In Deutschland hört man recht häufig die Kritik am hiesigen Risikokapitalmarkt. Niemand möchte in wirklich innovative Themen investieren, Copy Cats werden bevorzugt, Innovationen haben es schwer. Das sind nur einige der genannten Kritikpunkte. Umso interessanter ist die Diskussion über die Relevanz von Venture Capital überhaupt, die gerade in den USA geführt wird (via @jkrisch) und die man auch in Europa führen kann, wenn man das Konzept von Lars Hinrichs Hack Fwd genau anschaut. Chriss Sacca (CEO Lowercase Capital) wird in der Diskussion wie folgt zitiert:

But today, it is far easier and far less expensive for entrepreneurs to design, code, and launch web services. But, Sacca writes, „many traditional VC funds have been loath to admit this reality and downsize their five hundred million dollar hauls. Why? They are paid fees based upon their total amount of money managed, thus there is no incentive for them to be smaller. Yet, as they try to inject those piles of money into early stage companies, interests become misaligned and an inherent conflict between the investor and the founder often arises. Fund returns, the companies, the entrepreneurs, and the users all suffer as a result.“

Das hört sich erst einmal recht schlüssig an, aber ich glaube so schnell lässt sich Venture Capital nicht tot reden. Man kann lediglich für viele Unternehmen beobachten, dass Venture Capital in der Gründungsphase nicht mehr zwingend notwendig ist. Ggf. kann man sogar beweisen, dass VC in der Gründungsphase kontraproduktiv ist, aber dazu habe ich keine Daten. In der Regel sehen wir bei Online Startups heute in der Gründungsphase einen deutlich gesunkenen Finanzierungsbedarf, dafür aber einen umso höheren Know How Bedarf, weil der Markt (Umfeld, Wettbewerb, Technologien…) täglich komplexer wird.

Das führt dazu, dass Kapital bei der Gründung nicht so wichtig ist wie Know How. Das ändert sich ggf. in einem späteren Unternehmensstadium bei dem durch die Skalierung hohe (Marketing-) Kosten auftreten, so dass doch wieder Kapital benötigt wird. Das am Anfang gefragte Know How findet man leider nicht in den klassichen VC Strukturen – dort geht es vor allem um die Verwaltung von Vermögensanteilen. Das oft propagierte Networking hilft den Startups wenig, wenn sie ein Problem bei der Skalierung einer Datenbank haben. Diese Hilfe findet man in anderen Strukturen, die ich einfacherweise mal als Y-Combinator und/oder Business Angel Ansätze bezeichne. Es lässt sich also eine Art Verschiebung in den Finanzierungsformen erkennen. In der folgenden Grafik habe ich das mal in einem klassischem Lebenszyklusmodell eingezeichnet:

investment life cycle
investment life cycle (click to enlarge)

Kurzes Lesebeispiel: In der 1990iger Jahre haben wir auch in der Früh-Früh Phase klassische VC Investements beobachten können, während 5-10 Jahre später immer mehr Business Angel diese Rolle übernommen haben. Den FFF Part lasse ich einfacherweise mal raus. Durch die gesunkenen Anlauf  und die höheren Know How Ansprüche haben die Business Angel Investments und in letzter Zeit auch die Y-Combinator Ansätze das klassische Frühphasen VC etwas verdrängt.

Das ist tiefgreifender als es auf den ersten Blick aussieht, weil sich damit die Risikostrukturen dieser Investments vollkommen verändern. Heißt: Eine Later Stage Venture Capital Firma setzt stärker auf bewährte Konzepte und hat dadurch weniger Flops im Portfolio. Bei stark sinkendem Risikoanteil enstehen dann den VC Fonds neue Wettbewerber – Banken. Diese investieren auch bei einem überschaubaren Risiko und haben nicht so hohe Renditeansprüche.

Wenn sich die (Kosten-Runter-Know-How-rauf) Spirale noch ein wenig weiter dreht, dann könnten Banken tatsächlich zu einem relevanten Marktteilnehmer werden. Das hat dann aber auch nicht mehr viel mit Risikoinvestments zu tun. Gut für Lars Hinrichs – schlecht für VCs.

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