Gantlights.com bietet Lampen aus Beton in 1000+ Konfigurationen. Stefan erzählt darüber wie das Produkt entstanden ist und was es so erfolgreich macht.
Vor zehn Jahren gründete Stefan – damals noch Student – das Label GANTlights, das aus zum Teil unerwarteten Stoffen wie Beton oder Holz anspruchsvolle Design-Lampen entwirft, herstellt und vertreibt. Die Produkte der Berliner Firma sind stark individualisierbar, aber dennoch von einer schnell wiederzuerkennenden Optik geprägt. Alex entdeckte GANTlights übrigens über eine Facebook-Ad, die ihm so zeitlich passend zum mit seiner Frau besprochenen Bedürfnis nach einer neuen Küchenlampe angezeigt wurde, dass er sich nun fragt, ob der Tech-Riese Gespräche abhört. Dabei lernt er, dass Stefan perspektivisch eher weniger Werbung über Facebook schalten will – und dass er mit seiner GANTlights-Lampe noch von so einigen Gestaltungsmöglichkeiten Gebrauch machen könnte…
Hinweis: Diese Folge wurde bereits im Frühjahr aufgenommen und ist seitdem auch auf den Podcastkanälen live – den Blogbeitrag haben wir im Rahmen des Relaunchs leider vergessen. Deshalb findet ihr den Beitrag nun erst jetzt im Blog.
02:15 Am Anfang von GANTlights stand der Wunsch des damaligen Architekturstudenten Stefan, seine eigene Lampe zu bauen. Daraus wurde zunächst eine klassische deutsche Tüftlergeschichte – sackweise Beton in der Studentenbude – und ab 2012 eine etwas weniger klassische Gründergeschichte: erste Verkäufe auf (damals noch) Dawanda ohne Budget, ohne SEA-Erfahrung und ohne Unterstützung. Produktion, Produktfotos und -beschreibungen, Verpackung und Versand, Kundenbetreuung: Alles machte Stefan in Eigenregie.
Ein besonderer Vorteil seiner zum Teil mit ungewöhnlichen Stoffen wie Beton verarbeiteten Lampen: Durch eine Goldbeschichtung machen sie aus kühlem LED-Licht warmes. Somit stießen sie auf Gefallen – derart, dass Stefan gleich beim Berufseinstieg als Architekt nur halbtags arbeiten konnte. Bald sah es so aus, als ob er ganz von GANTlights würde leben können und sein Chef sagte: „Probier‘ das jetzt einfach und wenn’s nicht läuft, komm zurück.“ Und wo er sich seiner Firma ganz widmen konnte, entwickelte sie sich schnell. 2015: erstes Büro und erste Mitarbeiter – und seitdem rund 20% Wachstum pro Jahr.
08:40 Da er ohne Investoren unterwegs war, lagerte Stefan die mit höherer Stückzahl teurer und aufwendiger werdende Produktion aus – allerdings an ein aus kleineren Berliner Manufakturen und Behindertenwerkstätten bestehendes Netzwerk. Bei ihm ist noch Endmontage und Verpackung angesiedelt. Ebenfalls im Haus: Vertrieb. Mitarbeiterzahl: sechs Festangestellte, vier Hilfskräfte.
Die ersten in häuslicher Handarbeit angefertigten Lampen verkaufte Stefan für 60 Euro; mittlerweile liegen die Preise eher bei 170 Euro für das Basismodell und gehen bis ins Vierstellige etwa für größere Pendelleuchten.
12:00 Alex möchte wissen, ob die würfelförmige Lampe, die er in seiner Küche hängen hat, schon im Design-Museum ausgestellt wird. Stefan antwortet, dass er sich zwar einer guten Markenbekanntheit erfreut, aber eben nur in der Nische Lampen. Durch die einzigartigen Entwürfe und die ungewöhnliche Materialkombinationen erkenne man GANTlights-Lampen dafür sehr schnell – etwa in Berliner Cafés…
Das einzigartige Design bei einem vergleichsweise hohen Preispunkt zog natürlich vom Anfang an Billig-Nachahmer sowie regelrechte Plagiatoren an. Stefan sieht das aber eher entspannt: Den offenkundigen Fälschungen mit unterirdischen Preisen merkten die Kunden nämlich die schlechtere Qualität schon an den (ebenfalls schlechten) Produktbildern an. Zudem gibt es GANTlights auf Etsy seit 2014; die Billigheimer seien erst seit 2019, 2020 dort aktiv. Überhaupt sehen die Lampen täuschend simpel aus: Beton in der für eine Pendellampe notwendige Länge und Leichtigkeit zu gießen, sei gar nicht einfach… So schnell könne ihm das also keiner nachmachen, so Stefan.
