektro und Heimwerkerbedarf… Die Spanne sei über die Jahre sehr breit geworden.)

22:30

Alex: Stimmt es eigentlich, dass ihr mit Wasser Maxx das ganze Thema Leitungswasser Aufsprudeln in Deutschland in den Markt gebracht?

Ralf: Wir haben es mit großgemacht. Den Mitbewerber gibt es schließlich seit 1903 und so schnell waren wir damit nicht! Aber vor 22 Jahren haben ich mit meinem Team den Wasser Maxx entwickelt und der war für uns der Durchbruch. Davor waren wir nämlich im Versandhandel unterwegs. Der Wasser Maxx eröffnete uns den Zugang zum Handel und wir haben dann mit anderen Produkten nachgelegt. 2006 haben wir aus internen politischen Gründen Wasser Maxx verkauft, aber vor zwei Jahren mit SodaTrend wieder mit dem Thema angefangen: Gerade aus Nachhaltigkeitsgründen wollen die Leute jetzt nicht mehr Kisten voll Wasser transportiert sehen. Das Bewusstsein hat sich in den letzten 10 Jahren gewandelt.

Alex: Merkt ihr das Thema Nachhaltigkeit generell? Kommt der Handel auf euch zu und sagt: „Wir möchten diese ganzen Wegwerfprodukte nicht mehr? Wir brauchen Sachen, die länger halten.“

Ralf: Ja, das ändert sich. Aber wir haben ja doch alle eine Verantwortung, eine Verpflichtung sogar – auch wir als Privatmenschen. In der heutigen Situation, in der Nachhaltigkeit eins der überragenden gesellschaftlichen Themen überhaupt ist, sieht man sich als Lieferant ebenfalls nahezu verpflichtet, bei den Produkten zu gucken – nicht nur moralisch, also, sondern auch rein geschäftlich. Allerdings ist es – wie immer in unserer Gesellschaft – auch fraglich, ob Konsumenten immer bereit sind, entsprechend mehr zu bezahlen…

(Danach will Alex wissen, wie der Ablauf mit Testimonials ist: DS Produkte haben etwa den Rainer-Calmund-Grill. Ralf erzählt anekdotisch, wie solche Kooperationen ablaufen und erzählt von der intuitiv vielleicht nicht zwingend konsequenten Zusammenarbeit mit bekennendem Alkoholfreund Harald Juhnke beim Wasser Maxx…)

27:45

Alex: In meiner Wahrnehmung habt ihr kanaltechnisch nach vorne raus Probleme: Stationäre Händler wie Tchibo können Kunden nicht mehr erklären, warum sie zu ihnen kommen sollen. Aber genau diese analogen Händler sind eurer größte Absatzkanal. Oder wie schätzt du das ein?

Ralf: Fangen wir an bei der Frage: Wo verkaufen wir hin? Ich glaube an Multichannel und daran, dass es unterschiedliches Kundenverhalten gibt. Es gibt nach wie vor Leute, die einmal in der Woche zu Karstadt gehen. Es gibt weiterhin rund 50 Millionen Bundesbürger, die zum Discounter gehen. Es gibt aber auch Menschen, die sagen: „Was soll ich hier vor die Tür gehen? Ich bestelle nur noch online!“ Es gibt auch Leute, die unterhalten werden wollen und Teleshopping gucken… Wenn das Produkt passt, bin ich also ein Fan davon, Multichannel zu gehen. Da will ich überall vertreten sein, von Webshop über QVC bis hin zu Drogeriemärkten.

So würde ich sagen: Wir sind stolz, noch Kunden zu beliefern, die wir schon vor 25 Jahren beliefert haben. Da gab es Amazon noch nicht. Aber jetzt, wo es ihn gibt, beliefern wir ja auch Amazon.

Alex: Aber von den 50 größten Händlern, mit denen ihr zusammenarbeiten, kommen fast alle jetzt in Konkurrenz mit – und werden teilweise ersetzt von – 100 neuen Händlern: Online-Spezialisten zum Beispiel. Und klar: Es gibt eine Gruppe, die abends Teleshopping guckt und damit erreicht ihr die dann auch, aber das große Wachstum findet woanders statt. Lauft ihr da kein Risiko?

Ralf: Wir liefern eben in viele Kanäle rein und verteilen somit das Risiko. Und selbst viele Stationäre erzeugen mittlerweile Wachstum mit ihren eigenen Auftritten online. Einige haben sogar eine für mich völlig überraschende Quote an mobilen Bestellern – wo man vielleicht dachte, das wären alte Leute, die nicht mit einem Handy umgehen können!

Und dann ist auch die Frage, welcher Artikel wo am besten reinpasst. Günstige Mitnahmeartikel sind eher was für Drogeriemärkte, weil man bei sehr niedrigen Preisen die Versandkosten kaum rechtfertigen kann. So gibt es ‚typische Onlineartikel‘ und ‚typische Handelsartikel‘.

