Notebooksbilliger.deAuf das Interview mit dem Notebooksbilliger.de Gründer Arnd von Wedemeyer habe ich mich schon lange vorab gefreut. Notebooksbilliger.de ist eine der Webseiten die mich bereits seit meinem Einstieg in die Welt des Onlinehandels begleitet, und über die Jahre habe ich das ein oder andere Notebook dort bestellt. Im Kassenzone Whatapp Kanal gingen vor dem Interview dutzende Fragen ein, die Arnd alle sehr geduldig beantwortet hat. Die meisten Fragesteller waren natürlich an der Konstellation Amazon vs. Notebooksbilliger.de interessiert und hier muss man anerkennen, dass Notebooksbilliger.de sein Segment dominiert und Amazon mittlerweile erhebliche Probleme hat Sortimente sinnvoll darzustellen, die sehr aktuell gehalten werden müssen und hoch konfigurativ sind. („Amazons Limit„). Aber auch sonst war das Gespräch sehr unterhaltsam und aufschlussreich.

Mit 880 Mio. Euro Bruttoumsatz gehört Notebooksbilliger zu den Top 10 „Shops“ in Deutschland und sieht für sich noch großes Potential. Die stationären Geschäfte rechnen sich für Notebooksbilliger ebenfalls, allerdings werden diese auch in Zukunft eine Ausnahme bleiben. Das und viel mehr gibt es in diesem Interview. Viel Spass dabei.

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Arnd von Wedemeyer ist CEO bei der notebooksbilliger.de AG in Sarstedt bei Hannover.

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„Wir entziehen sogar Amazon Wachstum“

2:35

Alex: Kannst du mal etwas zu notebooksbilliger.de erzählen?

Arnd: Ich habe mich 1989 mit 17 selbständig gemacht und damals Software programmiert und Rechner konfiguriert. Irgendwann bin ich zufällig auf das Thema „Notebooks online verkaufen“ gestoßen. Das war zwischen 2000 und 2002. Und da haben wir gemerkt, dass das sehr gut funktioniert. Wir hatten schon ein komplettes IT-Sortiment und haben die Kunden zu verschiedenen Themen beraten, unter anderem darüber, ob sie im Internet kaufen sollten. Dann haben wir geprüft, ob Notebooks kaufen im Internet wirklich angenommen wird, und haben Sony-Notebooks eingestellt.

(Arnd erzählt, dass der Stammsitz von notebooksbillger.de jetzt im Süden Hannovers, in Sarstedt im Landkreis Hildesheim, liegt und die Logistik in Laatzen ansässig ist. Da Hannover in Deutschland sehr zentral liegt, können Bestellungen über Nacht oder sogar am selben Tag ausgeliefert werden.)

Alex: Ich habe gelesen, dass ihr 600 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erzielt.

Arnd: Letztes Jahr haben wir brutto 880 Millionen Euro Umsatz erreicht und schaffen dieses oder nächstes Jahr hoffentlich eine Milliarde.

(Alex erklärt, dass er jetzt Fragen stellt, die ihn über den Kassenzone-WhatsApp-Kanal erreicht haben.)

5:25

Alex: Was hat sich in dem Markt Consumer Electronics in den letzten fünf bis zehn Jahren verändert?

Arnd: Wir kommen aus einem Segment, in dem die Kunden nur online gekauft haben, wenn es deutlich billiger war. Das war der Ansatz Anfang der 2000er. Mittlerweile ist Convenience weitaus relevanter. Am wichtigsten ist aber die Frage, wo der Nutzen für den Käufer oder Informationssuchenden liegt.

