P&C, OMR, Ben Evans, TheRealReal – monthly Heinemann

55:30

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In dieser Folge monthly Heinemann bespreche ich mit Starinvestor Florian Heinemann aus Berlin die kürzlich erfolgte Insolvenzanmeldung von Peek & Cloppenburg, die Planung für die OMR (Party) 2023, die Highlights der Ben Evans Präsentation und seine Sicht auf den Absturz (an der Börse) von TheRealReal.

In der nächsten Folge schauen wir uns TEMU noch einmal genauer an und blicken zurück auf die Quartalszahlen einer Handelsunternehmen, die bis dahin Q1/2023 berichtet haben dürften.

Wir haben auch kurz vorbesprochen, ob wir aus dem monthly Heinemann ein weekly Heinemann Format machen sollten, sind uns da aber unsicher, ob wir überhaupt genug fundierte Dinge berichten können und nicht in eine Art „Laberpodcast“ abrutschen. Alternativ könnten die Folgen dann auch kürzer sein (15-20) min. Wie seht ihr das?

Ben Evans Präsentation: https://www.ben-evans.com/presentations/

Im ihm zur Ehre getauften „Monthly Heinemann“ ordnet Florian Heinemann von Project-A-Ventures in (ebenfalls dem Namen entsprechend) lose monatlichen Abständen das generelle Marktgeschehen und die Aussichten für einzelne E-Commerce- und Tech-Werte ein. Dabei spricht Florian mit Alex immer aus seiner fachmännischen Sicht als Investor (Achtung: keine Anlageberatung!). In dieser Folge: Peek & Cloppenburg, The RealReal, Ben Evans und eine besondere Party auf der OMR.

01:10     Zuallererst ein – wie Florian es sagt – „Pflichtevent“: die OMR 2023. Und zur Feier dieses Branchentreffens schlechthin richtet Alex wieder eine Kassenzone-Party aus – diesmal zusammen mit den Doppelgängern Philipp Glöckler und Philipp Klöckner. Ob Florian auch kommen mag? Falls ja, dann muss er mit einer harten Türpolitik rechnen: männliche Gäste haben in weiblicher Begleitung zu erscheinen! Kassenzone will nämlich: a) Frauen in Tech fördern und b) dass auch getanzt wird!

Zudem wird Alex während der Messe als Tourguide fungieren – und bietet Florian an, eine Gruppe zu ihm zu lotsen. Allerdings auch hier nur bei Erfüllung einer beinharten Bedingung: prall gefüllte Goodybags! Florian pocht vergebens auf „inhaltliche Relevanz“…

06:05    Kann Florian folgendes Zitat korrekt zuordnen? „Im Grunde genommen geht es jetzt in die Richtung store first statt online first.“ Ja, richtig: Urheber ist der CEO von Peek & Cloppenburg, das kurz vorm Gespräch Insolvenz anmeldete Der Plan nun: Durch die Depriorisierung von Online Verluste minimieren und stattdessen auf die vermeintlichen Stärken des Unternehmens setzen.

Florian ist überrascht: gute Lagen, attraktive Ware und schöne Filialen – von allen stationären Textilhändlerm war P&C doch derjenige mit den besten Startvoraussetzungen. Aber ohne Wachstum online sieht Florian keine allzu große Chancen: „Es würde mich sehr, sehr wundern, wenn das die Lösung bringen würde.“ Vermutlich unterlägen die P&C-Manager folgender Fehlannahme: „Online, wie wir es gemacht haben, funktioniert nicht. Also funktioniert Online nicht.“ Eine Blaupause, meint Florian, könnte doch das Warenhaus Breuninger liefern: hochwertige Mode und schöne Ladenflächen aber eben auch E-Commerce-Kompetenz.

Alex macht einen entscheidenden Fehler aus: Das E-Commerce-Team von P&C mache zwar einen guten Job, sei aber wegen eines 10 Jahre währenden Domain-Streits mit einer schweren Hypothek ins Rennen gestartet: verlorene Zeit. „Ein Sargnagel“ für die Innenstadt, bilanziert er die P&C-Insolvenz – neben Zalandos Anziehen der Konditionen bei Connected Retail.

14:20     Die traurige Zukunft des innenstädtischen Einzelhandels lässt sich, so Alex, in der kontroverserweise verkehrsberuhigten Berliner Friedrichstraße am Eindrucksvollsten besichtigen. Florian nimmt zum Dauerstreitthema der vergangenen Landtagswahlkampf in der Hauptstadt folgendermaßen Stellung: „Die grundsätzliche Intention ist die richtige.“ Da sei ja die Idee gewesen, eine Flaniermeile einzurichten, die zu höherer Frequenz führt. „Aber so wie das jetzt umgesetzt wurde…“

18:10     Zu diesem Thema: Webanalyst Ben Evans hat nun fürs Jahr 2023 seine alljährliche Präsentation zu übergeordneten Trends in Tech veröffentlicht. Auf einer Folie zeigt er auf, wieviel Einzelhandelsfläche es pro Einwohner derzeit gibt. In USA stehen pro Einwohner rund 3m² zur Verfügung (plus weitere 2m² in Einkaufszentren): dreimal so viel wie in Deutschland! Also müsste dort der Rückgang bei den Einzelhandelsflächen umso stärker ausfallen, oder? Alex und Florian versuchen sich darauf einen Reim zu machen, warum im so onlineaffinen wie margenbewussten Amerika noch so viel Ladenfläche gehalten wird.

