kahnemannMit Buchreviews halte ich mich bei Kassenzone.de gerne zurück. Das können andere deutlich besser. Bei dem Bestseller Buch von Daniel Kahneman, „Schnelles Denken, langsames Denken“ mache ich aber gerne eine Ausnahme. Ich habe das Buch sehr lange auf meinem Kindle gelesen und bin immer noch sehr beeindruckt von der Erklärungswucht dieses Werkes. Die vielen Bestsellerpostionierungen und wirklich sehr positiven Reviews sind wirklich verdient und bei 6,22 € für die Kindle Variante muss man auch nicht lange über den Kauf nachdenken. Der euphorischen Bewertung von Janice Gross Stein kann ich nur zustimmen.

Brilliant . . . It is impossible to exaggerate the importance of Daniel Kahneman’s contribution to the understanding of the way we think and choose. He stands among the giants, a weaver of the threads of Charles Darwin, Adam Smith and Sigmund Freud. Arguably the most important psychologist in history, Kahneman has reshaped cognitive psychology, the analysis of rationality and reason, the understanding of risk and the study of happiness and well-being . . . A magisterial work, stunning in its ambition, infused with knowledge, laced with wisdom, informed by modesty and deeply humane. If you can read only one book this year, read this one.

Ich nenne das Buch auch deshalb hier, weil ich davon ausgehe, dass sich viele Learnings daraus in zukünftigen Kassenzone.de Beiträgen wiederfinden werden. Der Beitrag zur Veränderungsfähigkeit von Unternehmen hat darauf einen Vorgeschmack gegeben.

Kahneman hilft dabei Entscheidungen zu verstehen

Die 620 Seiten des Buches sind eine Art Mini Studium zum Thema Entscheidungspsychologie. Es ist teilweise nur sehr langsam lesbar, um die Experimente nachzuvollziehen, aber die Zeit dafür lohnt sich definitiv. Kahneman zeigt einen sehr spannenden Ansatz wie wir Denken und Entscheidungen treffen. Extrem wichtig dabei für mich war, dass ich eine nachvollziehbare Alternative zum „rationalen Entscheider“ gefunden habe. Dieser „Entscheider“ ist das Basismodell fast aller BWL und VWL Modelle und leider hat es mit der Realität wenig zu tun. Kahneman führt eine Art „emotionalen Entscheider“ ein, mit dem sich viele Dinge für mich besser erklären lassen. Vor allem die vielen Studien, Experimente und Beispiele im Buch machen es gut nachvollziehbar. Er beweist sozusagen, dass sein Modell funktioniert. Vor diesem Hintergrund lesen sich alle wissenschaftlichen Arbeiten, die mit einem rationalen Entscheider und ggf. einem fixen Zinssatz argumentieren, nur noch mit einem faden Beigeschmack. Aber was sind das für Fragen, die sich mit diesem Modell beantworten lassen? Dazu zwei Beispiele.

  • Für mich ist es immer noch extrem verwunderlich, dass Inkubatoren/VCs/Unternehmen permanent die gleichen Modelle vorantreiben, obwohl das betriebswirtschaftlicher Unsinn ist. Kahneman kann das zum Teil mit dem Effekt der „Verfügbarkeitskaskade“ erklären. Wir glauben scheinbar eher an Dinge die wir oft sehen/hören/lesen. Erklärungsansätze die mit dem „rationalen Entscheider“ argumentieren würden nun Marktstatistiken nutzen, um das Verhalten zu erklären.
  • Warum treiben die eben genannten Unternehmen die Modelle voran, obwohl sie wissen, dass sie dem Effekt einer Verfügbarkeitskaskade unterliegen? Diese Frage ist noch viel spannender und Kahneman kann auch hier wieder mit ein paar spannenden Experimenten nachweisen, dass uns unser Gehirn permanent auf die falsche Fährte lockt, indem es sehr einfachen Anreizen folgt.

Aus der Sicht eines Entscheidungspsychologen sind wir also kaum in der Lage dazu die so wichtigen irrationalen, neuen und innovativen Themen voranzutreiben, die für viele Unternehmen überlebenswichtig wären. Gute Zeiten für gute Beratung.

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