Wir verkaufen Produkte, die für den Kunden eine Investition sind. Was bei uns nicht gut funktioniert, sind Produkte für 20 Euro. Das ist eher etwas für eine Pull-Maschine wie Amazon, bei der ich weiß, was ich suche. Das Ganze ist komfortabel: Ich vertraue der Plattform und habe mein Kundenkonto. Wir hingegen sind gut darin, Produkte zu verkaufen, die erklärungsbedürftig sind und bei denen sich der Kunde zum Zeitpunkt der Grundentscheidung, dass er etwas kaufen will, noch nicht sicher ist, was er möchte. Da kommen wir als Spezialist zum Tragen. Natürlich darf das nicht dazu führen, dass wir teurer sind, aber das ist auch nicht so. Und wir überzeugen durch das Sortiment. Wir haben ungefähr doppelt so viele Notebooks auf Lager wie unser größter Wettbewerber.

(Arnd erklärt, dass im Kernsortiment Notebooks und PCs viele Kunden nicht über Preissuchmaschinen gehen, sondern direkt bei notebooksbilliger.de mit der Suche einsteigen. Daher ist Amazon bei den niedrigpreisigen Artikeln zwar dominant, aber in den Nischensortimenten macht ein Spezialist mehr Sinn. Alex vermutet, dass daher weniger der Preisangebots-Verfügbarkeits-Wettbewerb eine Rolle spielt, als vielmehr der Druck, für das eigene Sortiment den besten Preis und die beste Verfügbarkeit zu bieten.)

Arnd: Unser Sortiment definiert ja den Markt. Wir haben im Notebookbereich einen Marktanteil, der so groß ist, dass wir uns Produkte von den Herstellern wünschen können. Und die sind dann garantiert einzigartig, relevant und gut. Wir haben SSDs dann vielleicht vor allen anderen auch in günstigen Geräten. Oder bestimmte Grafikkarten in Kombination mit bestimmten CPUs.

Alex: Verkauft ihr auch Weiße Ware wie Media Markt und Saturn?

Arnd: Ja, wir verkaufen aber nur Großgeräte inklusive Mikrowellen. Wir haben festgestellt, dass der Notebooksbilliger-Content-Bonus bei Kleingeräten nicht angenommen wird. Toaster werden da gekauft, wo sie am günstigsten oder am komfortabelsten zu bekommen sind. Unser Segment fängt erst bei 50 bis 100 Euro an.

(Alex und Arnd philosophieren über Wärmepumpentrockner und moderne Waschmaschinen, die Statusmeldungen aufs Handy schicken.)

10:55

Alex: Im transaktionalen Bereich, in dem man sich keine Gedanken über den Hersteller eines HDMI-Kabels oder einer Powerbank macht, ist man sicher schon an Amazon oder eBay gebunden. Ist der Sucheinstieg bei höherpreisigen Artikeln, also zum Beispiel bei Notebooks über 1.000 Euro, nicht mehr so, dass der Endkunde in Deutschland in 50 % der Fälle bei Amazon, in 30 % der Fälle bei Google und in den restlichen 20 % unter anderem bei euch guckt? Seid ihr da schon eine zentrale Anlaufstelle bei Notebooks?

Arnd: Genaue Zahlen möchte ich nicht nennen, aber ja.

Alex: Haben eure Kunden in der Regel schon mal bei euch gekauft? Und habt ihr Angebote, die diese Kunden unterjährig noch mal aktivieren?

Arnd: Beides ja. Unsere Kunden kaufen sich etwas häufiger als alle drei bis vier Jahre ein Notebook. Das Problem ist aber, dass Innovation fehlt. Wir sind jedoch in der Lage, in dem Moment, wenn ein innovatives Produkt kommt, dieses Produkt sehr schnell an die Early Adopters zu transportieren und für etwas ganz Neues den Markt zu bereiten. Das macht uns aus Sicht der Industrie extrem wertvoll, weil wir Produkte im Markt etabliert haben, bei denen es nicht gereicht hätte, die in den Laden zu stellen oder bei Amazon einzulisten.

(Arnd erzählt, dass notebooksbilliger.de das erste Acht-Zoll-Windows-Tablet in Deutschland, das von Dell kam, ein Dreivierteljahr lang exklusiv verkauft hat. Der Preisunterschied zu anderen Acht-Zoll-Notebooks wäre im Laden nicht zur erklären gewesen, notebookbilliger.de hat aber die Nachfrage geschaffen.)