(Alex fragt Ralf, wo er überall auf Produktsuche geht: Rund 20 Leute seien dafür zuständig, sich auf Messen – nicht nur in Asien – umzusehen. Auch Ralf selber, behauptet er von sich, sei operativ vielleicht zu stark eingebunden. Das Tempo der Produktentwicklung und -einführung habe stark angezogen, führt Ralf auf Nachfrage weiter aus. Das sei eine Folge der Digitalisierung: Information werde immer schneller geteilt. Kunden könnten mittlerweile auch sehr günstig direkt aus Asien bestellen.)

34:25

Alex: Du guckst dir bestimmt so Plattformen wie Wish an: Hast du Angst davor, was gerade in Asien passiert? Ich meine, viele Produkte sind da kostenlos verfügbar – Man zahlt ja nur Versand! Solche Preise kann man aus der Händlerperspektive überhaupt nicht nachvollziehen.

Ralf: Ich bin zum Glück so lange im Geschäft, dass ich grundsätzlich vor nichts Angst habe. Aber da kommen Herausforderung auf uns – und auf den gesamten Markt – zu. Da scheint sehr viel Geld gerade investiert zu werden: nicht, um heute Geld zu verdienen, sondern um Kundendaten zu generieren.

Allerdings möchte ich was zu Asien sagen, weil hier viele Hemmungen oder Vorurteile haben. Erst einmal: Ich persönlich bin sehr dafür, in Deutschland zu produzieren. Aber klar, wir produzieren immer noch zum größten Teil in Asien. Und das tun auch viele A-Marken. Denn – und darauf wollte ich hinaus – es ist einfach nicht so, dass da nur billig und unter Ausbeutung der Arbeiter produziert wird. Die Zeiten haben sich geändert!

So gibt es etwa das BSCI (Business Social Compliance Initiative), das regelmäßig Produktionsstätte besucht und auf die Achtung von Standard prüft. Deutschland hat relativ strenge Gesetze, was gut ist, und Produkte müssen oft zertifiziert werden (etwa Farben in Lebensmitteln). Da frage ich mich natürlich, ob die ganzen Produkte, die man sich für drei Euro aus China schicken lassen kann, auch alle hierzulande notwendige Zertifikate vorweisen können. Kann ich zwar nicht beurteilen, hätte ich aber meine Zweifel daran! Dann ist es einfach eine Frage von Rechtsdurchsetzung. Denn die Leute, die einfach nur den günstigsten Preis wollen, wird es immer geben.

(Es liege, so Ralf weiter, auch an Unternehmen wie seinen, auf die Einhaltung hoher Standards zu achten und das auch zu kommunizieren. Sonst beobachte er was bei den neuen Konzepten in Asien geschieht. Auch seine Produktmanager müssten solche Entwicklungen und die Konkurrenz generell im Auge behalten. Man müsse in seiner Warengruppe mit offenen Augen durchs Leben laufen – und das so auch im Netz.)

39:00

Alex: Du bist seit 2016 bei „Die Höhlen der Löwen“: a) Warum hast du das gemacht? Und b) Was hat sich seitdem für dich und DS Produkte geändert?

Ralf: Warum ich das gemacht habe: Mein Ziel war es nie, ins Fernsehen zu gehen. Aber ich habe als Zuschauer der Sendung gefolgt,  um zu sehen, was produktmäßig dort passiert. Irgendwann wurde im Netzwerk aus Prominenten, mit denen wir Testimonials zusammen machen, meinen Namen bei VOX genannt und ich habe einen Anruf bekommen. „Möchten Sie bei „Höhle der Löwen“ mitmachen?“ Ich habe das falsch verstanden und zurückgefragt: „Was soll ich denn dort meine Produkte vorstellen? Das brauche ich nicht zu tun…“ „Nein! Als Investor!“ kam dann die Antwort…

Für mich war die Frage, ob ich diese Öffentlichkeit eigentlich will. Vor der Sendung gab es nicht mal ein Bild von mir bei Google zu finden. Wir haben es intern in der Firma diskutiert und ich habe privat besprochen, was es bedeuten könnte. Ich hatte schon das Gefühl, es fehlte bei den Löwen jemand, der tiefer im Produkt steckt. Es hat mich also gereizt.

Zudem folgendes: Es ist ja mein Leben – diese Produktsuche. Seit 30 Jahren schon! Ich hätte nie eine Fernsehshow gemacht, wo ich ein Drehbuch kriege. So war die Frage, ob ich als Fernsehneuling ein Coach brauche. Da habe ich gesagt: „Wenn ich einen Tatort drehe, dann gehe ich zur Schauspielschule. Hier soll ich aber Ralf Dümmel sein. Ich kann hier sein, wie ich bin.“ Zwar gibt es einen Unterschied insofern, als drei Millionen Leute zugucken, wie ich Entscheidungen treffe und das gut oder schlecht finden. Aber an der Sache hat sich sonst nichts geändert: Es kommt jemand mit mehr oder weniger guten Ideen und ich soll entscheiden, wie viel Geld ich bereit bin, auszugeben, ob das marktfähig ist, usw. Nichts anderes habe ich vorher gemacht. Ich habe mich daher schon schnell wohlgefühlt.

