Im langersehnten Podcast mit dem Picnic Deutschland Gründer Frederic Maximilian Knaudt geht es um die Frage wie schnell und wo Picnic in Deutschland expandieren möchte und was im Detail hinter diesem Geschäftsmodell steckt in das zurzeit jeder große Investmentfund investieren will. Ich habe gelernt, dass Picnic nicht nur besser liefert als die meisten anderen Dienste, sondern dabei auch noch deutlich günstiger ist. Für mich schon jetzt DAS E-Commerce Modell 2018. Egal wo man bei Picnic hinschaut, es scheint alles sehr clever gelöst zu sein und die Zahlen geben ihnen recht. Redet man mit Picnic Kunden, oft Menschen die nie vorher online Lebensmittel bestellt haben, können die sich nun nichts anderes mehr vorstellen. Innerhalb von 2-3 Jahren vermag Picnic, in den angebundenen Orten, den Onlineanteil am LEH Konsum auf über 5% zu steigern. Das sind Werte, die bis vor kurzem noch unvorstellbar waren in diesem Zeitraum. Passend zum Podcast mit dem Deutschlandgeschäftsführer, ist gestern auch noch der Podcast mit dem holländischen Gründer live gegangen, der noch mehr Einblicke hinter die Kulissen gewährt. Am Ende des Beitrages findet ihr noch ein paar Impressionen aus einem Picnic Hub zur Beladung der eigenen Flotte.

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Und noch die Extra Ausgabe mit dem Gründer aus Holland. Alle WimLex Folgen gibt es natürlich auch per Soundcloud, iTunes und Spotify. Die Transkription findet ihr auf der Spryker Webseite.

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Lebensmittelhandel online mit Frederic Maximilian Knaudt, Gründer von Picnic Deutschland

Bislang wurde bei Kassenzone viel über Picnic geredet – etwa im Rundumschlag zum Thema Lebensmittelhandel mit Udo Kiesslich oder im Strategiegespräch mit Jochen Krisch. Nun geht es darum, endlich mal mit Picnic zu reden in der Form von Deutschland-Gründer des zügig expandierenden holländischen Lebensmittellieferdiensts Frederic Maximilian Knaudt. Der studierte BWLer und Absolvent der „Rocket Internet School“ wechselte 2012 mit vielen anderen zu Project A und gründete Kochzauber mit. Der Meal-Kit-Abo-Dienst wurde 2015 von Lidl übernommen und Frederic machte erstmal eine Pause von Food, bevor er einen Anruf von einer Freundin bekam, die einen Unternehmer aus Holland kannte, der gerade den deutschen Markt in Augenschein nahm…

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„Das sind noch kleine Brötchen, die wir da backen.“

4:15

Alex: Wie kam es dazu, dass du Picnic in Deutschland gegründet hast?

Frederic: Ich war nach Kochzauber eher der Ansicht, dass man in Deutschland von Online-Food lieber die Finger lassen sollte. Aber dann saß ich mit den Leuten von Picnic zusammen und habe das Model in Detail verstanden. Ich glaube, das ist der Weg, der genauso gut in Deutschland funktionieren kann, sprich: Über den Preis gehen und erst einmal nicht deutschlandweit, sondern an einzelnen Standorten eine hohe Penetration erzielen.

So haben wir uns dazu entschieden, das zu machen. Der Gründerteam hierzulande besteht aus drei Leuten, wobei eine ganze Menge mehr jetzt dazugekommen sind. Wir sind dann im Oktober letzten Jahres mit einem Piloten namens „Sprinter“ gestartet. Da war die Idee, bevor wir mit der Marke Picnic nach Deutschland kommen, erst einmal herauszufinden, ob der deutsche Markt wirklich so schwierig ist, wie alle das sagen. Zudem ging es darum, im Fall von einem anfänglichen Misserfolg die Marke vor Schäden zu bewahren.

Wir wollten feststellen: Wie tickt der Deutsche? Was braucht er für ein Sortiment? Wie ist es mit der Lieferung? Das haben wir über mehrere Wochen gemacht und Kundenfeedback geholt. Es fing an einem kleinen Städtchen Kaarst in der Nähe von Neuss: Dort haben wir einen nach dem anderen überzeugt, mitzumachen. Da gab es einmal die Woche eine Infoveranstaltung: Das war ganz old school. Am Ende kamen rund 100 Leute zu uns und wir haben das Konzept optimiert, bis rauskam, dass eigentlich Picnic dahintersteckt.

