The WinnerIdealo.de ist eine der wenigen großen Plattformen in Deutschland, die im Rennen um die GAFA Vorherrschaft mitreden kann. Einer der beliebtesten Artikel im letzten Jahr, war ein Gastbeitrag zum Thema Produktsuchmaschinen von Dennis Kallerhoff. Braucht man diese Plattformen in Zukunft noch, oder nicht? Sein Fazit damals:

Produktsuchmaschinen sind nicht tot. Die relevanten Player sind wirtschaftlich gesund und stehen nicht vor dem Kollaps. Das Modell hat seine Herausforderungen, aber die Intermediäre haben es mit Tech-Kompetenz und relevanten Nutzerdaten selber in der Hand, in einer Plattform-Ökonomie eine weiterhin relevante Rolle zu spielen. Strategien dafür sehe ich auf jeden Fall. Und diese Produktsuchmaschinen werden auch noch in fünf Jahren ein sehr relevantes Geschäft machen. Darauf würde ich einen Kasten Bier wetten – natürlich nur Ratsherrn.

Genau zu dieser Frage konnte ich nun Jörn Rehse von idealo.de im Podcast befragen und er hatte einige spannende Antworten.

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Online-Intermediäre mit Jörn Rehse, Geschäftsführer von Idealo.de

Jörn Rehse ist in der Geschäftsführung von Idealo.de für das Angebot durch Händler und den Umgang mit Partnern verantwortlich. Er ist ebenfalls für Teile des Online-Produkts wie Check-out und  Direktkauf zuständig. Hier steht er Alex Rede und Antwort zu einem Modell, dem dieser mit anfänglichem Skepsis begegnet…

 „Die Landkarte der Touchpoints in der Customer-Journey ist extrem fragmentiert“    

3:00

Alex: Die meisten Hörer kennen Idealo entweder aus Händler-Sicht oder aus der Kundenperspektive, weil das Portal oft eine entscheidende Stelle in der Customer-Journey besetzt. Kannst du uns zunächst mal etwas zu der Geschichte von Idealo erzählen? Wie ist es entstanden? Was ist in den letzten Jahren passiert? Wo steht ihr heute?

Jörn: Idealo wird dieses Jahr 18. Ich kenne die ganz frühe Geschichte nur vom Hörensagen, weil ich erst seit 5 Jahren dabei bin. Es wurde in einer Zeit gegründet, als es sehr viele Preisvergleichsmaschinen gab und ist mit einer sehr guten SEO/Content-Strategie sowie einem strukturierten Produkt-Katalog sehr stark gewachsen, um sich am Ende eine herausragende Stellung im deutschen E-Commerce-Traffic erarbeiten. Auf Händler-Seite ist es ein echter Markenname. Idealo hat sich dann internationalisiert und die Reise- und Flugsparte aufgebaut. Zudem wurde vor drei Jahren der Direktkauf gestartet mit Checkout auf Idealo selbst.

Alex: In wie vielen Ländern seid ihr unterwegs und läuft alles unter der Marke Idealo?

Jörn: Wir sind in 10 Ländern vertreten: Alles sind Idealo. Wir haben sonst einige kleinere White-Label-Seiten, aber die Haupt-Brand ist Idealo.

Alex: Euer Geschäftsmodell, so wie ich es verstehe, geht so: Ihr zieht durch gut strukturierten Content Traffic an (was früher stark SEA-SEO-unterstützt war) und veredelt den Kunden dadurch, dass ihr ihn zum gewünschten Produkt führt. Über einen Click-out-Modell zahlen Händler dann 50 Cent oder einen Euro pro Klick, weil sie stark interessierte Kunden vermittelt bekommen. Ist das weiterhin der Kern des Geschäftsmodells?

Jörn: Das, was du beschreibst, ist ein klassischer „Traffic-Durchlauferhitzer“. Seit einiger Zeit aber gibt es eine Bewegung hin dazu, dass man dem Kunden immer höherwertigere Dienste anbieten muss: Besseren Content, bessere Such- und Filtermöglichkeiten, Beratung. An diesen Produktentwicklungsarbeiten sind wir seit mehreren Jahren dran. Wir wollen zu einem wertigen Tool in der Customer-Journey werden.

