Wie bereits von mehreren Blogs aufgedeckt berichtet wurde, wird Joost demnächst nicht mehr auf eine eigene Softwarelösung setzen, sondern Videos nur noch direkt über den Browser anbieten. So wie es zahlreiche Videoplattformen inklusive YouTube und Hulu bereits lange vormachen. Neben der Ankündigung sich auf den US-Markt zu fokussieren ist dies die zweite überraschende Ankündigung von Joost dieses Jahr.

Gegenüber seinen Konkurrenten verabschiedet sich Joost jedoch nicht von seinem P2P-Prinzip und nutzt so auch Browsernutzer weiterhin zur Distribution der Videos. Dieser Ansatz hört sich im Gegensatz zur Ankündigung einer Browserversion zunächst recht innovativ an.

Heute hatte ich die Möglichkeit, einen ersten Blick auf die die neue (noch Passwort-geschützte) Seite zu werfen und diese so einem ersten Test zu unterziehen.

Um Videos abspielen zu können ist zunächst die Installation eines Plugins notwendig, welches ähnlich wie die bisherige Joost-Software, automatisch in der Taskleiste landet und fortan im Hintergrund läuft. Via Browser kann nun das Videosortiment ähnlich anderer bekannter Seiten durchstöbert werden. Die Kategorien und der Umfang der verfügbaren Videos scheinen im Vergleich zur Softwarelösung gleich geblieben zu sein.

Auf der Funktionsseite gibt es ebenso kaum revolutionäres zu entdecken: Weiterempfehlung per E-Mail, Favoritenliste, Tagging, Kommentare. Die „Shout“-Funktion sieht nach einer netten Idee aus: beim Videoschauen können Spontankommentare inklusive akustischem Signal vergeben werden. Das Shouten macht jedoch nur halb soviel Spaß, da anscheinend (noch?) keine anderen Nutzer diese Kommentare sehen/ hören können.

Das zunächst interessante Verfahren des P2P-Browsersharings scheint bei näherer Betrachtung nicht mehr sonderlich innovativ. Die Software läuft im Dauerbetrieb brav im Hintergrund und wird vermutlich die gestreamten und zwischengespeicherten Videos wieder sharen. Leider erzeugt sie auch ein leicht ungutes Gefühl, da nicht ersichtlich ist, was genau sie gerade macht. Dies war aber, zugegebener Weise, auch bei der alten Joost-Software der Fall. Während meines Tests ist es nicht möglich gewesen ein Video ohne regelmäßige Hänger (alle 15 Sekunden) abzuspielen. Bleibt zu hoffen, dass dies zum offiziellen Launch noch behoben wird.


Neben den technischen Neuerungen ist der Schritt von Joost weg von der Softwarelösung aus strategischer Sicht ziemlich interessant. Zunächst zeigt dies erneut die extreme Hürde in der Distribution von Software, wenn ähnliche Angebote direkt über Browser zugreifbar sind. Zum anderen gibt Joost eine interessante Positionierung im Bereich der Media Center-Umgebungen (Multimediainhalte über den Fernseher) auf und tritt stärker in direkten Wettbewerb zu anderen Videoplattformen.

Meine Vermutung weshalb Joost ursprünglich auf eine eigene Software gesetzt hat war die Entwicklung zu einer Art Media Center Plattform. Die Integration der Software in entsprechende Media Center-Umgebungen war übrigens auch eine der meistgewünschten Anpassungen der Joost-Community.

Joost wird aus technischer Sicht insbesondere in der Verwendung der P2P-Funktionen weiterhin Maßstäbe setzen. Mit dem Schritt in die Browserwelt muss sich Joost allerdings umso mehr Vergleiche mit Konkurrenzplattformen gefallen lassen. Getreu dem Motto „content is king“ wirft Hulu einen großen Schatten auf den Start den neuen Joost Plattform. Somit wird spannend zu sehen, ob Joost nicht zu spät reagiert hat.

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