So nahm es seinen Lauf. Heute haben wir über 120 Mitarbeiter und haben gerade verkündet, dass wir nach Mönchengladbach gehen. Das wird unser zweiter Standort. Insgesamt stehen wir also noch ganz am Anfang.

(Alex stellt begeistert fest, dass Frederic als Rocket/Project-A-Ehemaliger aus technischer Sicht geradezu prädestiniert für Spryker war.)

7:30

Alex: Wir haben zwar im Podcast mit Udo eurer Geschäftsmodell rauf- unter runterdekliniert, haben aber mit jedem Podcast neue Zuhörer. Kannst du bitte für sie noch kurz darlegen, wo etwa der Unterschied zu einem REWE-Online liegt?

Frederic: Picnic kommt aus Holland. Die Gründer waren gar nicht aus dem Lebensmittelumfeld sondern hatten eine Software-Firma erfolgreich verkauft – Fredhopper. Sie haben sich aber den Markt angeschaut und ein Riesenpotential gesehen: In anderen Segmenten hatte die Verlagerung hin zu Online angefangen, nur im Food noch nicht.

Wie hat es damals Zalando mit Schuhen und Taschen gemacht? „Schrei vor Glück oder schick es zurück!“ Kostenlose Lieferung und Retoure – also ein tolles Sortiment mit besseren Service, als der Konsument ihn offline findet. Mit Food war es bislang zwar immer sehr bequem, aber man musste für die Lieferung zahlen und dann auch zwei Stunden zu Hause sein, weil man Lebensmittel schon entgegennehmen muss, wenn sie kommen.

Das waren die Nachteile, die wir bei Picnic nicht haben. Bei uns ist die Lieferung gratis und wir haben mit 25 Euro den niedrigsten Mindestbestellwert. So sind wir auch für den durchschnittlichen Single-Haushalt relevant. Was uns besonders macht: Wir haben unsere festen, sogenannten „Milchmann“-Touren, die wir fahren. Wir haben das Prinzip umgedreht: Der Kunde hat weniger Flexibilität, weiß dafür aber ganz genau, wann wir kommen.

Alex: Wenn ich mich jetzt in Mönchengladbach anmelde: Wie oft seid ihr denn in meiner Straße pro Woche?

Frederic: Wir kommen jeden Tag vorbei und gucken, dass wir das über die Wochentage so verteilen, dass man uns etwa am Montag um 15:00 aber am Dienstag um 21:00 nach der Arbeit bekommt. So passt das für jeden Kunden irgendwo mal. Die Familien haben das immer gerne um 16:00 oder 17:00, andere gerne später nach der Arbeit.

10:20

Alex: Es gibt ja keine Website, wo ich mir das Sortiment angucken kann. Ich war kurz davor, mich mit einer falschen Postleitzahl anzumelden, aber dann hätte ich die ganzen Geschenke nicht bekommen. So warte ich erstmal ab – aber du musst mir sagen, wie viele Produkte ihr in der Picnic-App anbietet.

Frederic: Angefangen haben wir mit rund 5.000 Produkten. Über die Zeit haben wir das aber deutlich nach oben gefahren und gehen jetzt so Richtung 10.000. Das Besondere bei uns: Wir starten schon mit der kompletten Breite. Es gibt also alles, was man so aus dem Supermarkt kennt. In der Tiefe warten wir allerdings ab, was sich der Kunde denn überhaupt so wünscht. Ein Beispiel, das wir gerne zur Verdeutlichung benutzen, ist Meersalz: Im normalen Supermarkt sieht man da bis zu 20 Produkten. Ob man den Unterschied schmeckt, wage ich übrigens zu bezweifeln…

Alex: Wie? Salz-Connaisseurs werden die Unterschiede ganz sicherlich wahrnehmen!

Frederic: Auf der anderen Seite hatten wir anfangs nur drei Kartoffelsorten und haben das mittlerweile auf 15 verschiedene Sorten ausgedehnt – und die Kunden kaufen die alle auch! Da fragen sich zwar Holländer, was bei den Deutschen da los ist, aber diese Vielfalt wünscht sich der Kunde hierzulande. Das ist ja auch das Schöne: Unser Sortiment wird von den Kunden mitentwickelt. Wir kriegen jede Woche über Tausend Produktanfragen und unser Einkauf nimmt sie gegebenenfalls mit auf.