22:30     Weiter bei Evans: 2020 überschnitten sich erstmals die Ausgaben für den Bau von Einzelhandelsinfrastruktur mit denen für den Bau von Lagerhäusern. Und bereits 2021 wurde 50 Milliarden für Logistik-, nur 30 Milliarden für Verkaufsfläche ausgegeben. Alex‘ Schlussfolgerung: „Niemand, der bei Verstand ist, darf in klassische Retail-Flächen investieren.“ Florian differenziert: 2021 wurde unter dem Eindruck der Corona-Pandemie in Logistik für den Online-Handel zum Teil überinvestiert. Aber grundsätzlich werde es so weitergehen: Immer mehr Versand-, immer weniger Verkaufsfläche. Zumal die Transformation im Lebensmittelhandel erst jetzt so richtig an Fahrt aufnimmt.

26:40     Weiterer Megatrend aus der Evans-Präsentation: der Wandel in den Werbebudgets. Im Jahr 2000 wurden bei traditionellen Medienunternehmen 150 Milliarden Dollar ausgegeben, 2020 weniger als 30 Milliarden. Mittlerweile verbucht allein Amazon mehr Werbeeinahmen als alle Zeitungen zusammen – und davor liegen noch Alphabet (Google) und Meta (Facebook). Florian legt eins drauf: Amazon habe diese Position mit noch vergleichsweise primitiven Werbetools erreicht; das sei also erst der Anfang.

Trotzdem, führt er weiter aus, könnte eine Tageszeitung oder Zeitschrift doch ein gutes Investment sein: Sie seien teilweise für bloß drei-bis-viermal EBIT zu haben und könnten profitabel sein, solang man die Kosten im Griff halte. Zumal der Verlust an Werbeeinnahmen noch unterproportional zum Verlust an Nutzungsdauer und Reichweite gegenüber Social-Media & Co. verlaufe – noch. Der Werbemarkt reagiere ja erst mit Verzögerung auf solche Verschiebungen.

32:40     Ende 2020 kamen, so eine weitere Folie der Evans-Präsentation, über 40% der Marktplatzanbieter bei Amazon aus China. Jetzt ist die Quote wieder gesunken – und die Firmen aus dem Reich der Mitte eher bei TEMU und Shein zu finden.

Apropos Shein: Die Fast-Fashion-Plattform hat letztens in puncto Markenstrahlkraft Zara und H&M überholt – und nimmt gerade auf einer zuletzt gesunkenen, aber immer noch astronomischen Bewertung von 65 Milliarden Dollar rund 3 Milliarden an Finanzierung auf. Kein Wish.com, also – aber mit derselben Herausforderung, mit günstiger Ware direkt aus China für ein gutes Kundenerlebnis zu sorgen. Daher die Finanzierung, um Lagerkapazitäten in USA und Europa aufzubauen.

36:00     Damit zum letzten Evans-Thema: stark steigende land-grab costs. Beispiel: Disney hat in den letzten Jahren über 30 Milliarden Dollar in neue Inhalte investieren müssen, um Netflix Marktanteile abzunehmen, das ja wiederum fast 20 Milliarden ausgibt; auch Apple und Amazon geben für Inhalte Milliarden aus. Alex‘ Fazit: „Es wird morgen immer teurer!“ Das gelte durch sämtliche Branchen hindurch, in denen Plattformen mitmischen.

Florian macht das an Netflix fest, das sich mittlerweile schwertut, gegen Amazon, Apple und Disney zu bestehen. Letzteres habe auch noch klassisches Filmgeschäft sowie die Erlebnisparks; für Amazon und Apple seien Inhalte auch CRM-Maßnahmen für ein profitables Handelsgeschäft. Wer einfach nur Geld mit Content verdienen will, der sitzt am kürzeren Hebel. Beispiel DAZN, das bei Alex mit den haarsträubenden Preissteigerungen durchgefallen ist…

43:45     Zurück zum Lieblingsthema der beiden modisch trittsicheren Männer: Fashion. Die Plattform für gebrauchte Luxusmode The RealReal hat in einem Jahr über 80% seines Börsenwertes verloren: Warum? Für Florian liegen die Probleme des Unternehmens in den aufwändigen Logistikprozessen. Der Luxusmarkt insgesamt ist nämlich stabil. Aber The RealReal hat eigenen Seocnd-Hand-Bestand, den immer wieder geprüft, wiederaufbereitet und verschickt werden muss. Seit der Ernüchterung auf dem Markt achten Anleger nun vermehrt wieder auf Kosten und Marge – und mit einem solchen logistikintensiven Konzept sei Profitabilität nun mal schwer zu erreichen.

47:30     Alex führt durch die Zahlen des Marktführers bei gebrauchten Luxusartikel: 140 Millionen Dollar market capitalisation bei einem GMV von über 2 Milliarden; Wachstumsraten zwischen 30% und 50%, aber hartnäckig (wenn auch geringer werdende) Verluste; 3 Milliarden an eingeworbenem Kapital. Ein teurer land grab, also, den die Märkte nicht mehr zu finanzieren gewollt sind?

Florian stimmt der These zu. Bis 2022 wirkte die Devise: „Wir wachsen uns in die Profitabilität!“ Das habe sich schlagartig geändert – und einige Firmen brauchten Zeit, um auf die plötzlich aufgekommene Skepsis am Markt zu reagieren. Wohl deswegen hat The RealReal naheliegendes noch nicht unternommen (z. B. die Aufteilung der Verkaufserlöse mit den Verkäufern zu justieren). Die Gefahr: eine Abwärtsspirale, in der mit Aktien incentivierten Mitarbeiter bald in Scharen davonlaufen und das Unternehmen immer schwerer wieder in die richtige Richtung zu drehen ist.

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