Wenn man die Apotheker Lobby in Deutschland dazu befragt, ist die Antwort klar. Zurzeit läuft unter dem Label „Einfach unverzichtbar“ eine Kampagne der stationären Apotheken, um die immer wieder aufkommen Diskussion zum  den Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten im eigenen Sinne beeinflussen zu können. In der Kampagne wird u.a. damit geworben, dass stationäre Apotheken auch oft einen Lieferdienst haben (mit Elektroautos), und doch deshalb niemand online bestellen braucht. Ein schönes Eigentor, dass verdeutlicht, warum in Deutschland gerade 5-10% aller stationären Apotheken pro Jahr aus dem Markt ausscheiden. Auch ganz ohne Onlinehandel, geht es vielen Apotheken wirtschaftlich nicht gut und in diesem Umfeld wäre die blanko Freigabe von Rx Produkten für den Versandhandel sicherlich ein Art aktive Sterbehilfe für stationäre Apotheker. Das hat zwar alles nichts mit den Interessen des Kunden zu tun, aber es bleibt trotzdem nur eine Frage der Zeit bis dieser Markt im Sinne der Kunden reguliert wird – unabhängig von lokalen Apothekerinteressen.

Dieses Thema hatte ich 2015 bereits mit dem Aponeo.de Gründer im Rahmen eines Podcasts diskutiert, der als Versandapotheker eine recht pragmatische Sicht auf den Markt hat, aber auch damals schon feststellen musste, dass es für das Modell der Versandapotheken nur wenige erfolgreiche Vertreter in Deutschland geben wird in den nächsten Jahren. Der Markt befindet sich in einer Art permanenten Warteposition und so richtig voran geht es scheinbar für niemanden.

Fest steht: Solange die Regularien für Rx-Produkte gelten, dürfte der relevante Markt für Online-Apotheken weiterhin das (vergleichsweise kleine) OTC-Segment bleiben. Wenn man den Zahlen von IMS glauben kann, dann entfielen 2013 rund 75% der Versandumsätze auf den OTC-Bereich. Wenn die Regularien im Sinne der E-Commerce Konzepte fallen (Stichwort: Elektronisches Rezept) dürfte aber eine massive Verschiebung einsetzen, weil E-Commerce Konzepte bei rein transaktionalen Kaufprozessen (gleiche Güter, mehrfach gekauft, Produkbindung….) deutlich im Vorteil ist. Warum sollte ein Konsument dann noch zum Apotheker gehen?

In dieser Woche fand passend zur Diskussion der Kongress der Versandapotheken in Berlin statt, auf dem ich auch etwas beitragen durfte. Vielen Dank an den BVDVA an dieser Stelle! Die Situation ist ziemlich schräg aus meiner Sicht. Die stationäre Lobby versucht, dass die Versandapotheker möglichst klein gehalten werden, obwohl die Vertreter beider Seiten wissen (und offen sagen), dass die Tage der stationären Apotheke wohl gezählt sind. Zusammen schauen dann beide Seiten auf die potentielle Konkurrenz von Amazon und müsssen versuchen in diesem Umfeld relevant zu bleiben. Durch diese permanenten Störversuche diverser Lobbys passiert in diesem Markt vergleichsweise wenig – bis Amazon dann mal wirklich mit einer relevanten Lösung auftaucht. Eine tolle Zeit für Unternehmen mit Mut und Ideen. Wir haben den Kongress als Anlass genommen die Optionen des Marktes zu sortieren und die Marktführer zu befragen worauf sie in Zukunft setzen. Dabei geholfen hat uns Oliver Bittner, der eine auf sehr spannende Stationen in dieser Branche zurückblicken kann. Hier geht es zum Download des Papers.

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