14:15

Alex: Kommen Hersteller zu euch, um etwas gemeinsam mit euch zu entwickeln?

(Arnd bejaht und erzählt, dass Hersteller manchmal möchten, dass notebooksbilliger.de ein wenig sinnvolles Produkt vermarktet, was aufgrund der Intelligenz der Kundschaft und des Anspruches von notebooksbilliger.de nicht gut funktioniert. Alex erzählt, dass er 2011, als er Otto verlassen hat, dachte, dass man als Hersteller am längeren Hebel sitzt. Allerdings ist der Innovationsdruck, vor allem bei Smartphones, Notebooks und Fernsehern, enorm groß. Noch dazu wird der Markt mit hochwertigen, aber preiswerten Smartphones aus China überschwemmt.

Arnd wirft ein, dass Smartphones nur durch Apples Position im Markt so teuer geworden sind. Alex ergänzt, dass viele Elektronikhersteller inzwischen Fabriken anmieten, statt sie selbst zu betreiben. Arnd fügt hinzu, dass die Bilanzen der Hersteller durchwachsen sind. Die Konkurrenz sei groß, aber die Hersteller müssten sich mehr Gedanken darüber machen, wie ein größerer Nutzen für die Kunden entsteht, da die Ausgabebereitschaft da sei.

Unter dem Gesichtspunkt werden die Chancen für VR auf dem Markt ausgeleuchtet.)

18:30

Alex: Hersteller wollen Device Ownership erreichen, dir also ein Gerät günstig geben, und dann die Software teuer verkaufen. Windows kann das mit seinen Geräten ja ziemlich gut. Und das macht Oculus jetzt auch, genau wie Sony mit der PlayStation. Siehst du bei den Hardware-Herstellern, mit denen du zu tun hast, ähnliche Effekte?

Arnd: Vor drei, vier Jahren gab es unter Herstellern das Bestreben, eigene Software anzubieten und die Produkte damit einzigartig zu machen, um höhere Preise zu erzielen. Allerdings läuft auf Rechnern einfach entweder ganz spezielle Software oder eben Windows und Office.

Alex: Arnd, vor etwa zwei Jahren hast du, auf der K5-Konferenz in München – glaube ich – zu Jochen Krisch gesagt, dass es nicht mehr so einfach ist, einen klassischen Consumer-Electronics-Handel wie notebooksbilliger.de aufzubauen. Zum einen, weil notebooksbilliger.de schon sehr groß ist; zum anderen, weil die Margen bei zwei bis fünf Prozent EBITA pro Jahr sehr eng sind. Man braucht für jeden Euro Zielumsatz eigentlich einen Euro Investition. Damals lag notebooksbilliger.de noch bei 400 bis 500 Millionen Umsatz, also müsste man 500 Millionen Euro investieren, um die Größe von notebooksbilliger.de zu erreichen. Gilt deine Aussage immer noch?

Arnd: Ja, und wie. Generell hat sich im Onlinehandel die Lage in den Bereichen, die „verteilte Felder“ sind, sogar noch weiter verschärft. Beispiel: Wir sind in den letzten Jahren jeweils gut 20 % gewachsen, obwohl der Markt bei Notebooks und PCs um zwei bis drei Prozent und der Tablet-Bereich noch stärker geschrumpft ist.

Alex: Und dieses Wachstum entzieht ihr dem Gesamtmarkt?

Arnd: Wir ziehen es im Notebookbereich wahrscheinlich auch Amazon ab, aber nicht im Power-End-Bereich.

(Alex stimmt zu, da es aufgrund der Suche bei Amazon schwierig ist, sinnvoll Notebooks zu konfigurieren. Die Geräte und auch die KäuferInnen werden aber anspruchsvoller. Arnd fügt hinzu, dass man das Gefühl haben will, wirklich alle Optionen gesehen zu haben, um dann richtig zu entscheiden.)

