Als ich Matthias vor ein paar Wochen zum Vorgespräch getroffen habe, hat er er mich mit einer Einschätzung zum Shopsystemmarkt überrascht. „Shopify ist aus meiner Sicht Premium, weil der Aufwand der dort betrieben werden muss, sehr hoch ist.“ Das hat meine Welt der Shopystemklassifizierung etwas durcheinander gerüttelt, weil ich Shopify, WooCommerce & Co. bisher immer als Einstiegslösung betrachtet habe. Das sind sie aber in der Tat nicht mehr, weil die vielen Kunden dieser Plattformen das technische Angebot sehr komplex gemacht haben. Jimdo sieht sich dagegen als Partner der wirkliche kleinen Unternehmen, die gerade mal 1-2h Zeit haben, um eine Webseite oder einen Shop einzurichten und für die das immer nur ein kleines Nebenbusiness ist. Seine Sichtweisen und die Lösungen die Jimdo dazu in den letzten Jahren entwickelt hat, sind daher sehr beeindruckend. Ich werde das definitiv für meine nächste Webseite testen.

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Webpräsenz für kleine Unternehmen mit Matthias Henze, CEO von Jimdo

Die Erfolgsgeschichte aus Norddeutschland dürften viele schon kennen: Jimdo gibt es nämlich seit 2007. Bis dato wurden über 25 Millionen Websites mit dem Baukastensystem des in Hamburg und Tokio ansässigen Unternehmens erstellt. Als Einstiegsprodukt für Webshops dient Jimdo mittlerweile ebenfalls. So lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Jimdo zu den langlebigsten und erfolgreichsten Unternehmen der deutschen Start-up-Szene gehört. Mit einem der drei Gründer und CEO Matthias Henze spricht Alex über diesen Werdegang. Auch Thema: Warum vermeintliche Einstiegslösungen für den E-Commerce wie Shopify, WooCommerce & Co. eigentlich viel zu aufwendig sind für Kleinunternehmer, die lediglich einige wenige Produkte online verkaufen wollen – und wie weniger manchmal mehr sein kann.

„Wenn unsere Kunden irgendwann Spryker-Kunden werden: cool!“

2:30

Alex: Eingefleischte E-Commerce-Kennern ist eure Geschichte wohlbekannt, aber kannst du sie bitte kurz für diejenigen rekapitulieren, die noch nicht mit ihr vertraut sind?

Matthias: Anfangs boten wir einen Webseitenbaukasten an. Heute versuchen wir es allen Menschen ganz einfach zu machen, sich online zu repräsentieren. Auf dem Weg dahin sind wir für die Kundengruppe Microbusinesses und Nebengeschäfte zu einem Support-Team geworden.

Alex: Wer zu euch recherchiert, liest die Geschichte eines Gründeridylls: Wie ihr euch alle auf einem Bauernhof zusammentatet und Fremdkapital lange ablehnten. Aber der Markt da war ein anderer und es gab nicht so viel Wettbewerb…

Matthias: Meine beiden Mitgründer Christoph und Fridtjof hatten sich mit 16 schon als Computer-Schrauber selbständig gemacht. Als das Internet aufkam, fingen sie an, Webseiten für kleine Kunden in und um ihren Wohnort Cuxhaven zu bauen. Dabei entwickelte sich bei ihnen der Wunsch, ein eigenes Produkt zu haben. Sie kam durch einen Auftrag auf die Idee, Webseiten pflegbarer zu machen. Das war noch vor Ajax – die ganz alten werden sich daran erinnern, denn wir sprechen hier von 2003!

Alex: Gab es damals schon Typo3?

Matthias: In den allerersten Anfängen. Den Markt für Content-Management-Systeme war zwar da, aber noch nicht richtig ausgeprägt – also haben die Jungs unser CMS selber entwickelt. Damals waren wir eine Agentur, die dieses CMS zur Aktualisierung benutzte. Wir merkten schnell, dass die Software stark war – auch im Vergleich zum internationalen Wettbewerb. Damals gab es nämlich noch gar nichts.