6:10

Alex: im ersten Kapitel des E-Commerce-Buchs gehen wir auf die Entwicklungen in der Geschichte des Online-Handels aus der Sicht verschiedener Geschäftsmodelle ein. Klassischen Intermediären haben wir dabei keine so große Erfolgswahrscheinlichkeit nach vorne raus vorhergesagt. Denn es herrscht in vielen Märkten nun ein klassisches Oligopol: In Deutschland sprechen wir hier vor allem von Amazon sowie – im Bereich Fashion – Zalando, Otto und vielleicht AboutYou. Die Kunden sind schon vom Anfang an auf diesen Plattformen unterwegs und es wird zunehmend schwierig, sie mit strukturierten Inhalten heranzuziehen. So war für uns 2014-2015, als wir schrieben, klar: Deswegen geht der „Durchlauferhitzer“ aus dem Markt. Deckt sich das mit euren Beobachtungen? Gibt es tatsächlich weniger Kunden, die so eine Produktvergleichmaschine in ihrer Customer-Journey haben?

Jörn: Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Eine Händlerkonsolidierung am Markt beobachten wir nicht. Man sieht zwar, dass die ganz Großen stärker wachsen als der Durchschnitt. Aber der Markt insgesamt wächst immer noch und damit die Zahl der Händler und deren Umsatz. Die Konsolidierung wird immer wieder vorausgesagt. Gesehen haben wir sie noch nicht. Und von einer Situation, in denen die großen Händler die Kunden in ihren Versorgungsblasen gefangen halten, sind wir meilenweit entfernt. Im Gegenteil: Die Buying-Journeys werden viel komplexer. Ein durchschnittlicher Verbraucher hat heutzutage Hunderte Journeys im Jahr, die zum Teil über diverse Touchpoints laufen. Selbst jemand, von dem man sagen würde, dass er ein totaler Amazon-Kunde ist, durchläuft nicht alle seiner Journeys – und längst nicht alle Touchpoints – ausschließlich auf Amazon. Da ergeben sich sehr viele Punkte, an denen beratende Tools und andere Händler eine Rolle spielen können.

Ich glaube übrigens nicht an den Begriff „Intermediär“, weil er ein sehr kurzes, zielgerichtetes, weiterleitendes Bild voraussetzt. Ich sage viel eher, dass es unterschiedliche Rollen in der Buying-Journey gibt: Google hat eine, Amazon hat natürlich auch eine – beziehungsweise verschiedene Rollen, denn ich gehe zu Amazon nicht nur, um zu kaufen, sondern auch, um Bewertungen zu lesen. Aber dann gehe ich möglicherweise woanders hin. So ist die Landkarte der Touchpoints in der Customer-Journey extrem fragmentiert. Vielleicht sind die Farbflecken von Amazon etwas größer, aber ein Mangel an Möglichkeiten für Preisvergleiche gibt es keineswegs.

9:40

Alex: Und trotzdem passt ihr euer Geschäftsmodell an beziehungsweise verändert euer Produkt?

Jörn: Das ist letztendlich die Frage: Wie wollen wir wachsen? „Durchlauferhitzer-Modell“, das klingt so abfällig, aber das ist eigentlich schon eine coole Sache. Aber wenn man schon alle große Händler und viel Reichweite hat, wo kommt denn das Wachstum her? Antwort: Wir haben noch keinen Touchpoint in sämtlichen Buying-Journeys von alldenjenigen, die schon bei Idealo waren. So wollen wir öfter wahrgenommen werden. Da geht es um die Produktnützlichkeit und die Rolle, die wir für die Leute einnehmen können.

Alex: Deswegen gibt es also Direktkauf, um den Abschluss direkt bei Idealo.de zu triggern…

Jörn: Das ist ein Aspekt, aber Idealo hat lange Zeit sehr viele Sachen nicht gemacht, die eigentlich naheliegend waren: Gute Tools wie ein vernünftiger Merkzettel oder zuverlässige Benachrichtigungen fehlten.