Alex: Ich habe auf der Online Marketing Rockstars in Hamburg mit Tarek Müller, dem Gründer von ABOUT YOU geredet. Das kommt auch demnächst auf Kassenzone. Hättest du nicht die Fantasie, zum Beispiel im Bereich VR mit fünf Millionen Euro noch mal etwas Neues wie VRbilliger.de zu starten?

Arnd: Wenn das ein neuer Bereich ist, in dem man als Spezialist für den Kunden einen erheblichen Mehrwert generieren kann… Warum nicht?

23:45

Alex: Würdest du sagen, es war damals einfach für euch, als ihr gestartet seid?

Arnd: Objektiv war es eine Schweinearbeit, und wir wären ein paarmal fast gescheitert, aber es hat Spaß gemacht. Wenn ich als Hired Founder angestellt gewesen wäre und das Startup irgendwie hätte bewegen müssen, hätte ich keine Lust darauf gehabt.

(Arnd vermutet, dass die Leute, die zur Zeit seiner Gründung auch gute Ideen hatten, aber nicht mehr am Markt sind, einfach nicht so schnell am Produkt waren und weniger simpel, pragmatisch und risikofreudig vorgingen. Er gibt zu, dass ihn die Komplexität, die sein Unternehmen jetzt hat, am Anfang überfordert hätte.)

25:30

Alex: Ihr habt vor paar Jahren sehr medienwirksam mit dem stationären Handel angefangen. Wie viele Filialen habt ihr?

Arnd: Wir haben Hannover-Laatzen als das möglicherweise größte Abhollager für Elektronikprodukte in Europa. Laatzen erzielt 40 bis 50 Millionen an stationärem Umsatz im Jahr. Wir haben außerdem München, Düsseldorf und seit Ende letzten Jahres Hamburg.

(Alex reagiert mit leichter Ungläubigkeit: Seien das echte Läden mit allem Drum und Dran? Arnd erzählt zur Verdeutlichung ihrer Echtheit, dass beispielsweise an seiner Filiale in Düsseldorf lange keine Leuchtreklame angebracht werden durfte, aber dass es sich bemerkbar gemacht hat, als es endlich erlaubt wurde.)

Unsere Produkte werden nicht jeden Tag spontan gekauft, sondern der Kaufentschluss reift langsam. Deshalb ist es so wichtig, gesehen zu werden. Dabei sind die Läden nicht nur Marketingfläche, sondern müssen sich eigenständig rechnen.

(Alex erwähnt daraufhin, dass ein Mitarbeiter von Conrad Electronic gesagt hat, dass sich ein Multichannel-Modell bei Elektronik nicht lohnt. Arnd sagt daraufhin, dass er Offline sowieso nicht mag und ihn nur anbietet, weil die Kundschaft das will. Sie hatten nämlich damals in Sarstedt eine kleine Abholung, und deren Wachstum lag plötzlich über dem Gesamtwachstum.)

29:30

Alex: Wie viele Ressourcen werden für Omnichannel verbraucht?

Arnd: Von der Vollkostenrechnung her hält sich das in Grenzen, weil wir viel aus dem Onlineverkauf übernehmen können. Wir bestücken unsere Stores nach dem Kaufverhalten der Onlinekunden. Früher haben das dezentral die Storeleiter gemacht, aber die haben einfach nicht die Übersicht.

Alex: Wie groß sind die Läden?

Arnd: 350 bis 500 Quadratmeter.

Alex: Dann liegt der Fokus sicher auf Notebooks, wie in einem Apple-Store?

Arnd: Apple liegt bei der Flächenproduktivität noch ein wenig höher als wir.

31:05

Alex: Verkauft ihr auch über eBay und Amazon?

