Ein Gastbeitrag von Christian Häfner.
Reichweite ist und bleibt ein Erfolgsindikator für Startups. Wer es einmal geschafft hat eine gute Datenbasis aufzubauen, der scheint über das Gröbste hinweg zu sein. Doch wird das auch in Zukunft ausreichen? Vermutlich nicht!
Gleich mehrere aktuelle Entwicklungen zeigen, dass es Zeit wird die eigene Strategie zu überdenken. Die Vergangenheit zeigt, dass viele breit angelegte, möglichst vielfältige online Dienste etabliert wurden um möglichst viel Reichweite zu gewinnen. Um in dem vielfältigen Angebotsmarkt auch künftig für die Nutzer attraktiv zu sein kommt man wohl nicht drum herum sein Angebot auf die konkreten Bedürfnisse der Nutzer zu fokussieren.
Schuld daran ist vor allem die rasante Entwicklung rund um das Thema mobile services. Immer mehr User sind “auf der Straße” online während sie in der Bahn, im Bus oder im Lieblings-Café sitzen. Doch statt den nächsten Urlaub zu planen ist der Bedarf lokaler Informationen für diese Zielgruppe ein anderer. Auch wurde bisher vermutlich eher weniger Zeit in die aufwendige Suche nach dem billigsten Schnäppchen in der Umgebung vor dem heimischen PC gesteckt. “Einfach mal losgehen…” ist für viele Nutzer heute wohl noch der praktikablere Ansatz. Doch was, wenn nun unterwegs eine ganz neue Qualität relevanter Informationen verfügbar wird? Wer bedient mich als Nutzer künftig an Ort und Stelle mit den für mich und meinem Standort relevanten Informationen? Welche Informationen werden das sein? Wie kann ich als Nutzer den maximalen Mehrwert aus lokalen Diensten gewinnen, ohne dass ich lange und aufwendig suchen muss?
Eine Antwort könnte Fokussierung sein. Genauer die Fokussierung von Inhalten und Zugangsmöglichkeiten.
Mehrere Gründe sprechen dafür, dass Nutzer künftig eher auf spezialisierte Angebote zurückgreifen werden. Einige Beispiele:
- Zeit ist knapp –> Wer unterwegs ist nimmt sich in der Regel weniger Zeit für die Suche nach konkreten Informationen. Das klassische “surfen” im Internet wird ersetzt durch zielgenaues Abfragen der gewünschten Daten.
- Kleines Display –> klingt trivial. Als Nutzer eines durchschnittlichen Smartphones will ich nicht lange auf dem kleinen Display suchen sondern kurz und knackig die für mich relevante Information finden.
- Mobile Ortung –> Das Handy weiß wo ich bin. Keine Eingabe/Suche von Orten, an denen ich eventuell mal sein werde sondern Beschränkung der Informationen auf die unmittelbare Umgebung. (Bushaltestelle, Briefkästen, Kinofilme, Angebote, etc.). Vom Standort losgelöste Informationsabfragen werden vermutlich nicht so stark sein wie vom heimischen PC.
- Daraus resultierend: Der Echtzeit Faktor –> Sobald ich unterwegs bin interessiert mich im Zweifel eher nicht, was morgen in dem Kino läuft, in dem ich jetzt einen Film sehen möchte weil ich davor stehe. Damit wird die mobile und lokale Informationsbeschaffung nicht nur relevanter, sondern macht den Ausflug durch die Stadt auch zum echten Erlebnis.
Lokale Fokussierung also statt breit angelegter Angebote. Es wird langfristig – so glaube ich – weniger all-in-one-Lösungen (Apps) oder mobile Webseiten geben, sondern klar sortierte, strukturierte und bedarfserfüllende Tools für jede Lebenslage. Zwar zeigen Apps wie Aloqa oder Layar, dass kanalisierte Informationen durchaus sinnvoll in einer App zusammengefasst werden können, die Befütterung liefern jedoch stark fokussierte Informationsanbieter (Starbucks, McDonalds, call-a-bike-Channels, Qype für Bewertungen, etc.).
Ein weiteres Poroblem wird das der Platzierung auf den iPhone werden. Auch wenn es mittlerweile über 112.000 Apps im App-Store gibt, so werden sich langfristig möglicherweise nur wenige Apps eine dauerhafte Position auf dem Durchschnitts-iPhone sichern können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich irgendwann der Umfang auf noch eine Fahrplan-App, eine zum Bezahlen, ein paar für die Unterhaltung und dann noch wenige für die individuellen Bedürfnisse (shopping, Community, Food…) reduzieren wird. Jeder Nutzer wird sich immer wieder (implizit) fragen, warum er einen Service nutzt. Will man hier überzeugen, muss neben einer guten Zugänglichkeit (z.B. Über eine schöne App) auch eine schnell und gut zugängliche, also fokussierte, Information liefern können. Und hier liegt aus meiner Sicht das Potential vieler neuer Geschäftsideen.
Wer sich dem Trend verweigert, der wird es schwer haben gegen die stark wachsende Gemeinde um spezialisierte Informationslieferanten im lokalen, mobilen Business. Ich bin daher besonders gespannt auf bereits etablierte Plattformen und deren Überlegungen, den mobilen Markt zu betreten. Lohnt sich ein Strategiewechsel für den Eintritt in den mobilen Markt? Ich bin gespannt…