(An dieser Stelle möchte Alex konkrete Beispiele haben, wie er als Kunde diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen würde. So geht es etwa um Preisbenachrichtigungen, die so eingestellt werden können, dass der Kunde beispielsweise erfährt, wenn irgendwo ein gewisses Produkt unterhalb einer gewissen Preisschwelle irgendwo eingestellt wird. Auch Produktalternativen zu geringeren Budgets sind ein neuer Bereich, der entwickelt werde. Dank einer Fachredaktion mit 170 habe Idealo als Alleinstellungsmerkmal viele spezifische Inhalte und ausgewiesenes Produktwissen: Testberichte, Empfehlungen, Zusatztexte, usw.)

13:10

Alex: Warum sollte ich als Kunde morgen Idealo aufzusuchen, anstatt direkt zum Amazon-Check-out zu gehen?

Jörn: Weil es sich über die Zeit hinweg einfach lohnt. Es gibt viele Leute, die eine informierte Kaufentscheidung treffen wollen: Dazu gehört, dass der Preis vernünftig ist – und es gibt keine andere Möglichkeit, so schnell eine Übersicht zu bekommen, was man eigentlich so für einen Preis erwarten darf, als zu Idealo zu gehen. Ob ich den günstigsten Preis dann nehme, oder einem anderen Händler den Zuschlag gebe, weil ich da etwa eine bessere Lieferzeit bekomme, sei dahingestellt. Unser primärer USP ist, dass wir eine sichtbar objektive, nach Preis (und sonst nichts) sortierten Übersicht anbieten. Die kann sich der normale Kunde selber so nicht erarbeiten.

Alex: Wie wichtig ist der Direktkauf mittlerweile geworden?

Jörn: Er stellt kein wirtschaftliches Standbein für uns dar, soll er aber auch nicht. In seiner Rolle ist er sehr wichtig. Diese besteht darin, Idealo als Tool besser zu machen. Denn es gibt Situationen, in denen die Kaufbereitschaft zwar äußerst ausgeprägt ist, aber andere Faktoren dagegensprechen: Beispielswiese entdecke ich ein Produkt bei einem mir neuen Händler, aber ich bin gerade am Handy und plötzlich geht Convenience vor. An der Stelle blieben früher teilweise Käufe liegen: Es hätte einen Klick zum Shop gegeben, der dann nicht konvertiert hätte.

Alex: Weil hier die Shops nicht mobil optimiert waren? Oder generell im UX schlechter?

Jörn: Das ist ein Extrembeispiel. Was wir sehen: Das Internet ist Mainstream geworden. In der Masse der User finden sich nun genug Leute, für die das Wechseln einer Seite zu einem neuen Online-Shop, in dem sie nie waren, eine gewisse Hürde bedeutet. Es gibt ein immer größer werdendes Segment, dass eher danach entscheidet, wie bequem der Kaufvorgang sein wird, als nach dem Preis. Gerade in diesem Segment können wir mit dem Direktkauf Conversions schaffen, die wir vorher nicht so hinbekommen hätten. Aus Gesamtumsatzperspektive – also das, was wir intern mit Direktkauf umsetzen und unser Außenumsatz…

Alex: Wie hoch ist der?

Jörn: Können wir nur schätzen; möchte ich nichts zu sagen. Jedenfalls gelingt es uns mit einer Beimischung von Direktkäufen unseren Gesamtumsatz deutlich zu erhöhen, weil wir ein gewisses Segment viel besser abfrühstücken. So ist es im Vergleich zum Außenumsatz eine geringe Menge, aber für die Shops doch schon nennenswert.

17:50

(Daraufhin möchte Alex wissen, wo der Traffic für Idealo.de heutzutage herkommt – und ob Google noch allentscheidend ist. Google sei immer noch wichtig, antwortet Jörn, aber Direkt- und App-Traffic sei deutlich gewachsen. Die Marke sei unter anderem durch Fernsehwerbung nach vorne gebracht worden.)

20:30

Alex: Wenn ihr denn als Marke wahrgenommen werdet und Kundenvertrauen genießt, ist das denn nicht ein Grund, über Voice-Applikationen oder sogar eigene Geräte nachzudenken?