Arnd: Wir arbeiten seit ein paar Jahren mit eBay zusammen. Da gab es mal um die Weihnachtszeit einen Preisfehler…

(Als Alex anmerkt, dass es den auch bei mydealz gab, bemerkt Arnd, dass es den Fehler ohne mydealz gar nicht gegeben hätte, woraufhin Alex Fabian Spielberger mit einem Augenzwinkern grüßt. Arnd sagt, der Fehler hätte technisch zwar bei ihnen selbst gelegen, aber das sei für ihn der Punkt gewesen, darüber nachzudenken, die Zusammenarbeit zu beenden, weil die Qualitätskontrolle und die Kundenkommunikation bei Tier-2-Gliedern schwierig ist.)

Arnd: Wir haben keine große Performanz im eBay-Store. Sind wir dort auch teurer als auf der Standardplattform. Aber weil manche Kunden es bevorzugen, lassen wir es nebenbei laufen. Amazon spielt für uns überhaupt keine Rolle.

33:15

Alex: Ihr könntet ja auch außerhalb Deutschlands, zum Beispiel in China über Tmall handeln.

Arnd: Nein, denn Notebooks sind lokalisierte Produkte. Dabei sind im Ausland eigentlich die Preise höher, denn Deutschland ist der am stärksten umkämpfte Markt. Aber die Tastatur ist das Problem, neben der Windows-Lizenz.

(Arnd erzählt, dass er es sowieso nicht attraktiv fände, über Plattformen zu verkaufen, weil er sowohl für die Kunden als auch für den Hersteller unersetzlich sein will. Daraufhin stoßen die beiden mit Raubtierbrause an, die Arnd im Nebengeschäft vertreibt.)

35:10

Alex: Jetzt zu der Frage, die am meisten über WhatsApp reinkam: Ist die Sortimentserweiterung mit einer so stark Notebook-orientierten Domain schwierig?

Arnd: Gute, gerechtfertigte, und oft gehörte Frage. Antwort: Es hat uns bei der Weißen Ware überhaupt nicht beeinträchtigt. Es gab auch schon spannende Vorschläge, die Domain zu wechseln, auch, weil sie etwas sperrig ist. Aber aufgrund der hohen Markenbekanntheit und der Google-Relevanz von notebooksbilliger.de wäre das nicht sinnvoll gewesen. Und, um wieder auf das vorhin angesprochene Thema „Schwierigkeit der Neugründung“ zurückzukommen:Im Ausland betreiben wir zwar die Domain nbb.com, aber dort ist er bei den Herstellern nicht willkommen, da sie alle schon ihre Partner in den jeweiligen Ländern haben.

(Hätte er einen Schuss frei, würde er gern den Namen kürzer machen. Aber was solle es? Jetzt habe er halt den Namen. Behindern tue er ihn nicht. Alex erzählt daraufhin, dass bei Spryker gleich darauf geachtet wurde, eine .com-Domain mit einem kurzen Namen zu sichern.)

38:00

Alex: In welchen ausländischen Märkten verkauft ihr denn noch?

Arnd: In Österreich, aber nur sehr untergeordnet.

Alex: Ihr habt sogar für Nischen-Notebooks schon relevante und qualifizierte Bewertungen. Ist das ein Bereich, den ihr incentiviert?

Arnd: Bewertungen sind eine Basis. Ab fünf bis zehn Bewertungen wird die Qualität der Bewertungen jedoch wichtiger als die Anzahl. Wir haben Programme für die Hersteller, in denen Kunden gegen Belohnung Geräte bewerten, was dann auch so dargestellt wird. Das sehen die Hersteller natürlich gern. Aber fehlende Rezensionen sind auch kein Showstopper.

(Alex bemerkt, dass notebooksbilliger.de auf Kundenvertrauen setzt. Er würde bei Amazon kein Notebook ohne Bewertung kaufen. Arnd fügt hinzu, dass bei Amazon rein über die Bewertungen verkauft wird, woraufhin Alex erklärt, dass das auch sein Hauptproblem mit eBay ist, wo es erst seit einem halben Jahr Bewertungen gibt.