17:35 Wie ist der Kanalmix? GANTlights macht 90% seiner Umsätze online, wovon 60% über den eigenen Webshop laufen. Beim schwindelerregenden Variantenreichtum (bis zu 2169 möglichen Kombinationen aus Körper- und Schirmform in verschiedenen Abmessungen mit diversen Kabelfarben und -längen zur Auswahl…) sei die Konfiguration im eigenen Shop essenziell. Den für den restlichen 10% der Verkäufe zuständigen stationären Händlern gibt GANTlights die Bestseller ab.
Der Offline-Kanal sei trotz geringen Anteils wichtig: Wer 1.000 Euro für eine Lampe auszugeben gedenkt, will diese oft schon einmal in Echt angefasst haben. Ebenso oft will er aber dann andere Varianten sehen und landet oft ohnehin im Webshop. Der Händler guckt da leider in die Röhre… Alex schlägt vor, den für den Markenauftritt wichtigen Ladenbetreibern die Konfiguration zu ermöglichen.
23:05 Zu Etsy: Die Gebühr pro Verkauf liegt bei 12%. Oder war das gleich 15%…? Stefan merkt jedenfalls, dass sie stark angezogen worden ist. Im Vergleich zu anderen auf hochwertige Einrichtung spezialisierten Marktplätzen wie Archiproducts sei das allerdings moderat. Gegen eher preisgesteuerte Massenmarktplattformen wie Amazon und eBay hat sich Stefan ohnehin früh entschieden. GANTlights wolle seinen Angestellten faire Löhne und seinen Zulieferern faire Preise zahlen können. Ganz wichtig sei auch direkter Kundenservice.
26:25 Wie macht GANTlights Werbung? Die Vermarktung lagerte Stefan früh an ein dreiköpfiges Agenturteam aus: einer ist für Content zuständig, einer macht SEO & SEA., und der dritte im Bund betreut das gerade im Aufbau befindliche E-Mail-Marketing. Der Hauptaugenmarkt in der Werbung liegt auf Facebook und Google. Von Facebook habe man aber letztens viel Budget abgezogen, weil CPOs von mittlerweile 350 Euro bei schlechtem Tracking keinen Spaß mehr machen. Auf TicToc macht GANTlights auch erste Gehversuche: Allerdings sei es schwierig, mit Lampen lustige Videos zu drehen… Überraschender Marketing-Taktikwechsel: GANTlights investiert seit rund einem Jahr verstärkt in Printwerbung. Die Zielgruppe – 30-50 Jahre alte, architektur-, design- und nachhaltigkeitsinteressierte Besserverdiener – konsumiere eben Zeitschriften.
31:10 Wie sieht es mit Internationalisierung aus? GANTights habe bislang gute Erfahrungen mit in den jeweiligen Ländermärkten wichtigen Händlern und Plattformen gemacht. Diese hätten die Marke nämlich eigenständig beworben, ohne dass sich Stefan groß mit dem Markenaufbau in einer Fremdsprache beschäftigen oder dafür große Marketingbudgets lockermachen musste. Zudem ziehe „Made in Germany“ enorm. Ergebnis: 30% des Umsatzes kommt bereits aus dem europäischen Ausland. Starkes Potenzial sieht Stefan derzeit in Osteuropa, unter anderem weil er in Tschechien einen starken Partner gefunden habe.
35:10 „Was ist so das endgame für einen Lampenmann wie dich?“ fragt Alex Stefan geradeaus: So etwas Klassisches wie den Eames-Chair in Umlauf zu bringen? Stefan bringt es vorsichtig, tastend auf einen Nenner: „Die Produkte so zeitlos zu machen, dass die Kunden lange was davon haben und… ja… Wenn es ein Klassiker werden würde, wäre das das Ziel, das endgame.“
Kurzer technischer Einschub: Wie macht man eigentlich eine Lampe aus Marmor? Danach erklärt Stefan, wie er das eigene Jubiläum mit der Eröffnung des Berliner Stadtschlosses zu einer limitierten Sonderedition verwob.
40:30 Alex setzt zu einer Zusammenfassung an, die schnell zum Lobgesang gerät: nachhaltige Herstellung im fairen Umgang mit Personal und Zulieferern; hochwertige und individualisierbare Produkte; zweistellige Wachstumsraten Jahr ein, Jahr aus… Stefan unterbricht: Gerade in puncto Nachhaltigkeit ist es ihm wichtig zu betonen, dass Besitzer von GANTlights-Lampen jederzeit den Lampenschirm austauschen lassen können, um auf geänderte Geschmäcke, Bedürfnisse oder Umgebungen einzugehen. Die beiden lassen den Podcast mit Fachsimpelei über besondere Materialien ausklingen – und zum Schluss verrät Stefan eine Produktneuigkeit fürs laufende Jahr…
Dieser Podcast wird unterstützt von Husqvarna Forst & Garten.
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