Autoreifen mit AlufelgeDelticom stutzt Tirendo aktuell zurecht. Von den 151 Mitarbeitern sollen in Kürze 113 das Unternehmen verlassen, nachdem die Umsatzziele scheinbar verfehlt worden sind. Bei Excitingcommerce hat sich Jochen die Zahlen mal genauer angeschaut und dargestellt, dass Delticom mit 149 Mitarbeitern 2013 aus 505 Mio. Euro Umsatz 17,7 Mio. Euro EBT gemacht hat. Tirendo hingegen hat mit seinen 151 Mitarbeitern 2013 aus 44 Mio. Euro Umsatz ein EBT Minus von 16,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Auf den ersten Blick waren also die 42 Mio. Euro, die Delticom 2013 für Tirendo gezahlt hat, sehr schlecht investiert.

Das ist aus meiner Sicht aber nur die halbe Wahrheit. Der Verkauf von Reifen im E-Commerce ist ein schwieriger Markt. Die Bindung von Kunden ist kaum möglich, weil die Kauffrequenz gering ist. Die emotionale Bindung an den Reifenhändler dürfte auch gering sein und die Rohmargen bewegen sich selbst bei großen Volumen in einem kritischen Bereich zwischen 15% und 35%. Das wusste Delticom auch vor dem Kauf und die Frage für mich ist hier nicht so sehr, ob Tirendo zu teuer war bzw. ein schlechtes Geschäftsmodell verfolgt, sondern ob Delticom sich als Konzern die Sache nicht etwas zu einfach gemacht hat? Bezeichnend hierfür ist auch das von Jochen gezeigte „Hoffnungschart“ aus der Präsentation vom März 2014. Delticom und Tirendo haben auf dem Papier sehr komplementäre Kompetenzen.

Deltirendo

Ich bin der Meinung, dass diese Kompetenzen auch heute noch so zutreffen. Das von Project A gestellte technische Grundgerüst und die Marketingmethoden gehören sicherlich zum Besten was man sich am Markt aktuell kaufen kann und von einem Reifenkonzern wie Delticom erwarte ich selbstverständlich große Kompetenz beim Einkauf und im Controlling, auch wenn sich die Marge bereits ohne Tirendo in überschaubaren Regionen bewegt hat. Auf dem Papier gibt es „Deltirendo“ also wirklich, aber wenn Delticom wirklich geglaubt hat eine auf Wachstum getrimmte E-Commerce Firma aus Berlin innerhalb kurzer Zeit  in die eigene Organisation integrieren zu können, dann frage ich mich ehrlich gesagt, ob sich das Delticom Management jemals ernsthaft mit anderen Unternehmen ausgetauscht hat die sich in einer ähnlichen Situation befanden. Dann hätten sie gelernt, dass man sich zwar ein paar Best Practices abschauen kann, aber Mitarbeiter & Kompetenzen nicht per Generaldekret von links nach rechts geschoben werden können, um Deltirendo Wirklichkeit werden zu lassen. Konzernversagen vom Allerfeinsten.

Auch Tirendo kann die grundsätzlichen Regeln im Reifenmarkt nicht ändern. Das beste Onlinemarketing wird nicht dazu führen, dass die Kunden mehr Auto fahren und deshalb mehr Reifen kaufen. Ebenfalls wird auch ein Tirendo mit den kreativsten Leuten keinen Reifen-Eigenmarken entwickeln können. Daran haben sich schon ganz anderen Unternehmen verhoben. Die IT & Marketing Kompetenz haben Sie trotzdem. Dass ein TV getriebenes E-Commerce Unternehmen in so einem schwierigen Markt keine unfassbaren Umsatz- und Margensprünge machen kann ist nicht überraschend, aber das erklärt aus meiner Sicht noch nicht, dass Delticom sich ad hoc von dem Geschäftsmodell abwendet, kurzfristige Profitabilität fordert und nun mit einem Handstreich so viele Leute entlässt.


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Wozu führt das? Erst einmal natürlich dazu, dass die meisten Kompetenzträger (Marketing & IT) sich aus dem Unternehmen verabschieden und jegliches Momentum zum Erliegen kommt. Früher oder später muss Delticom sein Handelsmodell dem veränderten Markt anpassen und neue Produkte bzw. Absatzwege entwickeln. Mit der Kürzung bei Tirendo verliert Delticom wichtige Kompetenzen, um genau das zu tun. Die kurzfristige Schonung der Liquidität geht also zu Kosten der langfristigen Innovationsfähigkeit. Das ist aus meiner Sicht das eigentliche Desaster. Über den Preis für Tirendo und über die Burnrate kann man trefflich streiten, über die Notwendigkeit neue Handelskonzepte zu entwickeln und kluge Köpfe zu beschäftigen aber ganz sicher nicht. Aber wer weiß, vielleicht hat Delticom ja eine Idee wie der Reifenkonsum bei den Bestandskunden beschleunigt werden kann.

Es ist verflixt mit dem nicht-linearen Marktumfeld. Niemand weiß was kommt, aber jeder muss Vollgas geben.

Denn bis zu einem Online-Volumen [in Deutschland] von 100 Mrd. Euro lohnt es sich, auf starkes Marktwachstum zu setzen und – wie die nächsten Zalandos – entsprechend Gas zu geben. Anschließend, also in etwa vier bis fünf Jahren, muss sich die Online-Branche langsam Gedanken machen, wie sie die Kurve kriegen will und wo die Reise dann langfristig hingehen soll. Doch wo wir dann stehen werden, ist heute noch schwer absehbar

Überraschenderweise ist dieses Dilemma das Schwerpunktthema bei der K5 Cruise im Herbst. 10 Plätze sind noch zu haben.

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