Anschließend erzählt Arnd, dass er sich kürzlich in zwei Fällen auf eBay ungerecht behandelt gefühlt hat, der Fall von eBay aber einfach geschlossen wurde. Alex ist das auch schon mit Amazon passiert und er erklärt das damit, dass das System so stark arbitriert ist. Das sieht Alex als Chance für Konkurrenten. Arnd sagt, dass er für hochwertige Produkte sowieso nicht an Marketplace-Modelle glaubt.)

41:50

Alex: Mit welchem Shopsystem habt ihr angefangen und wo könnte die Reise hingehen?

Arnd: Der Ursprung war osCommerce. Und davor hatten wir einen 1&1- oder Schlund-Mietshop.

Alex: Das war bestimmt eher xt:Commerce oder ePages! Da will ich mal Wilfried Beeck fragen, ob du bei ihm in der Datenbank bist…

Arnd: Irgend so ein Ding war das. Ich habe den Shop selber designt, was sicher schlimm aussah.

Alex: Du, er hat letzte Woche bei der Rockstars-Messe gesagt, dass Mindfactory mit einem 1&1-Shop auf über 100 Millionen Umsatz gewachsen ist.

Arnd: Das ist jetzt keine Schleimerei, aber: Wir überlegen gerade, auf Spryker umzusteigen…

43:30

Alex: Wie viele Entwickler habt ihr hier bei euch?

Arnd: Hier am Standort 35 oder 40.

Alex: Entwickeln die nur am Shop?

Arnd: Nein, und die eigene Middleware ist ein nie enden wollendes Projekt. Wir haben es außerdem geschafft, in unterschiedlichsten Programmiersprachen unterschiedliche Inseln zu erzeugen, sodass keine Taskforce nur in einer Richtung entwickeln kann. Was nicht unbedingt effizient ist. Das versuchen wir gerade umzustellen. Wir sind also in der Tat auf der Suche nach Frameworks. Vielleicht gibt es aber auch eine tolle fertige Lösung…

44:30

Alex: Letzte WhatsApp-Gruppe-Frage: Wie wichtig ist Mobile in eurem Geschäft?

Arnd: Als Informationsplattform für die Kunden sehr wichtig, als Kaufplattform noch unwichtig.

Alex: Dann lass uns mal durchgehen, welche Optionen die einzelnen Akteure im Markt haben. Zunächst geht es um kleine Elektronikhändler, die immer seltener werden. Ich habe mal mit Dietrich Merschmann von Omnicron in Kiel ein Interview gemacht hat, bei dem die Zahl der abgesetzten PCs von 500 pro Monat auf drei pro Woche gesunken ist.Darum muss er auf Infrastruktur-Dienstleistung für KMUs umsatteln. Das ist nachvollziehbar und funktioniert. Aber das Handelsgeschäft? Schwierig.

Arnd: Zudem ist die Ausstattung und Netzwerken für KMU zusätzlich schwierig, weil kleinere Unternehmen oft nach der Anfrage nicht mehr reagieren. Man ist dran, erstellt ein Angebot – und dann hat der Geschäftsführer sich doch ein neues Auto gekauft. Budget weg! Wir haben damals eher größere Mittelständler betreut, wo es aber schwierig ist, reinzukommen. Es funktioniert am besten, wenn man etwa auf dem Land eine Nische füllen kann.

47:05

Alex: Du könntest auch ein B2B-Business mit solcher Betreuung aufbauen.

Arnd: Das haben wir, ab einer gewissen Mindestumsatz- und Losgröße. Damit erwirtschaften wir 20% unseres Umsatzes. Wir gehören also zu den großen Systemhäusern in Deutschland, das ist nur sehr unbekannt.

(Als zweiten Akteur nennt Alex die Hersteller. Anker ist zum Beispiel eine Marke, die Amazon als Ökosystem nutzt und inzwischen eine Milliarde US-Dollar Umsatz erzielt. In Berlin gibt in dem Bereich es KW-Commerce mit kwmobile von Jens Wasel.)

Alex: Wollen solche Marken von euch eingelistet werden? Habt ihr also mit klassischen Herstellern wie Hama, Belkin, Lenovo oder Asos zu tun?