Jörn: Als ehemaliger Techie hänge ich solchen Fantasien gerne nach, aber ich glaube, das ist Quatsch. Unsere Positionierung ist über den Inhalt und die objektive Preissortierung. Daher müssen wir eher gucken, in welche Clients, Devices und Ökosysteme wir uns reinbringen können. Sollten wir also zur Überzeugung gelangen, dass sich Leute durch Alexa über Preise informieren, müssten wir versuchen da reinzukommen – nicht selber die nächste Alexa zu bauen.

So sind unsere Apps – im Gegensatz zu vielen Shop-Apps – strategisch. Für einzelne Shops ist es sehr schwer, App-Reichweite zu bekommen. Wir haben aber sehr viel Traffic und erlauben damit Händler, Nutzer in der Native-Umgebung auf ihren Geräte zu erreichen. Bekommen wir mit, dass ein Kanal oder Gerät eine Rolle in der Customer-Journey einnimmt – oder kurz davor ist, dies zu tun – reagieren wir.

Was ich übrigens persönlich glaube: Die Devices, die in den kommenden Jahren entscheidend sein werden, werden immer offen sein. Dass jemand im großen Stil ein Gerät im Markt positioniert, auf dem nur er selber stattfindet – glaube ich immer noch nicht dran, dass das passieren wird.

23:00

(Alex sagt, bei Google herrsche schon eine gerätemäßig offene Denke: Bei Apple und Amazon sehe das aber anders aus. Jörn ist anderer Meinung: Apple sei nur technologisch verschlossen. Jeder Händler dürfe aber in den App-Store.)

24:20

Alex: Im Bereich Conversions variiert es bei E-Commerce-Anbieter je nach Sortiment, aber viele schaffen es nicht über 1%. Bei guten Modeanbieter gelten 2% oder 3% als stark. Wenn bei euch ein Kunde auf der Seite ist: Wie wahrscheinlich ist es, dass er irgendwo draufklickt (was wir in eurem Fall als eine Art Kaufabschluss und somit als „Konversion“ verbuchen können)?

Jörn: Die meisten Sessions haben schon einen Klick zufolge.

Alex: Ihr müsst euch also nicht mit 4% zufrieden geben.

Jörn: Keineswegs. Natürlich rechnen wir anders: Gibt es doch viele Sessions, die mehrere Klicks generieren. Oder wir rechnen die Verweildauer zusammen: Wie lange dauert dann eigentlich eine Recherche? In manchen Kategorien besteht fast jede Recherche aus mehreren Sessions und dann zum Teil mehrere Klicks.

Alex: Wie sieht es denn mit Kundentreue aus? Optimiert ihr wiederkehrenden Traffic oder seht ihr euch eher um, wo neue Kunden demnächst herkommen (Instagram oder andere neuere Kanäle)? Beziehungsweise so formuliert: Wie viele Jahre hat ein Nutzer Idealo in seinem relevant set?

Jörn: Das ist eine gute Frage! Das wissen wir nicht. Wir erreichen sehr viele Leute und bleiben im relevant set, aber die Frage ist, wie man das definiert: Wenn wir über so etwas wie Customer-Lifetime-Value nachdenken, wie lange ist denn der Zeitraum? Und ich bin der Meinung, das viel länger als ein Jahr zu verfolgen, bringt uns keine wirklichen Erkenntnisse. Interessant ist eine Zeitspanne von 10-12 Monaten für Idealo-Kunden: Danach müssen wir uns immer wieder neu erfinden und das Verhältnis neu bewerten.

27:15

(Alex erinnert sich an die Zeit von der Dominanz von Amazon. Idealo hatte er nicht auf dem Schirm: Es war eher Günstiger.de. Aber irgendwann blieb er bei Otto, eBay und Amazon hängen – wobei sein Arbeitsverhältnis mit Otto und der damit einhergehende Mitarbeiterrabatt Ersteres begünstigt haben mögen! Neuerdings sei er immer öfter auf Wish unterwegs, weil die Preisvorteile so extrem seien. Habe Idealo nicht auch die Möglichkeit, täglich die krassesten Deals zu präsentieren? Mit so etwas experimentiere Idealo schon, antwortet Jörn. Es hänge aber eher von Händlern ab: Sie bekämen für Shock-Preise Reichweite bei Idealo, wenn sie diese denn anböten. Priorität habe dieses Segment bei Idealo aber nicht. Bei Standard-Customer-Journeys gebe es immer noch sehr viele Möglichkeiten.)

