Alter Sessel…weiß keiner so genau. Die aktuellen Rocket Internet Zahlen wurden gerade veröffentlicht, und in diesen werden routinemäßig die „Proven Winners“ im Detail beleuchtet, also die Unternehmen bei denen es aufgrund der Planungen und Zahlen von Rocket eigentlich am besten laufen müsste. Jochen Krisch, der Silberrücken unter den Deutschen E-Commerce Analysten, hat diese Zahlen wie üblich publiziert und in den Kommentaren ist dazu eine sehr spannende Diskussion entstanden. Ich ignoriere dabei mal den Teil, dass die Otto Group angeblich immer etwas schlecht wegkommt und Rocket Internet etwas besser. A) ist das wirklich egal und B) müssen beide Akteure doch glücklich sein überhaupt beachtet zu werden. Was soll den erst Quelle sagen, oder Weltbild oder Deichmann oder oder oder oder. 🙂 Den Auftakt in der Diskussion macht Tarek Müller mit dem folgenden Absatz:

Die meisten Beteiligungen stagnieren im Wachstum auf einem, im Verhältnis zum investierten Kapital, sehr niedrigem Umsatz-Niveau. Nach wie vor bei Negativ-EBIT-Margen im zweistelligen Prozent-Bereich. Das muss man erstmal schaffen… Und selbst wenn die Beteiligungen es schaffen im nächsten Jahr profitabel zu werden, werden die Skalen nicht ausreichen um aus sich heraus weiter profitabel und langfristig zu wachsen. Tolle „proven winners“ sind das. Die nicht aufgeführten Beteiligungen sind größtenteils vermutlich ein noch viel größeres Desaster.

Das ist in der Tat der Kern in den meisten Diskussionen um die beiden Geschäftsmodelle. Ich habe im letzten Podcast mit Pierre Haarfeld genau darüber ausführlich gesprochen („Was ist Home24 wirlich wert?), und die mangelnde Wachstumsdynamik hat uns beiden etwas Sorgen gemacht. Viel Kapitaleinsatz, wenig Wachstum, noch immer hohe Verluste und mangelnde (Exit-) Perspektiven. Darum drehen sich die Diskussionen immer. Bei Home24 sehe ich es persönlich nicht ganz so düster. Die Leute im Team sind mittlerweile erfahren, der Möbelmarkt online wächst sehr ordentlich und ich mache mir wenig Sorgen, dass man auf dem Niveau ein profitables Geschäft betreiben kann. Aber wem bringt das etwas? Die  3% Wachstum kann ich beim besten Willen nicht erklären, weil das ja krass unter dem Marktwachstum liegt. Diesbezüglich wäre es hilfreich, wenn Home24 das selber herleiten kann und zu dem Thema Stellung nimmt.

hom24

Bei Westwing sieht die Lage mit 13% Wachstum nicht viel besser aus. Das Westwing Geschäftsmodell kann mE nicht auf so einem kleinen Niveau (ca. 200 Mio. Umsatz in 2016) auf Profit gedreht werden. Das macht aus verschiedenen Gründen keinen Sinn wie man weltweit bei Shopping Club Geschäftsmodellen beobachten kann. 200 Mio. Umsatz wären ggf. attraktiv in nur einem Markt, aber Westwing hat ein europaweites Business und das ist nun einmal deutlich komplexer. Mir ist auch nicht ganz klar warum bei diesem geringen Wachstum in einer recht alten Online Company überhaupt noch Verlust gemacht werden muss. Wenn schon Restrukturierung, dann noch in möglichst kurzer Zeit.

westwing

So oder so ist die aktuelle Situation für diese beiden Proven Winners sehr unglücklich, weil man mit diesen Zahlen nicht mehr in der Lage ist Phantasien anzuregen, weder die vom Kapitalmarkt noch die vom potentiellen Käufermarkt. Trotz dieser Zahlen, und das muss man bei beiden Unternehmen berücksichtigen, gibt es auf diesem Umsatzniveau in Deutschland wenig Möbel Pure Player die mithalten können. Ganz so düster wie der ein oder andere Kommentator bei Exciting Commerce sehe ich es deshalb nicht.

Bei unserem nächsten Digital Commerce Day (DCD) mit dem Motto „Was ist die Alternative?“ wird es auch diverse Vorträge zum Thema Onlinemöbelhandel gaben. Das Thema wird von Pierre Haarfeld kuratiert. Der DCD findet am 23. März 2017 in Hamburg statt. Zielgruppe sind Menschen, die sich nicht mehr mit der Diskussion über verschiedenen Vertriebskanäle aufhalten (müssen).

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