(Alex überlegt kurz, jemanden in Mönchengladbach zu bestechen, damit sein Rindfleisch angefragt wird. Zurück zum Thema will er wissen, wie die Logistik von Picnic aufgestellt ist. Picnic habe ein 10.000-Quadratmeter-Kühllager in Viersen, antwortet Frederic, das als Fulfilment-Center mehrere Hubs beliefert, von wo aus die Ware verladen und an den Endkunden gebracht wird. Picnic arbeite mobile-only, so Frederic, weil das besser zum Einkaufsverhalten passe: Es falle dem Kunden eher vorm Kühlschrank oder unterwegs als am Computer auf, dass er Butter brauche. Die App ersetze die Einkaufsliste, was man daran sehe, dass jeder Bestellung durchschnittlich fünf verschiedene Sessions vorausgingen.

Der Kunde könne über die App bis 22:00 bestellen. Ware wie frisches Brot werde dann über Nacht erzeugt und zum Zentrallager gebracht. Dort würden die Bestellungen kommissioniert. Von dort aus gingen sie dann zu den Hubs und in den Elektrofahrzeuge, die exakt auf die Größe der Picnic-Packungen zugeschnitten seien. Dadurch, dass erst auf eine Bestellung hin eingekauft werde, sei das Lager am Ende des Tages leer, was weniger Kapazitäten binde.)

15:30

Alex: Wie ist es denn mit Retouren im Lebensmittelhandel? Wenn der Kunde doch keinen Bock auf Körnerbrot haben sollte, kann er es zurückschicken?

Frederic: Wir machen es so: Wenn der Kunde nicht zufrieden ist, kriegt er sein Geld zurück. Wir nehmen die Ware zurück, wenn es einen Sinn ergibt – was bei Lebensmitteln ja selten der Fall ist.

Alex: Meersalz kann man doch gut einlagern!

Frederic: Genau. Uns geht es im Allgemeinen darum, dass der Kunde zufrieden ist und das wir aus dem Feedback lernen. Wir wollen uns keine Gedanken darum machen müssen, ob der Kunde jetzt die 1,29€ für das Produkt nun zahlt oder nicht…

Alex: Vorsicht! In Deutschland fahren Leute quer durch die Stadt, weil die Butter 10 Cent günstiger bei ALDI zu haben ist.

Frederic: Kein Problem: Wir garantieren sowieso den günstigsten Preis. Wir vergleichen jede Woche die Standardpreise aller Anbieter – auch der Discounter – und gehen immer auf den niedrigsten Preis.

(Alex zeigt sich begeistert und erzählt aus seiner Zeit als REWE-Online-Kunde in Kiel: Da habe er mehr bezahlt und das mit Convenience gerechtfertigt gesehen. Den Preisvorteil müsste Picnic wohl klarer kommunizieren, sagt Frederic selbstkritisch. Enthusiastisch stimmt Alex zu und fragt, ab wann Picnic in Kiel beziehungsweise Gettorf verfügbar sein werde.)

18:00

Alex: Ihr habt für die Deutschland-Gesellschaft Edeka mit an Bord geholt. Ist diese Partnerschaft primär eine Frage von Sourcing?

Frederic: Richtig. Wenn man anfängt und noch kleine Umfänge dreht, freut man sich über einen Partner wie Edeka Rhein-Ruhr. Dort haben wir in der Menge und in der Qualität Zugang zu der Ware, die wir brauchen.

Alex: Ihr macht also eine Einkaufsgenossenschaft mit denen?

Frederic: Genau, wodurch unsere Interessen übereinstimmen. Den gleichen Ansatz fahren wir ja auch in Holland.

Alex: Ihr seid dabei, den zweiten Standort Mönchengladbach auszurollen. Bedeutet das, dass ihr ein zweites Zentrallager braucht?

Frederic: Noch nicht: Viersen, wo das Lager liegt, Mönchengladbach und Neuss sind ja alle recht dicht beieinander. Wir brauchen da lediglich einen neuen Hub. Bevor wir eine neue Stadt eröffnen, sehen wir zu, dass wir ein gewisses Kundeninteresse haben und bauen eine Warteliste auf. Das hat jetzt in Mönchengladbach gut funktioniert. Wir haben da rund 3.000 Leute, die sagen: „Sobald ihr öffnet, sind wir dabei!“ Verkündet haben wir das vor zwei Wochen und jetzt müssen wir den Hub fertigstellen, dann kann es losgehen. In der Zwischenzeit kriegen die Angemeldeten „Warte-Spaßprodukte“ – als erstes eine Prinzenrolle für jede Woche Wartezeit.