31:45

Alex: Es wird immer wieder im E-Commerce diskutiert: Welche Kategorien sind jetzt fällig für den Online-Handel? Ihr seid vermutlich mit Consumer-Electronics groß geworden: Klare Attribute, einfach zu beschreiben. Gibt es jetzt Kategorien, die in den letzten Jahren gewachsen sind?

Jörn: Fashion ist viel größer geworden. Es wird immer unterschätzt, wie erfolgreich wir im Bereich Mode sind. Fashion ist unsere viertgrößte Kategorie und damit bedeutender als Computer & Hardware. Die Größten dabei sind Elektroartikel, Home & Garden, sowie Sports & Outdoor. Wo wir im Fashion sehr erfolgreich sind, ist bei klar identifizierbarer Markenmode: Sneaker, Outdoorjacken usw. Bei Fashion denken viele an auf Inspiration konzipierte Shops. Dafür sind wir ja nicht gestylt. Aber wenn man weiß, was man haben will, sind wir für Mode genial!

Alex: Sind denn eher inspirativ konzipierte Anbieter wie Zalando oder AboutYou auch günstig? Oder gibt es da irgendwelche Kleinhöker, die sehr viel billiger sind?

Jörn: Zwar kann es sich auf dem Segment keiner leisten, wirklich schlechte Preise zu haben. Aber bei Turnschuhen etwa kann man richtig Geld sparen.

(Auch Wellness und Kosmetik nehme zu, weil auch hier gewisse Marken und bestimmte Produkte gesucht werden, führt Jörn weiter aus.)

35:30

Alex: Ihr hattet bislang ein relativ anonymes Modell. Wenn ihr jetzt sagt, ihr wollt die Händler stärker flankieren, würde ich sofort über CRM-Maßnahmen nachdenken. Zum Beispiel würde ich der Frau, die immer eine teure Gesichtscreme über Idealo kauft, anschreiben wollen: „Guck mal, diese Marke ist gerade da im Angebot!“ Dürft ihr das?

Jörn: Da wir uns als Freund des Konsumenten im Online-Handel sehen, sind wir entsprechend streng mit dem, was wir machen. Aber wir gucken schon, wo und wie wir Kunden gezielt ansprechen können – und wie man hier Händler in dieser Ansprache vorkommen lassen kann. Dabei wollen wir immer neutral bleiben und nicht ein einzelnen Händler in den Vordergrund stellen. Wenn es aber einen wirklichen Anlass gibt, kann man Leute schon ansprechen. So haben wir in den letzten anderthalb Jahre B2B-CRM Kapazitäten aufgebaut: Das wird sehr stark wachsen.

Alex: So müsst ihr mehr E-Mail-Adressen oder vielleicht sogar Telefonnummern für WhatsApp & Co. einsammeln?

Jörn: Ja, wir brauchen mehr vollautorisierte Kontaktdaten. Push-Kampagnen laufen bei uns sehr gut, weil es sich hier um eine exklusive Nutzerschaft handelt, die man als Händler sonst nicht so einfach erreichen kann.

38:00

(Alex fragt, ob nach Einmal-Suchobjekte wie Hotelübernachtungen und Flüge nicht auch Dauerschuldverhältnisse mit Stromanbietern oder Kreditinstituten über Idealo verglichen werden könnten. Schließlich seien Suchmechanismus und die hohen Anforderungen bezüglich Datenbestand ähnlich. Strom und Gas gab es bis vor paar Jahren, erwidert Jörn, aber die Firma habe sich eben entschieden, stärker auf den Kernbereich Online-Handel zu fokussieren. Dank dieser Verschlankung habe Idealo echte Fortschritte in der Entwicklungsgeschwindigkeit hingelegt.

Danach liefern sich Alex und Jörn einer bekannten betriebswirtschaftlichen Grundsatzdebatte: Alex befürwortet die Diversifizierung – die Suche nach neuen Erlösquellen; Jörn ist der Meinung, Konzentration aufs Kerngeschäft bringe mehr.)