So bekamen wir immer mehr Anfragen von Freunden, die eigentlich nur ihre Webseiten bauen wollten und das dann mit unserem System machten. Wir entschieden uns 2007, auszugründen und das Baukastensystem vollautomatisiert anzubieten – kostenlos und international. Das entwickelte sich gut. Wir nahmen zwar ein bisschen Angel-Kapital, führten aber auch schnell eine bezahlte Produktvariante ein – nicht zuletzt um den Kunden zu vermitteln, dass wir auch Werte generieren wollen. Das war Freemium vor Erfindung des Begriffes und 2007 war es noch völlig unklar, ob so ein Modell auch funktionieren würde. Damit konnten wir aber schnell einen Cashflow generieren und unsere erste große Wachstumsphase selber finanzieren. Allerdings waren wir lange nicht sicher, wie lange wir das noch machen wollten und ob wir uns dem Geschäft voll verschreiben…

Alex: 2015 habt ihr dann doch Fremdkapital aufgenommen.

Matthias: Wir standen vor der Entscheidung: Machen wir das jetzt so weiter als lifestyle business oder geben wir wirklich Gas. Hatten wir nämlich rausgefunden, dass wir nach acht Jahren am Markt eine Markenbekanntheit von nur 9% hatten. Wir probierten ein paar Marketingsachen aus und merkten, dass es funktionieren würde. So fiel uns die Entscheidung leicht. Wir haben die Finanzmittel dann konsequent genutzt, um unser Marketing zu professionalisieren.

7:00

Alex: Wo steht ihr denn heute? Wie viele Kunden nutzen Jimdo für ihre Webseiten? Wie viele Leute arbeiten hier in euren „Heiligen Hallen“?

Matthias: Hier in Hamburg gute 200 Leute und dann 15-20 in Japan, die allerdings nicht bei uns direkt angestellt sind; das läuft über Partnerschaft. Bisher sind 25 Millionen Webseiten mit Jimdo erstellt worden. Wir bieten unser Tool voll lokalisiert in acht Sprachen.

Alex: Ist euer Pitch nach wie vor „Baue deine Webseite möglichst einfach?“

Matthias: Im Prinzip ja, wobei der Ansatz nun anders ist. 2016 haben wir uns zusammengesetzt und uns überlegt, wie man heutzutage Webseiten baut. Eine unsere Kernerfahrungen war dabei, das für viele Kunden das Schwierigste darin besteht, Content für die Webseite zu erstellen. So war unser Bestandsprodukt nach wie vor gut, aber es gab Raum, das Webseitenbauen noch viel einfacher zu machen.

Wir haben dann einen AI-Website-Builder auf der grünen Wiese entwickelt, der mittlerweile unser Hauptprodukt ist. Damit versuchen wir, den Kunden auf Facebook, Instagram oder Google-MyBusiness kennenzulernen. Dann ziehen wir– mit Zustimmung des Kunden natürlich – die Inhalte dort heran und bauen ihm damit eine personalisierte Webseite vor. Im Besten Fall hat man also eine Seite für ein Restaurant etwa, die von der Navigation auf Gastronomie zugeschnitten ist und auch schon bebildert und mit passenden Texten bestückt ist. Sie muss dann nur noch angepasst werden und kann online gehen.

(Alex stellt fest, dass die Zahl der Website-Builder in den letzten Jahren schnell gestiegen ist. Wie groß seien Konkurrenten wie Wix und GoDaddy? Beide seien wohl größer, so Matthias, sowie Squarespace. Auch Shopify sei riesig geworden, merkt Alex an. Ob Investoren auf Jimdo zukämen mit der Idee, genauso groß zu werden? Man führe Gespräche, klar, so Matthias, aber der Fokus liege darauf, die bestehende Kundschaft – „irre coole Leute“; oft sehr unternehmerisch, nur nicht in skalierbaren Modellen – noch besser zu bedienen. )

11:40

Alex: Wie viele von euren Kunden sind schon auf Google Places or MyBusiness oder wie auch immer das heißt vertreten?

Matthias: Das kommt darauf an, in welchem Unternehmensstadium sie sich befinden. Das Wichtige: Die Webseite ist das einzig wirklich Unabhängige, das man hat – wo man selber die Regeln und die Inhalte bestimmt. Wenn man dann von Jimdo wegzieht, nimmt man seinen Erfolg mit. Wir können nur jedem empfehlen, auch eine eigene Seite aufzubauen.

