E-Commerce Geschäftsmodelle sind in der Regel sehr anstrengend, wenn man versucht alle Wertschöpfungsstufen zu bedienen. Kunden gewinnen, Zulieferer überzeugen, Plattform programmieren, Abmahnungen vermeiden…. das ist nicht ohne. Das hält trotzdem nur wenige Teams davon ab ihr Glück in diesem vermeintlich hoch attraktiven Geschäftsfeld zu versuchen. Zu oft wird dabei aber Umsatz mit Ergebnis verwechselt.
Nachdem immer mehr Anbieter im E-Commerce vertreten sind, besteht mittelfristig die Herausforderung weniger darin weiteres Angebot online zu bringen, sondern das richtige Angebot den richtigen Kunden zur richtigen Zeit anzubieten. Diese Herausforderungen sind nicht trivial und kaum durch technikaverse WHU Studenten zu lösen. Deshalb glaube ich, dass wir 2010 viel mehr Geschäftsmodelle rund um das Thema Daten beobachten werden. Grundsätzlich lassen sich zwei grundsätzliche Bereiche unterscheiden.
- Es werden Geschäftsmodelle benötigt, die Unternehmen (B2B) dabei helfen Daten zu managen. Das betrifft die Themen Tracking, Speicherung und am wichtigsten: Analyse. Viele bestehende Systeme können nicht mehr die Anforderungen der Business Intelligence Abteilungen erfüllen. Ein interessanter Spieler in diesem Umfeld ist die Firma Sones aus Erfurt. Von denen werden wir mE noch viel hören.
- Die andere Seite betrifft die deutliche bekannteren, weil kundenseitig (B2C) aktiven Geschäftsmodelle. Da lassen sich z.B. die klassischen automatischen Aggregatoren (guenstiger.de) und Multiaggregatoren (123people.com) nennen. Einen Boom gibt es aber momentan auch bei manuellen Aggregatoren wie z.B. Gutscheinplattformen, weil diese Informationen teilweise noch nicht effizient von Maschinen gesammelt werden können.
Beide Geschäftsmodelltypen verbindet eine sehr techniklastige Ausrichtung. Im B2B Bereich ist die Sache ungleich komplexer. Aber gerade dadurch wird es spannend. Wenn immer mehr Anbieter entstehen, die mit der Aggregation von Daten Geld verdienen, dann sind die Techniklieferanten umso besser aufgestellt. Im Goldrausch sollte man Schaufeln verkaufen.
Für die Leser von Kassenzone.de sind wahrscheinlich eher die B2C Geschäftsmodelle interessant. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass die Anbieter von lokalen Shoppingdaten mehr Geld verdienen werden als die Entwickler der iphone App mit der „location based products“ angezeigt werden.
Wer trotz dieses Erkenntnis auf der B2C Seite aktiv werden möchte, sollte sich kritisch mit den bestehenden Kundenbedürfnissen auseinandersetzen. Was fehlt den Kunden noch online? Welche Daten könnten für dieses Problem verwendet werden? Wie kann man die Daten mit eigenen Daten (z.B. Einkaufsverhalten) aufwerten? Mir fallen dazu viele Geschäftsmodelle ein, aber wir sind hier auf der Suche nach Konzepten die sich bereits in der Gründungsphase befinden und das Potenzial besitzen das Shopping bereits 2010 zu verändern. Wer will?