Drei Erkenntnisse aus den Amazon Q2/22 Zahlen

Die Q2/22 Zahlen von Amazon sind gut – auf den ersten Blick. Im Detail gibt es einige Probleme. Durch die Marktmacht von Amazon sind die Quartalsberichte immer besonders spannend, weil ein schwächelndes Amazon dadurch auch immer mit einem schwächelnden Onlinehandel in Summe einhergeht.

Umso erfreulicher ist es, dass Amazon trotz der diversen negativen Einflüsse eine sehr stabile Entwicklung aufzeigen kann. Wir sind natürlich meilenweit entfernt von den „prozentualen“ Wachstumsrekorden der Vergangenheit, aber auf hohem Niveau wächst Amazon weiterhin. Das Geld wird zurzeit aber nur mit dem Handel verdient.

 ·  Quelle: Earnings Release

Auffallend ist, dass Amazon im Handelsgeschäft weiterhin viel Geld verliert und lediglich die hohen AWS Gewinne Amazon in Summe absichern. Der Trend ist bedrückend, wie @zerohedge korrekterweise aufzeigt.

 ·  Quelle: @zerohedge

Aber das Spannende dabei / Erkenntnis #1 aus meiner Sicht ist, dass Technologieunternehmen zurzeit weiterhin boomen. Viele Unternehmen, u.a. auch wir mit Spryker, nutzen AWS als Infrastruktur, um Kunden aus der alten on premise Welt in eine Cloudwelt zu migrieren. Diese Projekte laufen weiter wie bisher, was sich in den AWS Wachstumszahlen und in der Wachstumsprognose abzeichnet. Amazon braucht AWS, aber AWS braucht das Handelsgeschäft von Amazon schon lange nicht mehr.

Das führt unweigerlich zur nächsten Frage. Wie gut ist das Handelsgeschäft aufgestellt, was strukturell vor allem auf Prime und Advertising Erlöse ausgerichtet wurde in den letzten Jahren.

 ·  Quelle: Earnings Release

Amazons Handelsgeschäft basiert auf dem Marktplatzeinnahmen. Nur wenn Amazon als Handelsplattform weiter wächst, werden Händler das Werbesystem nutzen und nur dann werden auch mehr Kunden das Prime Setup nutzen, was in den nächsten Quartalen einen massiven Preiserhöhung ausgesetzt wird. Die Zahlen zeigen eine deutliche Abschwächung dieser strategischen Bereiche auf: 21% Wachstum beim Werbegeschäft klingt gut, wenn man es mit den aktuellen Facebook und Google Zahlen vergleicht, aber das Werbegeschäft von Amazon hat ein stark limitiertes Inventar, was in vielen Kategorien bereits ausgereizt ist. In diversen Kassenzone Interviews wurde bereits gesagt, dass die Werbe KPIs sich stark verschlechtert haben. Erkenntnis 2: Amazon wird weiterhin bereit sein starke Verluste im Handelsgeschäft in Kauf zu nehmen, um Werbung und Third Party Seller Services nicht zu gefährden. Die Frage ist: Wie lange können sie sich das leisten? Wann hören sie auf in neue (kleine) Märkte zu expandieren, die noch auf Jahre hinaus negativ sein werden?

Wie kann also die mittelfristige Entwicklung aussehen? Recht gut, wenn man bei einer Aussage aus dem Earnings Calls gestern Abend zuhört:

Brian Nowak (Morgan Stanley)

And the second one is kind of going back to your comment about you — how you slowed ’22 and ’23 operations expansion plans. How should we think about the fulfillment and transportation CapEx sort of looking into the fourth quarter into next year? How far ahead of this build have you gone through for the last, call it, 9 months?

Brian Olsavsky (Amazon CFO)

Sure. Thanks, Brian. Let me start with your second question. So in any particular year when we’re spending capital, a good portion of it, we estimate about 40% this year is being spent in support of warehouses or transportation capacity that will be opening up and effective in 2023 and beyond. So there’s always a pre-spend to keep the — again, the pipeline moving. So when we make adjustments to the time horizon, the impact is not as great as you might expect in the year 2022. But again, we have moved things out, and capital is coming down in those areas, as we just mentioned. We just have to keep you posted as we go quarter-to-quarter on what our expectations are.

Erkenntnis 3: Amazon hat sich während der Pandemie zu viel vorgenommen und Überkapazität aufgebaut in der Logistik. Die Ausgaben dafür sind schon verbucht, die Einnahmen draus folgen in den nächsten Quartalen. Das dürfte Amazon noch etwas Puffer für eine hohe Inflation mitgeben, bei der sie verfügbares Einkommen an den Lebensmittelhandel und die Energieindustrie verlieren werden.

Alles gar nicht mal so schlecht. Ob die Preissprünge am Aktienmarkt zu den Q2 Zahlen rational sind, vermag ich allerdings nicht zu sagen.

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