Beim Kaffeeklatsch in Kiel mit Steffen von Kaffeeringe habe ich ein interessante Infos über das Wahlsystem in Deutschland erhalten. Bisher bin ich nur in der Wahlkabine damit in Berührung gekommen, aber nun weiß ich: Jeder Bürger kann/darf Bürgermeister werden.
Bürgermeister….. das klingt irgendwie wichtig. Das hat Aura. Das hat „Reichweite“. Menschen hören einem zu. Und da wird es doch für die vielen neuen Online Geschäftsmodelle interessant, die eher lokal orientiert sind und auf lokaler Ebene Partner brauchen. Dazu gehören z.B. diverse Portale (meinestadt….) oder Plattformen (kaufda, groupon…). Diese haben Interesse an „lokaler“ Reichweite, weil ihre Services entsprechend geclustert sind.
Die Kandidatur als Bürgermeister hätte in diesem Fall natürlich nicht Ziel tatsächlich gewählt zu werden, sondern von den diversen Reichweiten Aktionen + Gesprächsterminen zu profitieren:
- Kandidatenvorstellung im Rathaus
- Berichte in lokalen Zeitungen
- Diskussionen in lokalen Foren
- Gesteigerte Aufmerksamkeit für die eigenen Aktivitäten
- ….
Dem gegenüber stehen verhältnismäßig geringe Kosten. Eine Website + Text + Foto + Reisekosten für formale Termine und Interviews. Ich glaube es ist noch nicht mal notwendig eine Partei zu gründen = tolle Kostenersparnis. Auf der NRW Website finden sich dazu ein paar interessante Infos, die das Ziel haben mehr Bürgermeister Bewerber zu bekommen. Einen KPI Vergleich zu klassichen (Online-) Reichweitenkanälen schenke ich mir an dieser Stelle. Es ist ja schon jetzt klar ersichtlich, dass bei stark lokal geprägten Geschäftsmodellen die Kandidatur durchaus helfen kann. Wenn das Geschäftsmodell der Komune wirklich weiterhilft, dann ist es ggf. sogar moralisch legitim nur dafür zu kandidieren.
Wirklich lohnen wird sich das System wohl in kleinen bis mittleren Komunen in denen es nur 1-3 Bewerber gibt. Das sind in der Regel Städte bis 50.000 Einwohner. Eine Recherche über die letzten Wahlen in diesen kleinen Komunen zeigt, dass es durchaus schon vergleichbare Ansätze mit parteilosen Kandidaten gibt. Diese vermarkten aber lediglich sich selbst und kein Geschäftsmodell. So schlecht und profillos wie die meisten Wahlkämpfe geführt werden, sind die Wahlchancen bei einigen Komunen ggf. auch gar nicht so schlecht. Parteien mit Web 2.0 optimierten Websites (Foren, Umfragen, Abstimmungen, super Usability) sind nicht zu sehen, aber die Menschen suchen scheinbar danach.
Ok – es ist wirklich eine Schnapsidee. Aber sucht mal in eurer Stadt bzw. nächstkleineren Komune nach der letzten Bürgermeisterwahl und schaut euch mal die erreichten Reichweiten der Kandidaten in den Tageszeitungen & Co. an. Allein für den Aufbau von Backlinks könnte das interessant sein :-).