Alex: Da stimme ich zu: owned geht vor earned! Aber klar, die großen Plattformen sagen, man muss es bei ihnen machen. Facebook: „Du brauchst nur eine Fanpage. Dann kannst du die Leute besser erreichen und deine Freunde kriegen es ja auch mit, wenn du was schreibst…“ Ich weiß nicht, ob Google auch schon einmal so eine Website-Building-Funktion hatte…?

Matthias: Mehrfach!

Alex: Und jetzt versucht es Facebook mit Instagram, weil Facebook selber in vielen Zielgruppen nicht mehr so gut läuft, und baut da neue Funktionen wie der E-Commerce-Button ein. Das Thema kommt auch in die WhatsApp-Welt: Kleinunternehmern wird eingeredet, sie brauchten nur eine WhatsApp-Nummer als Dreh- und Angelpunkt. Ich kämpfe dagegen an: Gib niemals deine Domain auf! Aber ein Neueinsteiger versteht das oft noch nicht und landet schnell in so einer WhatsApp-Instagram-Falle.

Matthias: Genau diese Diskussion führen wir. Als Facebook damals um 2012 herum die Fanpages pushte, war teilweise Untergangsstimmung. „Wozu noch die eigene Webseite?!“ Das ist aber lange her. Mittlerweile sehen das selbst die Plattformen etwas anders – und sind bereiter geworden, mit uns zu kooperieren. Vor allem die Kunden verstehen das immer mehr, weil sie diese Wellen inzwischen mehrmals erlebt haben. Eine Plattform wird immer für sich optimieren, nicht für jeden einzelnen. Genau das ist aber unsere Aufgabe.

(Ob Jimdo für jedes Unternehmen funktioniere, will Alex am Beispiel eines befreundeten Ein-Mann-Betrieb im Bereich Elektrotechnik gedanklich austesten. Dem habe Alex geholfen, mit WordPress.org und All-Ink eine eigene Seite in Betrieb zu nehmen. Das Schwierige war es tatsächlich, Texte zu schreiben und Bilder zu finden. Und im Alltag gehe die Webpräsenz bei ihm dann unter.)

17:00

Alex: Das meisten Kleinunternehmer sind keine Influencer, deren Arbeit im Produzieren von Content besteht, sondern Handwerker, Techniker, Hundebabysitter… Die haben keine Zeit für eine Webseite. Wie geht ihr damit um?

Matthias: Wir bauen die Produkte so, dass es derart schnell geht, dass die Zeit kein Hindernis wird. Der Unterschied zwischen unserem Bestandsprodukt Creator und unserem neuen Produkt Dolphin ist signifikant. Wir achten sehr darauf, dass die Kunden wirklich schnell fertigwerden, denn sie machen das in ihren Abendstunden – und sie haben keine Zeit sich Webdesign oder SEO beizubringen. Unsere Aufgabe ist es, so viel wie möglich zu automatisieren und es ihnen so einfach wie möglich zu machen.

Alex: Wie lange würde es denn für jemanden – einen Elektriker – dauern, der noch nicht mal Google-Bewertungen hat, eine Webseite mit dem neuen Produkt zu bauen? Und was hat er dann am Ende?

Matthias: Er hätte am Ende eine Webseite mit für Elektriker angepasster Navigation und Standardtexten, die er anpassen kann. Bilder kann er aus einer Bildergalerie nehmen oder seine eigenen Hochladen. Wenn er schon eine ungefähre Vorstellung hat, was er bauen will, ist er nach einer Stunde fertig. Wenn er länger überlegen muss und Texteschreiben ihm nicht so leicht fällt, dann braucht er eher zwei bis drei Stunden. Wir haben übrigens sogar einen Logo-Creator, mit dem man superschnell sein eigenes Logo bauen kann. Zudem statten wir den Kunden auch mit Datenschutz, Impressum usw. aus; zusammen mit TrustedShops übernehmen wir den Abmahnschutz dafür.

Alex: Braucht er einen Rechner oder kann er das auf dem Smartphone machen?