41:50

Alex: Wo geht denn aus deiner Sicht die Reise hin? Optimierung des Kerngeschäfts würde bedeuten: Händler verstärkt ansprechen und ihre Bedürfnisse besser verstehen – vielleicht so etwas wie Single-Sign-On entwickeln…

Jörn: Das finde ich zum Beispiel interessant.

Alex: Aber wollen das auch die Händler? Ich stelle mir das so vor, dass so ein mittelgroßer Händler eher die Frage stellt, wie er mehr Traffic von euch bekommen kann! Dann sagt ihr: „Mach gute Preise!“

Jörn: Nein, dann sagen wir, dass wir mehr Möglichkeiten schaffen wollen, wie der Händler mehr Traffic bekommen kann, ohne niedrigere Preise anbieten zu müssen. Natürlich ist es wichtig, vernünftige Preise zu machen, aber wir wollen keine Anbieter für den absoluten Preiskampf sein. Damit würden wir uns auf die Dauer selber schaden. So wollen wir es Händlern erlauben, andere für uns nachvollziehbare Kriterien ins Spiel zu bringen. Wenn wir zum Beispiel wissen, dass ein Händler die anvisierte Lieferzeit tatsächlich auch zu 99% einhält, dann könnten wir das auch größer und prominenter zeigen. So haben wir schon so eine Art „Idealo Lieferzeit geprüft!“-Siegel, das spielt aber noch nicht so eine große Rolle. Aber das wird wichtiger: „Dieser Händler, der vielleicht zwei Euro mehr kostet, bietet die und die Vorteile an, von denen Idealo weiß, dass sie stimmen.“

Alex: Gibt es denn für Händler so ein „Idealo Analytics“-Portal, anhand welches ich sehen kann, wie ich im Vergleich zum Wettbewerb ranke?

Jörn: Mit Idealo Business kann man sich selber sowie in abgeschwächter, anonymisierter Form seine Wettbewerber in der Kategorie sehen kann. Das wird auch sehr stark genutzt. Dabei geht es uns darum, wie die Händler mit diesen Daten arbeiten können. Wir sind nicht Amazon oder eBay, die den Händlern vorschreiben, wie das Tooling auszusehen hat. Sondern wir versuchen darauf einzugehen, mit welchen Prozessen die Händler arbeiten. So gibt es beispielsweise Händler, die sich ihre Daten nicht im Portal angucken, sondern als Feed.

Alex: Welche coolen Dinge können wir von Idealo 2018 noch erwarten?

Jörn: Wir werden mit Sicherheit die Produktfeatures, die wir angefangen haben, perfektionieren. Das heißt: Eine noch größere Abdeckung im Direktkauf; noch bessere Convenience; tiefere Ausschöpfung der bestehenden Reichweite im CRM-Bereich mit smarten Triggern.

46:05

(Jetzt möchte Alex wissen, ob unerwartete – teils überraschende – Wünsche von Händlern und Kunden zu Fortschritten führen können. Von verschiedenen Händlern zu lernen sei in der Tat wahnsinnig interessant, antwortet Jörn. Dabei seien die Wünsche meistens sehr individuell. Ein gemeinsamer Nenner dabei: Preiswettbewerb gerne, aber keine ruinöse Preisschlachten!

Eine letzte Frage von Alex: Gibt es Händler, die einen hohen zweistelligen Anteil ihres Traffics von Idealo bekommen? Ja, die gebe es, so Jörn. Der Normalfall sei das keineswegs, aber es sei nicht ungewöhnlich. Abschließend betont Jörn, dass viele Händler noch nicht alle Möglichkeiten von Idealo ausschöpfen. Idealo habe ja ein ansprechbares Partner-Team und freue sich über direkten Kontakt. Die Account-Manager statteten auch gerne Hausbesuche ab! Alex‘ Wort zum Schluss: Idealo sei das perfekte Gegenbeispiel zur in Kapitel 1 des E-Commerce-Buchs aufgestellten These, Intermediäre hätten ausgedient.)

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