Ich verbringe gerade ein paar Tage in San Francisco und nutze die Gelegenheit bei diversen Startups, Co-Working Spaces & Inkubatoren vorbeizuschauen, um zu verstehen was hinter dem ganzen Valley Hype steckt. (Nicht viel bisher, wenn man genau hinschaut.).
Vorgestern hat mich der Ausflug zu überaus netten Lisa (Sales & Business Development bei airbnb.com) geführt. Mich hat interessiert, wie eines der hottest startups des Landes arbeitet und was man vor Ort von den deutschen Klonen 9flats und wimdu hält. Ohne zuviel zu verraten kann ich sagen, dass airbnb vom seinem Ansatz und Produkt ausreichend überzeugt ist, um den neuen Wettbewerbern nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Für mich als eingefleischten Online Strategen stellt sich nun die Frage: Reicht für airbnb der fortgesetzte Fokus auf die Produktentwicklung (=viral growth) aus, um das Spiel zu gewinnen, oder verändert 9flats & Co. den Wettbewerb. Dieser Frage möchte ich in diesem Beitrag nachgehen.
Das short term rental Geschäftsmodell:
Das Geschäftsmodell ist einfach erklärt. Bei airbnb kann man seine Wohnung/Zimmer einstellen, um Kurzzeitmieter zu finden. So lässt sich mit einem gut vermieteten Zimmer mitten in Hamburg die ganze Wohnung refinanzieren. Ist so ein Geschäftsmodell überhaupt attraktiv? Ich prüfe das in der Regel im Rahmen von drei Fragen:
Kann das Geschäftsmodell Geld verdienen?
AirBnB ist ein klassisches Marktplatzmodell, das sein Geld mit einer Transaktionsprämie verdient. Das Modell verdient auf jeden Fall Geld, wenn es groß genug ist – siehe eBay. Die Herausforderung ist es möglichst viel Nachfrage und Angebot auf der Plattform zu aggregieren. Der Nachteil bei dem airbnb Modell ist seine Neigung zum Monopolmarkt. Es wird sich pro Markt wahrscheinlich nur eine Plattform durchsetzen können, ggf. sogar nur eine weltweit, wenn eine sehr internationale Zielgruppe angesprochen wird. Fazit: Am Ende setzt sich wahrscheinlich nur ein Marktplatz durch.
Sind die Kunden zu ökonomisch sinnvollen Kosten zu akquirieren?
Bisher ist airbnb komplett organisch gewachsen. Das lag u.a. auch an der Abwesenheit relevanter Wettbewerber. Bei einem organischem Wachstum sind die Kundenakquisitionskosten natürlich immer gering genug. Durch das Auftreten von Wettbewerb über 9flats und wimdu verändert sich der Markt aber. Es muss intensiv in die Akquisition von Wohnungen investiert werden und zudem wird ein Zugang zu Kunden benötigt. Ein klassisches Henne-Ei Problem also. Die Akquisition von Wohnungen ist gut kalkulierbar: Bei ca. 20min/Wohnung/Callcenteragent bei 30€ Vollkosten/Stunde/Agent = 10€ pro akquirierter Wohnung. Das ist mE die Untergrenze. Bei den Kunden sieht es schon anders aus. Der Reisemarkt ist hart umkämpft, dementsprechend schwierig ist die Akquise per Performancemarketing oder SEO. Auch TV Werbung ist schwierig, weil die Streuverluste extrem sind – viel größer als bei Zalando z.B.. Schuhe braucht man immer – günstige Unterkünfte eher selten. Bleiben also noch Randakquisekanäle wie z.B. Kooperationen mit relevanten Portalen (mitfahrgelegenheit.de, usw.), wobei da die Skalierbarkeit aus VC Sicht begrenzt ist. Fazit: Die Wohnungen lassen sich recht gut akquirieren, die Nutzer müssen aber (zu?) teuer erkauft werden.
Ist das Modell wettbewerbsresistent?
Dazu hatte ich mich bereits kurz bei der ersten Frage geäußert. Das Modell ist extrem simple und daher leicht kopierbar. In neuen Märkten bestehen für airbnBbnur kleine Wettbewerbsvorteile durch die vorhandenen Nutzer, die ggf. Wohnungen in neuen Märkten buchen wollen. Am Ende wird sich der relevanteste (größte) Marktplatz durchsetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Produkt viel besser werden kann, um ggf. darüber einzigartige USPs zu erreichen. Fazit: Das Modell ist dann wettbewerbsresistent, wenn man bereits der größte Marktplatz ist. In den USA muss sich airbnb daher kaum Sorgen machen. In allen anderen Märkten allerding schon.
Die Wettbewerber:
Website | www.airbnb.com | www.9flats.com | www.wimdu.com |
Gründungsdatum | 2008 | 2011 | 2011 |
Gründer | Nathan, Brian, Joe | Stephan Uhrenbacher | Rocket Internet |
Anzahl Property | 44.500 (100+ Länder) | 5.000-10.000 | k.A. (mE unter 5.000) |
Anzahl Nutzer | 500.000+ | k.A. | k.A. |
Besonderheit | Ursprung des Geschäftsmodells | keine | keine |
AirBnB ist mit Abstand der größte Anbieter in dem Segment. Es wäre auch verwunderlich, wenn das durch die Folger bereits aufgeholt wäre. Ich bin gespannt wie sich die Wettbewerber weiterentwickeln und ggf. Differenzierungsmerkmale aufbauen. Bisher scheint das nur im Bereich der Fokusmärkte der Fall zu sein. Das reicht natürlich langfristig nicht aus.
Wahrscheinliche Szenarien:
Ich halte das Geschäftsmodell durch den nun eintretenden Geschwindigkeitswettbewerb für betriebswirtschaftlich wenig attraktiv. Als Investor wird man erhebliche Geduld haben müssen, bis der Payback eintritt. Dieser wird sich bei steigenden Finanzierungsvolumina stark nach hinten verschieben. Das muss nicht Sorge der teilnehmenden VCs sein, allerdings sinkt damit die Attraktivität für zukünftige Exitpartner. Wenn diese Vermutung zutrifft, könnten sich die Samwers wieder zügig vom Markt verabschieden. Bis dahin werden aber noch einige Millionen aller drei Marktteilnehmer in den Aufbau von weiteren Wohnungen fließen. Spannend wird es dann erst bei der Kundenakquisitionsstrategie. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen AirBnB könnte mit seinem beeindruckenden Produktfokus und der Liebe zum Nutzer das Spiel für sich entscheiden. Bis dahin müssen sie allerdings noch ein paar Wohnungen in Europa sourcen :-).
Wer jetzt Lust auf das Geschäftsmodell bekommen hat und seine Wohnung noch nicht online gelistet hat, der sollte das dringend testen und ein paar Bilder seiner (aufgräumten) Wohnung bei AirBnB einstellen. Ich bekomme ca. eine Anfrage pro Woche für meine Wohnung in Hamburg. Das finde ich schon recht beeindruckend für die noch recht jungen Internationalisierungsbemühungen Richtung Deutschland. Alternativ kann man seine Wohnung auch bei 9flats einstellen. Der Einstellungsprozess ist (auch optisch) identisch.