Alex: Dann kommt doch mal zum BarCamp Kiel und wir kriegen genug Leute zusammen!

Frederic: Gerne doch! Entscheidend ist die Gesamtzahl an Haushalten, die man beliefern kann. Unser Liefergebiet in Neuss umfasst rund 100.000 Haushalten, von denen wir rund 5.000 aktiv dabei haben. In Mönchengladbach sind es ebenfalls um die 100.000.

Alex: Könnte man sagen: „Wenn ihr 10.000 Haushalte in Neuss habt, habt ihr 10% Marktanteil?“ Oder kaufen eure Kunden noch stationär die Dinge ein, die sie bei euch nicht finden – das eine Meersalz zum Beispiel?

Frederic: Man muss eher im Sinne des „shared wallet“ sehen, wie viel der Haushalt im Jahr für Lebensmittel insgesamt ausgibt. Ich glaube, im Jahr sind das rund 4.000 Euro. Wir sind zwar noch ganz am Anfang, so dass es dafür zu früh ist. Wir sehen aber schon, dass die Leute wöchentlich bestellen – in den normalen Warenkorbgrößen.

Alex: Und sind das in Neuss eher Kunden gewesen, die vorher anderswo Lebensmittel online eingekauft haben?

Frederic: Nein, 95% Ersttäter! Sie bleiben bei uns dabei und sind zufrieden mit der Qualität. Wir kriegen ja jeden Morgen die Kundenbewertungen über Slack rein und das ist das erste, was sich das Team anguckt. „Freundlicher Fahrer, hat alles geklappt“ ist ein Standardsatz. So sehen wir, dass die Warenkorbgrößen langsam ansteigen: Gerade im Bereich frische Produkte fangen die Leute ja mit einer Tomate oder einer Gurke an, um zu testen, wie die Ware ist. Wenn sie merken, dass sie genauso gut oder sogar besser ist als im Supermarkt, geht es mit den Warenkorbgrößen nach oben…

(Alex munkelt, dass in Holland die Luft dünn werden könnte für stationäre Supermärkte. In Städten wie Ammersfoort oder Arnhem, wo Picnic seit etwas länger aktiv ist, bestätigt Frederic, betrage der Marktanteil bereits nach 12 Monaten rund 5% – „shared wallet“, wohlgemerkt.

Rhetorisch fragt Frederic, warum Food nicht perspektivisch wie Fashion einen Online-Anteil von 30% haben könne? Daraufhin geht es um deutsche Lebensmitteleinkaufsgewohnheiten im Allgemeinen – und von Alex und seiner Frau insbesondere.)

25:05

Alex: Wie macht ihr die lokale Vermarktung vorab, wenn ihr noch nicht eröffnet habt?

Frederic: Es gibt im Vorfeld natürlich immer ein gewisses PR-Echo. Das gab es schon beim Start in Neuss und wir haben dann überall in Deutschland die Download-Zahlen gesehen: NRW ist vorne sowie Berlin – vermutlich aus reinem Interesse an Start-ups – und ansonsten verteilt sich das so ungefähr wie man es von den Bevölkerungszahlen erwarten würde. Wir schauen uns an, wo es deutliches Interesse gibt: In Mönchengladbach war es ersichtlich. Dann gehen wir dahin und kündigen an, dass wir da starten. Dann gibt es eine gewisse Zeit für den Aufbau der List, damit wir bereits am Eröffnungstag genug Leute haben, die mitmachen. So haben wir vom Start weg bereits die kritische Masse, um eine gute Stoppdichte hinzubekommen.

Wie betreiben auch außerhalb des Netzes Öffentlichkeitsarbeit: Wir gehen zu Straßenfesten und Veranstaltungen, haben Hüpfburgen, die Kindergärten bei uns gratis ausleihen können, und sehen zu, dass wir in der Community so aktiv sind wie möglich. Am Wochenende ist das Neusser Schützenfest…

Alex: Ja, wer kennt es nicht?! (In Neuss.)