Arnd: Ja, oder wir lassen die Ware nach unseren Vorgaben fertigen. Die heißt dann nbb. Das sind zum Beispiel Taschen, Kabel, Festplattengehäuse, externe Festplatten und PCs mit speziellen Konfigurationen, aber keine Notebooks. Nicht, weil wir die Hersteller schonen wollen, sondern weil man große Mengen herstellen müsste, um gute Barebones zu bekommen. Außerdem ist das Preis-Leistungsverhältnis bei Notebooks schon sehr gut.

(Alex merkt an, dass es zwar aus markenstrategischer Sicht sinnvoll wäre, bei notebooksbilliger.de präsent zu sein, allerdings nicht bei den geringen Margen und Stückzahlen. Außerdem entstehen Marken wie Anker ja, weil sie zum Beispiel bei der Amazon-Suche nach Akkupacks ganz oben erscheinen. Arnd erzählt, dass seine Frau mal eine Filztasche gekauft hat, deren Hersteller auch überwiegend über Amazon Umsatz gemacht hat und die bei notebooksbilliger.de zwar gelistet, aber überhaupt nicht gelaufen ist.)

51:35

Alex: Media Markt und Saturn versuchen, ihr stationäres Modell in den Onlinebereich zu übertragen. Zeigt sich im Bereich SEA, dass sie neben Cyberport und Amazon weitere Konkurrenten sind?

Arnd: Ich wüsste nicht, dass sich das auf SEA ausgewirkt hätte. Außerdem haben wir wenig Überschneidung mit den Media-Markt-Kunden. Die Frage ist ja: Welche Leute gehen zu Media Markt und warum? Der erste Grund wäre ein gutes Angebot. Der zweite Grund wäre der Wunsch nach guter Beratung. Ich glaube, dass Media Markt durch seinen unspezifischen Retail-Ansatz die Zielgruppe wegbrechen wird. Will man etwas investieren und ist es eine Herzensangelegenheit, will man nicht 40 oder 50 Geräte, sondern 160 angucken können. Dafür muss man von den 160 Geräten aber natürlich was verstehen. Für uns ist es schwierig, eine nicht online-affine Zielgruppe zu erreichen, denn Werbung ist teuer. Ich glaube aber, Media Markt führt dem Kanal Online Kunden zu, weil sie über deren App den Onlinekauf kennenlernen.

(Alex plant, Martin Wild von Media Markt in zweieinhalb Wochen auf dem Digital Commerce Day nach Onlinestrategien zu fragen. Arnd weist daraufhin, dass er sich zwar bei Media Markt eine Xbox gekauft hat, weil es sie nur dort in einem bestimmtem Bundle gab, dass das jedoch sowohl online als auch offline funktioniert.)

55:25

Alex: Der dritte Akteur sind die Verbundgruppen, die sich momentan schwertun, griffige Onlinestrategien zu entwickeln. Expert hat sich entschieden, einen dezentralen Onlineshop zu entwickeln, für den die einzelnen Händler geschult werden. Was hältst du davon?

Arnd: Das hört sich nach rundem Tisch und Pfründenverteilung an. Ich glaube nicht, dass das was bringt. Der Kunde erwartet einen vernünftigen Onlineshop, ein gepflegtes Sortiment, eine klare Verfügbarkeit pro Laden und die Optionen zu bestellen und abzuholen.

(Alex beschreibt, dass seine Familie bei teuren Investitionsgütern eher stationären Läden vertraut, weil er nicht immer da ist, um die Geräte anzuschließen. Arnd sagt, dass diese Zielgruppe so agiert, solange es mit Dienstleistung zu tun hat, vermutet aber, dass sie bei Kameras oder Handys online einkauft.)

Alex: Gibt es 2017 irgendwas Spannendes, auf das du mit notebooksbilliger.de hinarbeitest?

(Arnd sagt, darüber könne er nicht sprechen, aber es werde sich im Sommer abspielen…)

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