etailment-anna-alexDie letzten beiden Wochen waren geprägt von diversen Konferenzen. Gestern hatte ich die Gelegenheit dem sehr spannenden etailment Kongress im Berliner Tempelhof beizuwohnen. Dort ging es wie so oft um die Chancen und Herausforderungen des Handels mit Fokus auf E-Commerce. Eine Besonderheit des etailment Kongresses ist sicherlich, dass er die offizielle Nachfolge des barocken Wiesbadener Versandhandelskongresses antritt. Entsprechend sind dort auch einige Händler & Hersteller ohne E-Commerce DNA, die sich teilweise nicht mit den E-Commerce Themen auseinandersetzen (müssen). Ähnliches war ja schon auf dem Immobilienfachmarkt-Kongress in der letzten Woche zu bestaunen. E-Commerce wächst und entfaltet gerade ein sehr disruptives Potential. Das hätte ich in dieser Form nicht erwartet und ich glaube die Jahre 2014-2020 werden deshalb aus Handelssicht viel spannender als die letzten zehn Jahre. Wir werden uns wahrscheinlich nicht mehr mit pseudoinnovativen E-Commerce Geschäftsmodellen aufhalten, sondern beobachten wie ganze Branchen sich verändern müssen. Aus Sicht der „Offliner“ wirkt das sehr bedrohlich, und führt zu hanebüchenen Statements die ich an dieser Stelle exemplarisch aufliste. Ich steige bei solchen Kommentaren meistens sofort aus der Diskussion aus, weil ich gar kein Interesse habe den E-Commerce oder z.B. Amazon als Handelsform zu verteidigen. Das sind mittlerweile Fakten, wie es auch der Jack Wolfskin CEO auf dem Kongress bestätigt hat.

  • Dieser Absolutismus kotzt mich an. Auf dem Kongress tun alle so, als würde der stationäre Handel bald abgelöst. Dabei macht der Onlinehandel noch nicht mal 10% der Umsätze aus. Die Leute wollen doch auch in Zukunft Dinge im Laden anfassen.
  • Die Politik wird den Onlinehandel bald reglementieren. Es kann ja nicht sein, dass wir [Immobilienentwickler] uns an Öffnungszeiten und Sortimentsrestriktionen halten müssen und Amazon 24h am Tag jedes beliebige Produkt versendet.
  • Der Handel hat sich schon immer verändert und wird auch jetzt eine neue Rolle finden. Die Flächen werden dann einfach anders vermietet – als Pop-Up Stores zum Beispiel. Das ist doch alles kein Problem.
  • Wissen Sie, wenn Mediamarkt nicht mehr genug Geld verdient in den stationären Geschäften, dann muss ECE halt die Mieten senken. Besser als die Flächen leer stehen zu lassen. So einfach ist das.
  • Der Onlinehandel beschränkt sich doch selber, wenn er keine stationären Flächen nutzt. Irgendwann werden Amazon und Zalando auch die stationären Flächen brauchen. Dann gleicht sich das wieder aus. 

Wenn sich die Zitategeber klar machen, was eine der Kernaussagen von Michal Rupp bedeutet, dann dürfe der Zweckoptimismus schnell nachlassen. „Verkaufsflächen müssen Erlebnisflächen werden.“ Mit ein wenig neuer Deko und Anpassung bei den Mietverträgen ist das aber nicht getan.

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