Frederic: Ist aber Riesengroß! Da helfen wir mit und unterstützen bei der Logistik. Das ist ein etwas anderer Ansatz, mit dem wir unterwegs sind.

Alex: Und euer Mindestbestellwert ist 25 Euro. In Deutschland ist im Supermarkt der Durchschnittsbon mit 15-20 Euro eher gering. Reizen die Leute die 25-Euro-Schwelle bei euch aus und liegen immer knapp darüber oder ändert sich deren Einkaufsverhalten mit der Zeit?

Frederic: Die 25-Euro-Schwelle ist aus psychologischen Gründen sehr niedrig angesetzt. Damit sagen wir: „Du kannst auch als Single bei uns problemlos jede Woche bestellen.“ Das ist ja das ganz natürliche Wocheneinkaufsverhalten, das wir sehen wollen. Dabei liegt der Single am unteren Ende, während die Familie für Richtung 100 Euro die Woche einkauft.

Alex: Samstags, habe ich gesehen, liefert ihr nicht aus. Dabei wäre das mein normaler Einkaufstag…

Frederic: Kommt.

Alex: Weil da bislang noch nicht genug Haushalte waren, die dann bestellt haben?

Frederic: Nein, das hat einen ganz praktischen Grund: Mitarbeiter.

Alex: Da schließt direkt meine nächste Frage an. Im allerersten Podcast, den ich mit Udo (damals von Allyouneedfresh) gemacht habe, sagte er, Mitarbeiter seien der größte Flaschenhals. Wie strukturschwach die Region um das Zentrallager auch sein möge, sei es schwierig, Leute für die einfachen Tätigkeiten zu finden.

Frederic: Man muss sich was einfallen lassen. Den „Shoppern“, wie wir die Lagermitarbeiter nennen, versuchen wir die Arbeit zu erleichtern: kostenlose Betriebskantine sowie Klassiker wie Kicker usw. bieten wir ihnen an. Die Arbeitsatmosphäre ist wohl sehr angenehm, was sich darin zeigt, dass wir von alleine wachsen. Die Mitarbeiter empfehlen uns ihren Freunden und Bekannten.

Alex: Das klingt alles so einfach bei euch – wie E-Commerce ca. 2002!

(An anderer von Udo im Podcast angesprochener Engpass: Lieferslots. Zustellung erst in vier Tagen wirke auf potenzielle Kunden witzlos. Mit mehr Kapazität könnten REWE & Co. online mehr Nachfrage bedienen. Wie es denn bei Picnic laufe, will Alex wissen. Selbst in Städten, in denen das Unternehmen schon aktiv ist, setze Picnic Neukunden auf eine Warteliste, so Frederic, bis Kapazitäten ausgebaut worden seien und sichergestellt werden könne, dass Kunden nicht länger als einen Tag warten müssten. Die Nachfrage und Frequenz pro Kunde im Schnitt könne man relativ zuverlässig hochrechnen.)

31:45

Alex: Ihr seid ja in Neuss und auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins liegt: Düsseldorf. Warum nicht die größere Stadt?

Frederic: Zum einen haben wir in kleineren Städten weniger Konkurrenz.

Alex: Ist das so? Ist die Discounter- und Supermarktdichte geringer in kleineren Städten?

Frederic: Nein, aber ich spreche eher von der Konkurrenz um Konsumentenaufmerksamkeit.

Alex: Du meinst also, es gibt keinen HelloFresh-Gutscheinverteiler am Bahnhof in Neuss?

Frederic: Genau. Zum anderen sprechen wir ja mit unseren Preisen eine breite Käuferschaft an. Startest du aber in Düsseldorf oder Hamburg oder Berlin, wird das Angebot sofort mit „teuer“ und „was für die Reichen und Schönen“ assoziiert. So gehen wir bewusst in kleinere Städte.

Alex: Sehr sympathisch, aber irgendwann müsst ihr auch in die größeren Städte. Ihr seid ja in Holland auch schon in Amsterdam, oder?

Frederic: Sind wir. Kommt alles noch.

Alex: Und ihr fragt eure Neukunden bestimmt, wo die vorher eingekauft haben. Kannibalisiert ihr denn eher Discounter wie Lidl & Co. oder Vollsortimenter wie Edeka und REWE?

