Laut Wikipedia ist ein „Widget oder Applet ist ein kleines Computerprogramm, das nicht als eigenständige Anwendung betrieben wird, sondern in eine Grafische Benutzeroberfläche oder Webseite eingebunden wird.“
Widgets sind eines der sichtbaren Ergebnisse aus den Bemühungen vieler Unternehmen zum Thema Data Portability. Dazu hat sich Netzwertig in diversen Artikeln interessante Gedanken gemacht. Das Thema selbst wird in den nächsten Jahren viele Unternehmen antreiben Schnittstellen zu schaffen und vor allem zu hohen IT Investitionen führen. Wozu das führt kann man am aktuellen UPS Widget sehen.
Seit einigen Wochen wird man bei Spiegel Online von den Anzeigen zum UPS Widget zugeballert. Endkundendistribution ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des E-Commerce, also darf eine Meinung von kassenzone.de zu diesem Thema nicht fehlen.
Einigen Bloggern ist die Werbung das auch nicht entgangen, wobei die Meinungen doch recht deutlich sind. June sagt zum Beispiel:
Das Teil ist eigentlich total nutzlos, wenn man nicht vorhat irgendetwas mit ups zu versenden.
Eigentlich ist die Idee eines Tools zum Tracking von Warensendungen ganz nützlich. Es macht sicherlich wenig Sinn sich so etwas von einem Nischenanbieter (Wer versendet mit UPS?) zu installieren, aber wenn man oft Sachen im Internet bestellt könnte mich ein Ticker von DHL oder Hermes durchaus interessieren. Das kann ja technisch nicht so schwer sein. Von FedEx ist das sogar schon in die normale Google Suche eingebunden.
Wenn man das UPS Widget runterladen möchte, muss man erst mal das UPS Widget Büro besuchen. Eine absolut überflüssige Einrichtung.
Aus dem Büro lädt man sich eine 9MB große Installationsdatei herunter. Darin ist neben dem Widget noch der Flashplayer 9.0 enthalten. Das erinnert mich an die AOL CDs von früher, wo auch noch der Netscape Browser drauf war. Aber ok – vielleicht haben die typischen UPS Widget User das gerne so. Die Installation funktioniert recht einfach, aber die AGB haben es doch in sich. Die muss man leider akzeptieren, sonst installiert der Installer das Widget nicht.
Die Software-Applikation („Software“), die Sie installieren möchten, ermöglicht UPS, Nachrichten an Ihren Computer zu senden. UPS nutzt diese Benachrichtigungsfunktion von Zeit zu Zeit, um Ihnen Informationen über die Software und die von Ihnen bezogenen UPS-Produkte und -Dienstleistungen sowie Werbungen für zusätzliche UPS-Produkte und -Services zu senden.
Dazu muss man nicht mehr viel sagen…
Nachdem es installiert ist findet sich auf dem Desktop ein kleines Icon, mit dem man lustige Sachen machen kann. Leider hat davon nur 30% etwas mit der ursprünglichen Kernkompetenz von UPS zu tun.
UPS hält es zum Beispiel für nötig einen RSS Reader in das Widget zu integrieren, der alle 10 Sekunden das nervige Pop Up öffnet, um von den voreingestellten Feeds die Nachrichten zu übermitteln. Aha – der typische UPS Kunde hat also nicht nur keinen Flash Player, sondern auch keine kein Internet bzw. einen RSS Reader in dem er diese tollen News lesen kann.
Zum Glück kann man das Widget über den Bildschirm schmeißen und den Kopf stoßen. Das entschädigt ein wenig für die sinnfreien anderen Funktionen.
[Ironie an]Ich bin mir sicher, dass der typische UPS Kunde auch gerne noch eine Funktion hätte, um das Widget in verschiedenen Farben zu konfigurieren, sich mit anderen UPS Kunden in der UPS Widget World treffen möchte und dort über die aktuellsten Erfahrungen mit den UPS Fahren chatten will. Vielleicht wird die nächste Version des Widgets diese Funktionen auch noch bereitstellen.[Ironie aus]
Dabei ist es doch gar nicht schwer. Es gibt nur einen wesentlichen Erfolgsfaktor für solche Widgets:
SEI NÜTZLICH!!!
Der Rest sind eher Hygiene-Faktoren:
- Keine Installationsbarrieren
- Einfache Integration in bestehende Dienste (z.B. Facebook)
- Möglichst keine Anmeldedaten eingeben
- Keine Downloads
- Keine unendliche langen AGB Texte
- Klarer Fokus
- Mach das was du gut kannst
- ….
Das UPS Widget zeigt sehr schön wie es nicht geht. Ein einfacher Tracker hätte es doch auch getan, ggf. mit einer interaktiven Einbindung von Google Maps. Die Programmierung des Tools + Spiegel Online + Print-Kampagne hat wahrscheinlich allein in Deutschland einen hohen sechsstelligen oder niedrig siebenstelligen Betrag gekostet. Wenn die Kampagne/das Widget zum Ziel hatte Endkunden zu begeistern, wird sie nicht funktionieren, auch wenn andere das optimistischer sehen. Das kann man billiger und deutlich besser haben.
Fazit:
UPS hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt richtiger Weise auf das Thema Data Portability. Die Umsetzung kann man durchaus kritisch sehen. Das Widget ist zwar hübsch gemacht und die Mediaplanung macht auch einen guten Job, aber der Sinn des Widgets will sich mir nicht ganz erschließen. Hoffentlich baut UPS jetzt keine virtuelle Welt für das Widget, sondern lernt aus dem Nutzerverhalten und lässt bei den nächsten Versuchen im Bereich Widgets den Fokus auf den wesentlichen Dingen.