Es ist für mich immer wieder erstaunlich wie unbedarft viele Unternehmen an neue Online Shop Projekte gehen. Die bloße Verfügbarmachung des eigenen ggf. stationären Angebotes ist für viele Unternehmen ein ausreichend starkes Argument, um Kunden in den Online Shop zu locken. Wenn die Kunden in den Laden kommen, werden sie bestimmt auch in den Shop kommen. Dieses Denkmuster finden wir auch in vielen Kundenanfragen wieder. In solchen Fällen führt eine intensive Schulung zu den Regeln, Geschäftsmodellen und Mechaniken des E-Commerce zu einer deutlichen Ernüchterung. Fast alle Gesprächspartner sind insbesondere erstaunt über die Macht von Google. Diese führt aus meiner Sicht sogar schon so weit, dass ich reinen Handelsunternehmen in der Regel davon abrate ihre Handelsaktivitäten online auszubauen. „Investieren Sie das Geld lieber in ein gutes CRM System.“ So oder ähnlich klingt es sicher auch bei vielen Online Experten und früheren Verfechtern des Online Handels. Philip Klöckner von pip.net hat vor ein paar Tagen einen wirklich herausragenden Artikel zu diesem Thema verfasst.

Mindestens einen Verlierer gibt es natürlich dennoch in diesem Rennen um mehr Aufmerksamkeit: Die organischen Listings. Von immer mehr Anzeigenfläche mit schönen Extensions nach unten verdrängt verkommen die natürlichen Suchergebnisse, die Google einst zur besten Suchmaschine der Welt gemacht haben, zum Backfill für ein Portal voller Anzeigen äh… Antworten. Schon heute enden zwei Drittel der Klicks von Suchenden in den Anzeigen. 45 Prozent der Nutzer sind nicht einmal in der Lage zu unterscheiden, ob sie Anzeigen oder natürliche Ergebnisse sehen (Quelle). Zu allem Überfluss werden Navigationselemente so verlagert, dass der ohnehin knappe vertikale Platz gängiger Desktop- und Handybildschirme noch weniger Raum für organische Ergebnisse bietet und Anzeigen weiter in den Mittelpunkt rückt.

Der Artikel ist relativ lang und ohne Online Marketing Wissen ggf. schwer zu lesen. Er übt fundierte Kritik an der Monopolstellung Googles. Zugegebenermaßen finde ich es vollkommen ok, wenn Google andere vertikale Suchmaschinen (Preisvergleichsuchen, Flugsuchen…) etwas vernachlässigt. In diesem Thema stimme ich mit dem Autor nicht überein und glaube auch nicht, dass Google dadurch Innovationen behindert. Aber Philip hat absolut recht, wenn er beschreibt wie Google immer mehr Geld aus den Händlern/Herstellern/Anbietern herauspresst ohne dafür eine nennenswerte Gegenleistung zu erbringen. Das ist nur durch Googles Monopolstellung möglich. Handelsunternehmen, die in der Regel mit niedrigen Margen auskommen müssen, finden deshalb zunehmend weniger Platz in Googles gewinnmaximierendem System. Unternehmen ohne wirklich relevanten Kunden USP, die u.a. auf die Zulieferung von Kunden über Google angewiesen sind, sollten daher entweder a) sehr hohe Margen haben oder b) ggf. überlegen ihr (Online-) Geschäftsmodell wirklich überlebensfähig ist.

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