Matthias: Er kann das komplett mobil machen. Das System ist ja mobile first gebaut – und selbstverständlich sind die damit gebauten Webseiten responsive. Preislich übrigens geht das Paket bei 9 Euro pro Monat los.

(Alex macht eine Kalkulation auf: Ein Elektriker müsse 1-1,5 Stunden im Jahr fürs Produkt arbeiten. Seinem Freund Stefan werde er nach dem Podcast auf Jimdo rüberziehen. Kein Problem, sagt Matthias: Umzüge, Redirect – alles ganz einfach!)

21:10

Alex: Thema E-Commerce: Man kann auch einen Jimdo-Shop bauen. Wie kam das?

Matthias: Schon seit 2010 kann man das mit unserem Bestandsprodukt. Wie es kam? Die Kunden haben das angefragt. Der Bedarf ist da. Angefangen haben wir einfach mit einem PayPal-Button; jetzt gibt es eine deutlich erweiterte Funktionalität. Auch im neuen Produkt Dolphin kann man seit Anfang letzten Jahres einen Shop aufsetzen.

Alex: Wie viele von 25 Millionen Webseiten nutzen euer E-Commerce-Tool?

Matthias: Relativ wenig. Aber die E-Commerce-Kunden haben natürlich etwas mit uns vor – und sind allein deswegen relevant. Außerdem machen wir im E-Commerce unglaublich viel Potenzial aus.

Alex: Wir können uns frei austauschen, weil wir nicht im Wettbewerb zueinander stehen: Der typische Spryker-Kunden überschneidet sich ja nicht so sehr mit dem typischen Jimdo-Kunden!  Du vertrittst eine Ansicht über den Shop-Markt, der mich wirklich überrascht: Nämlich, dass es sich bei Shopify nicht um einen Einstiegs- sondern um ein Premiumprodukt handelt – weil man zwei Tage braucht, um einen Shopify-Shop einzurichten und es so komplex ist. Damit seien Kleinunternehmer und Tante-Emma-Läden schon überfordert. Das macht für mich eine neue Kategorie unterhalb von Lösungen à la Shopify aus, über die ich noch gar nicht nachgedacht hatte.

Matthias: Shopify ist ein megacooles Produkt und es ist Wahnsinn, was sie damit auf die Beine gestellt haben. Wir stellen aber fest, dass es für unsere Kunden zu komplex ist. Da muss man ein Unternehmen sein, das ein bisschen größer ist, als in unserem Segment. Wir bedienen Kunden, die anfangen zu verkaufen wollen und wenige Produkte haben. Spezifisch für sie haben wir unsere E-Commerce-Lösung gebaut.

(Alex will – diesmal am Beispiel von seinem Schwiegervater Peter mit seinem Rindfleisch – verstehen, wie genau die Lösung Dolphin aus einem Instagram-Kanal und paar weiteren Angaben schon einen fertigen Online-Shop bauen kann. Die Vorgehensweise sei fast deckungsgleich wie bei einer Webseite, so Matthias, nur der Kunde müsse dann seine Produkte einpflegen. Wer aber hier schon Produktbilder und Texte parat habe, sei im Regelfall in drei bis vier Stunden fertig. Automatisierte AGB-Texte und ähnliches sorgten für einen rechtssicheren Verkauf.)

26:55

Alex: Wann springt ein Kunde bei euch ab und ins nächste Segment hoch – zu Shopify, WooCommerce & Co. also?

Matthias: Wir haben keine integrierte Warenwirtschaft und noch keine Verknüpfungen zu anderen Systemen. Solange man seine Produkte selber manuell einpflegen kann und mit unserer einfachen Bestellverwaltung zurechtkommt, ist es super. Sobald man aber mehr als 100 Produkte hat und eine Warenwirtschaft braucht, dann ergeben andere Systeme mehr Sinn – und dann haben wir unseren Job auch gut gemacht! Wenn unsere Kunden irgendwann Spryker-Kunden werden: cool! Dann haben wir den Leuten den Einstieg ermöglich und den Weg geebnet.