(Ralf spricht von seiner Überraschung, das wirklich nichts geskriptet sei – und dass es keine Vorabinformationen gibt, damit sich die Löwen auf die Kandidaten vorbereiten können. Die Tür gehe auf und es kämen Gründer rein: Erst da sehe man die Leute zu ersten Mal und erfahre, worum es geht. Alex will wissen, wie viele Investments Ralf bisher mit der Show gemacht habe: 61 Zusagen habe er gegeben, antwortet Ralf.)

43:30

Alex: Und grundsätzlich sagst du: „Klasse, das Produkt passt zu unserem Portfolio. Hier, hübsche Verpackung drum und ab damit zu Netto!“

Ralf: Vereinfacht gesagt: ja. Wobei die Entwickler meistens so weit sind, das man oft gar nicht mehr so viel verändern muss. Einige sind dann so erfolgreich, wie man sich das denkt, andere wiederum nicht.

Alex: Welches Produkt aus der Sendung war bislang das erfolgreichste?

Ralf: Das hängt davon ab, wie wir Erfolg definieren: die größte Menge? Der höchste Umsatz? Der beste EBIT.

Alex: Geld.

Ralf: Die Abflussfee. Der Rostschreck. Parodont. „Meine Becherküche“ ist inzwischen beim siebten Buch…

(Alex will das Prinzip dahinter aus Teilnehmersicht eruieren: Gehe es den Leuten hinter den Produkten um kurzfristigen Erfolg oder um länger angelegten Markenaufbau? Etwas kurzfristiges zu machen, antwortet Ralf, daran haben weder Gründer noch Investor Interesse. Einige seien echte Gründer und wollten Firmen aufbauen. Zur Erfolgsquote für Start-ups sagt Ralf, mehr als die sprichwörtlichen eins von zehn schafften es mit ihm. Aber ‚Ralf Dümmel investiert bei DHDL!‘ reiche nicht als Erfolgsgarantie.)

48:15

Alex: Ihr habt ja auch eine Investmentfirma – DS Invest – die wahrscheinlich durch deine Teilnahme an DHDL keinen Mangel an Zuschriften verzeichnet. Was für Produkte sucht ihr? Wie soll man seine Erzeugnisse präsentieren?

Ralf: Sucht jemand Geld oder eine Investition? Da sage ich meistens ab, weil wir bei DHDL viele Investments tätigen – und sie müssen alle vernünftig begleitet werden. Trägt jemand eine Produktidee an uns heran? Da sind wir oft sehr dankbar für. Denn – wie ich vorhin gesagt habe – reisen für mich 20 Leute durch die Welt. Und wenn sie weniger reisen müssen, weil immer mehr Leute hierherkommen, dann ist das gut.

Da brauchen wir übrigens keine ausgefeilten Business-Pläne. So ein Einseiter, der schlüssig erklärt, inwiefern sich das Produkt von anderen Erzeugnissen unterscheidet, worin es Vorteile gegenüber dem Wettbewerb hat, reicht oft aus. Und wenn die Leute ein bisschen unsicher oder nervös auftreten – auch okay! Wäre schlimm, wenn nicht! Auch ich habe die Nacht vor meiner ersten DHDL-Folge kaum geschlafen vor Aufregung. Ist doch nur menschlich. Es geht also nicht um den perfekten Business-Plan, sondern um das Produkt.

(Die Unterstützung, die er biete, so Ralf weiter sei auf Tüftler ausgerichtet. Viele hätten ihre Produktpatente etwa nicht richtig angemeldet: Dafür etwa habe er im Team Spezialisten. Auch bei Produktion, Logistik, Kundenservice und vieles mehr helfe DSPRO.)

51:55

Alex: Du hast so viele gute Produkte: Warum suchst du eigentlich nicht selbst direkt den Kundezugang? Ich meine, bei so einem digitalen Staubsaugroboter kann man Updates verkaufen, um einen Kundenbeziehung aufzubauen und dann diesem Kunden noch etwas zu verkaufen…

Ralf: Wir haben intern keine Tabus und besprechen auch mal solche Ideen. Aber man hat es schwer: Die Idee muss schon sehr genial sein, um damit gegen die großen Player anstinken zu können. Dabei haben wir jetzt schon so viel zu tun – mit neuen Ideen, mit Weiterentwicklungen – dass es uns schlicht nicht möglich ist, da noch gegen Amazon, Otto & Co. eine Plattform mit unseren eigenen Produkten aufzubauen. Zumal wir keine A-Brands haben. Wir sehen das so: Wir sind durch den Handel großgeworden und sehen den Handel als unseren wichtigsten Partner.

(Abschließend möchte Alex Ralfs Einschätzung zu den Händlern in Deutschland hören: Wer mache da einen besonders guten Job? Ralf hebt QVC und DM vor, unterstreicht aber, dass er überall Umdenken und Aufbruchsstimmung erlebe.)

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