Die Schweiz und das Internet haben schon eine ganz besondere Beziehung. Vor einem Jahr habe ich mich darüber beschwert, dass die Schweizer Unternehmen aufgrund diverser Sonderfaktoren den Anschluss an Amazon, Zalando und Co. verloren haben. Vor wenigen Monaten wurde diese Einschätzung von Thomas Lang („Die Schweiz und das Internet Teil 2„) bestätigt, der lediglich im von Swisscom und Coop finanzierten Siroop.ch ausreichend Ambitionsniveau erkannt hat. Egal welches Unternehmen ich in Deutschland zu Schweiz befragen, alle loben die tollen Margen die man dort machen kann und die vergleichsweise günstigen Marketingkosten. Das ist super für Unternehmen aus dem Ausland.
Das ist auch super für bestehende Schweizer Unternehmen, solange der Auslandsanteil noch klein genug ist. Das ist schlecht für die Schweizer Kunden, allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das Preis- und Leistungsniveau an den deutschen Markt angepasst hat. Der Druck auf den Innovationsgeist der Schweizer Platzhalter müsste also groß sein, aber beim Blick auf deren Portfolios sieht es nach den klassischen „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ Strategien aus. Das gilt auch für den Schweizer Migros Konzern, der in all ihren Beteiligungen lediglich bei bei leshop.ch etwas Innovationspotential erkennen lässt, aber schon beim wichtigsten Onlinepferd im Stall, der Digitec Galaxus, sieht es schon eher nach (Online-) Bestandsverwaltung aus. Ein Lichtblick für mich ist der (technische) Ansatz von Magazine zum Globus, einem Kaufhauskonzept, das im Vergleich zu Karstadt/Kaufhof kleiner, sortierter und nur in guten stationären Lagen vorkommt.
Die Frage für mich ist nun: Was kann man bei so einem Konzept überhaupt digitalisieren, und warum investiert Globus überhaupt in einen eigenen Technologie Stack? Stehen stationäre Szenarien im Vordergrund, oder geht es doch um innovative Geschäftsmodelle? Und was bedeutet „Ambitionsniveau“ bei Kaufhäusern eigentlich? Andreas Hink, der das diese Themen bei Globus verantwortet, hat sich dazu spontan mit mir zusammengesetzt. Ich kann nur sagen: 2017 wird ein spannendes Jahr für Globus, um dann auch den Thomas Lang zu überzeugen.
Unsere nächster Digital Commerce Day (DCD) mit dem Motto „Was ist die Alternative?“, findet am 23. März 2017 in Hamburg statt. Zielgruppe sind Menschen, die sich nicht mehr mit der Diskussion über verschiedenen Vertriebskanäle aufhalten (müssen).