Alex: Wir sprechen also von so Sachen wie eine Anbindung an Idealo.de oder der Möglichkeit, gewisse Sachen aus dem Sortiment bei Amazon reinzustellen: Das ginge mit euch nicht mehr?

Matthias: Korrekt.

Alex: Vereinfacht gesagt also was für Hobbyverkäufer, die auch auf Weinachsmärkten und Kunsthandwerkermärkten unterwegs sind…

Matthias: Ein bisschen weiter höher geht das schon noch: Manche unserer Kunden machen mit uns fünf oder sogar sechsstellige Umsätze.

Alex: Pro Monat?

Matthias: Ein paar schon, ja. Nicht nur Hobby, also, aber bei vielen sind wir nicht der Hauptkanal – so nach dem Motto: „Ich habe zusätzlich meinen Online-Shop und alles, was ich dort mache, ist für mich Bonusgeschäft!“

29:05

Alex: Woher kommen denn die Kunden von euren Kunden? SEO ist immer unwichtiger, wo so viele Kaufprozesse bei Amazon beginnen. Es klingt für mich eher nach einer Verlängerung – nach einem Online-Shop als Extra-Service für Kunden, die eure Kunden schon haben. Stimmt das?

Matthias: Grundsätzlich stimmt das. Wir haben zum Beispiel eine Kundin, die ein eigenes Label über Instagram aufgebaut hat. Da kommen die Kunden her – und in ihren Jimdo-Store. Sie hat an die 100 Produkte mittlerweile, kriegt das mit uns aber gut hin: Wir können ja mit Varianten und unterschiedlichen Preisen umgehen. Wir haben auch viele Kunden, die ein lokales Geschäft haben und dann noch obendrauf über ihren Shop.

Alex: Was für zusätzliche Features wünscht sich wohl so eine Kundengruppe? Mehr Traffic? Anbindung an Google AdWords?

Matthias: Sicherlich auch. Aber derzeit drückt der Schuh eher bei Payment und Shipping. Da wünschen sie sich mehr Möglichkeiten.

Alex: Du hast gesagt, du siehst viel Potenzial im Markt. Wie wollt ihr das denn realisieren? Was ist eure Strategie nach vorne raus?

Matthias: Wir konzentrieren uns nach wie vor auf die Bedürfnisse unserer Kundengruppe und gehen weiter in die Breite in unserem Segment. Website, Shop und Logo bieten wir schon an; Rechtstexte und Listing bei Google Maps, Facebook, usw. haben wir ebenfalls auch bereits.

(Alex bittet um Auskunft, wie Jimdo derzeit strukturiert ist. 50-60 Leute sitzen in der Entwicklung und das Support-Team sei dem Kundenstamm entsprechend relativ groß; der Rest ist Marketing und Verwaltung. Daraufhin erfragt Alex Details über den Kundensupport – und gibt das weiter, was im Buschfunk über Änderungen in Amazons Kundenservice-Aufstellung zu hören ist…)

35:00

Alex: WhatsApp-Commerce: Bei unserem Spryker-Stammhotel in Berlin buche ich mittlerweile nur noch über die WhatsApp-Nummer, die sie (vermutlich nur an regelmäßige Gäste) ausgeben. Auf deren Webseite war ich – glaube ich – noch nie. Habt ihr darauf eine Antwort?

Matthias: Noch nicht. Das ist aber definitiv ein Bereich, den wir uns anschauen, weil der für unsere Kunden relevant ist. Die eigene Webseite ist und bleibt ja das Allerwichtigste. Für unsere Kunden geht es darum, wie sie WhatsApp und andere Messenger-Dienste sinnvoll zusätzlich einsetzen.

Alex: Andere Frage: Ihr habt ein Produkt, bei dem Einfachheit das Kernmerkmal ist. Wie habt ihr es aus Produktmanagement-Perspektive geschafft, mehr als 10 Jahre lang zu den sicherlich zahlreichen – und sicherlich jeder für sich genommen berechtigten – Feature-Wünschen nein zu sagen?