Frederic: Was wir feststellen: Es gibt nicht diesen einen „REWE-Kunde“, sondern die meisten kaufen bei mehreren ein: Sie kaufen bestimmte Produkte hier und andere da. Wir haben also von jedem Discounter und klassischen Supermarkt was dabei.

(Alex zweifelt diese Aussage nur halb im Scherz an. Sage Frederic das nicht nur, weil es opportun ist, kein einzelnes Opfer bekannt zu geben? Kaufe Alex denn nur in einem einzelnen Supermarkt ein, fragt Frederic zurück. Es folgt ein erneuter Exkurs zu den Einkaufsgewohnheiten von der Familie Graf.)

35:40

Alex: Spannende Kassenzone-Frage: Wie hoch liegt der Food-Online-Anteil in Deutschland 2020? Jetzt sind wir ja bei 1,x.

Frederic: Deutschlandweit mag der sich vielleicht verdoppeln. Aber für uns ist ja entscheidend, wie es da aussieht, wo wir sind. Wenn wir uns die 150.000 Einwohner in Neuss anschauen und wir haben da 5000 aktive Kunden: 10% in Neuss 2020 wären verdammt gut.

Alex: Wie ist es denn mittlerweile in den Orten, wo Picnic angefangen hat? Ammersfoort usw.

Frederic: Nach zweieinhalb Jahren sind wir dort bei rund 10%.

Alex: Gut, da bleiben zwar 90% für die Stationären, aber gemessen am sehr langsamen Wachstum des Lebensmittelhandels insgesamt ist 10% total krass! Der Markt in Deutschland ist rund 200 Milliarden groß (je nachdem, was man so dazu rechnet – Getränke ja/nein usw.). 10% davon wären gar nicht schlecht…

Andere Frage: Könnt ihr was von anderen Märkten oder Anbietern lernen? Guckt ihr auf so ein AmazonFresh oder ein Ocado im UK zum Beispiel? Oder seid ihr das Business, auf das alle anderen gucken?

Frederic: Klar, man guckt sich zwar andere Unternehmen an. Aber wir haben, glaube ich, den richtigen Ansatz gewählt, uns von allem zu trennen, was man so kennt und sieht, und die Dinge von Grund auf neu zu denken. In Deutschland ist nichtdestotrotz der Blick auf so etwas wie Flaschenpost lohnenswert.

Alex: Oder Spryker-Kunde Durst.de?

Frederic: Auch interessant! Dann gibt es Ocado mit den automatisierten Lagern – was für uns auch Thema ist. Aber ansonsten konzentrieren wir uns eher auf unser Modell.

(Mit Verweis auf einen Podcast, den er in der Reihe digital kompakt mit Jochen Krisch und Udo Kiesslich zum Geschäftsmodell von Picnic aufgenommen hat, sagt Alex, er glaube nicht, dass Picnic von etablierten Händlern Konkurrenz fürchten müsse. Ihnen falle es zu schwer, neue Strukturen aufzubauen. Woher Frederic denn mit Wettbewerb rechne? Er weicht aus: Picnic wolle nächstes Jahr bei den Standorten Gas geben. Der Expansion setzten aber Personal- und Logistikaufbau Grenzen. Bei der Qualität dürfe man keine Kompromisse. So simpel es klinge: Unter anderem die Freundlichkeit der Fahrer sei wichtig.)

41:40

Alex: Ich fasse zusammen: Viel geiler kann es eigentlich gar nicht laufen für euch. Extrem beeindruckend von außen: Ihr kommt mir eurem Modell um Hunderte von Millionen an Investitionen und müssen nur noch Stadt für Stadt das ganze abgrasen. Wie sieht es denn von innen aus?

Frederic: Man muss folgende Perspektive bewahren: Das sind noch kleine Brötchen, die wir da backen. Wir sind noch ganz am Anfang!

(Alex versucht, Frederic nähere Infos zu Expansionsplänen zu entlocken, worauf er nicht eingeht. Man fokussiere sich gerade ausschließlich auf den nächsten Standort Mönchengladbach. Als Neugieriger könne man aber einen Radius um Viersen zeichnen! Alex liegt die Namen von niederrheinischen Städten laut: Frederic bewahrt derweil souverän die Ruhe und lenkt das Gespräch zum Ende hin wieder auf den Start in Mönchengladbach. Ganz zum Ende lädt Frederic interessierte, sich bei Picnic am Düsseldorfer Standort zu bewerben.)

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