Matthias: Mit Dolphin haben wir sogar einen Schritt zurück gemacht: Das Produkt hat deutlich weniger Features und gibt weniger Freiheiten! Beispiel: Wenn man bei uns einen Sign-Up-Prozess eingeht und schon ein Logo hat, kriegt man sofort die Farben aus dem Logo für die Webseite. Du kannst nur noch zwei Farben ändern und nicht jede Farbe frei bestimmen. Der Grund: Das Ergebnis für den Kunden ist deutlich besser.

Denn es gibt ein paar Jimdo-Webseiten da draußen im Netz, auf die wir nicht besonders stolz sind! Mag für den Kunden super sein; aus Designsicht nicht unbedingt. Was wir also geschafft haben, ist die Qualität der Jimdo-Seiten insgesamt bedeutend zu steigern. Oft bekommen wir Feature-Wünsche von Kunden, die ein Problem lösen sollen. Dann treten wir mit ihnen in Kontakt und versuchen zu verstehen, was das eigentliche Problem ist.

38:15

Alex: Wie treu ist denn so ein Jimdo-Kunde?

Matthias: Ziemlich treu! Eine Webseite baut man je nicht jedes Jahr neu. Wir glauben auch, dass wir dem Kunden nicht nur mit der Webseite helfen können: Sie ist ja die Basis-Plattform für viele andere Sachen.

Alex: Ihr seid in einem Segment mit sehr vielen großen Wettbewerbern, die mit enormen Summen Fremdkapital ausgestattet sind, unterwegs – auf der Jagd nach treuen Kunden. Das muss dazu führen, dass die Keyword-Preise für Suchbegriffe wie „Webseite erstellen“ sehr hoch sind – sowie die Kosten pro Neukunde generell.

Matthias: Ja, ist teuer. Und der Wettbewerb nimmt auch zu. Wir vergleichen uns auch nicht mit Wix und GoDaddys…

Alex: … funktional doch wohl!

Matthias: Auf jeden Fall. Aber Wix zum Beispiel bewegt sich in eine andere Richtung als wir. Wir möchten den kleinen Unternehmen helfen, sie besser machen. Und darin sehen wir unsere riesige Chance.

Alex: Was heißt „besser machen“?

Matthias: Nehmen wir unseren Rechtstextemanager. Das hat bislang keiner in Deutschland integriert. Das ist ein signifikanter Wert, weil wir aus Interviews wissen, dass viele ihre Webseite nicht bauen, weil sie Angst haben, abgemahnt zu werden. Das kann ich auch verstehen! 500€ oder 1.000€ Abmahnung kann existenziell sein. Das ist bedeutender als „Kann ich noch eine Farbe anbieten?“

(Alex fragt Matthias zum Ende des Podcasts hin über die bekannte Jimdo-Firmenkultur aus: An den eigenen Koch aus so einer PR-Story könne er sich gut erinnern. Auch möchte er wissen, ob Jimdo einen genauen Wachstumsplan hat – und ob die Gründer einen Exit-Plan verfolgen. Nein und nein. Alex hakt nach: Sei es nicht gesund, zu wissen, wo es langgehen soll? Daraufhin erklärt Matthias die Philosophie der Gründer, die sich um das Produkt und die Zielgruppe dreht.)

43:55

Alex: Habt ihr Erfahrungen mit lokalen Meet-ups gemacht? Etwa in Kiel…?

Matthias: Ja, wir veranstalten User-Meet-ups, die sehr erfolgreich sind und Spaß machen. Das Energie-Level ist immer hoch und die Kunden können sich ohne Sales-Talk einfach mit Gleichgesinnten untehalten. Wir haben auch mal eine „JimCon“ gemacht, auf der wir unseren Kunden Vorträge zu Themen wie SEO und Online-Marketing gehalten haben. Dabei haben wir einen Platz eingerichtet, wo sie auf einem Flachbildschirm anderen Kunden ihre Webseiten zeigen und Feedback einholen konnten. Das war der beliebteste Platz bei der gesamten Konferenz! Wir haben gemerkt: Unsere Nutzer schätzen es, auf Augenhöhe mit anderen über solche Themen reden zu können. Das werden also mit Sicherheit in Zukunft wieder machen.

(Alex schließt den Podcast mi der Frage nach dem Blick nach vorne und einer kurzen Zusammenfassung der Shop-Segmente, bevor es in die Jimdo-Kantine geht…)

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