Ich habe selten ein Onlineprojekt gesehen, das von der Publikums- und Fachpresse so positiv zum Start begleitet wurde wie Projekt Collins. Zwar habe ich nach dem Launch des Projektes meine liebgewonne Insiderrolle verloren, aber dafür kann ich nun Collins in meine täglichen Diskussionen als Praxisbeispiel verwenden – in vielerlei Hinsicht. Fangen wir mal mit der Geschäftsmodellseite an.

Collins ist nicht wie erwartet ein Zalandowettbewerber oder ein Klon von Asos oder einfach nur ein schöneres Otto.de – nein es ist ein E-Commerce Ökosystem und bildet damit eine neue Kategorie. So wie eBay für Auktionen steht und Amazon für Marktplätze, kann sich Collins berechtige Hoffnung machen die Kategorie E-Commerce Ökosystem begründet zu haben. Wie geil ist das denn bitte?Mittlerweile werde ich schon gefragt, ob man so etwas wie Collins nicht auch für das Unternehmen XYZ machen könnte. Klar mit 100 Mio. + X kann man Einiges machen, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.


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Bei etailment und excitingcommerce finden sich gute Zusammenfassungen was Collins ist. Olaf beschreibt es so:

Collins verlässt die gewohnte Online-Welt. Im Kern geht es darum, maßgeschneiderte Inspiration mit einer Fülle an Nischen-Shops für jeden Kunden, für jeden Anlass und jede Lebenssituation zu bieten. Die These dahinter: Wenn das Warenhaus in der Offline-Welt nicht mehr funktioniert, muss man es online nicht zwanghaft weiterhin abbilden. About you ist da nur die individualisierte Variante eines Shopkonzepts, das von weiteren Nischen umkreist wird. Dabei ist About you als zentrale Anlaufstelle angesichts der App-Struktur zudem alles anders als statisch, sondern so wandelbar wie ein Newsstream bei Facebook

Jochen sieht es ähnlich:

Was einmal die ultimative Anwendung und der wesentliche Treiber der Plattform sein wird, lässt About You bewusst offen. Im ersten Schritt werden die gängigen Modelle und Mechaniken angeboten, um das Anwendungsspektrum zu verdeutlichen. Agenturen und Entwickler sind aufgerufen, hier kreativ zu werden und neue Möglichkeiten zu testen. Auch ein Inkubatorprogramm ist vorgesehen.

In diesem Abschnitt versteckt sich eine zentrale Erkenntnis. Collins weiß noch gar nicht was funktionieren wird. Das ist ja der Trick in einem Ökosystem und die ehrliche Antwort auf Planspiele in einer nichtlinearen Welt. Da hilft vielleicht der sehr schöne Beitrag von Evangelos Papathanassiou, der es wie folgt beschreibt.

Im Fall von Collins haben wir als Storefronts AboutYou.de, edited.de und sistersurprise.de, und bei den Apps gibt es sogar Beispiele, die eigenes Sortiment mitbringen, etwa Beliya Taschen oder Silberäffchen. Was uns zu einer potenziellen Ausbaustufe bringt – komplette Shops Dritter inklusive Sortiment. Zum vollständigen Beitrag hierlang.

Ob das nun alles so 100%ig zutrifft, oder ob Teile davon mehr Wunsch als Wirklichkeit sind, ist heute schwer zu sagen. Collins hat aus meiner Sicht eine neue E-Commerce Kategorie begründet und wenn es wirklich irgendwann mal so dermaßen offen funktioniert wie von Evangelos beschrieben, dann in der Tat. Chapeau!

Fast interessanter als das Collins Geschäftsmodell selbst, finde ich die Art der Umsetzung. 100 Mio. + X, 25jähriger GF, 23jähriger IT Chef, komplett grüne Wiese… Das ist schon ein sehr mutiger Schritt aus Konzernsicht. Welcher Konzern in Deutschland wäre denn zu so etwas heute in der Lage? In einem älteren Beitrag habe ich mich schon sehr positiv über die Otto Strukturen in Bezug auf Innovationen geäußert, aber Collins ist in seiner Konsequenz durchaus Neuland.

Wenn ich mir dieses Toolset, diese Organisationsformen für Innovation anschaue, dann kann höchstens der Springer-Konzern in Deutschland damit noch an einigen Stellen mithalten. Ansonsten sehe ich wenige etablierte Unternehmen, die sich derartig den Strukturveränderungen ihrer Branche stellen. Ob das am Ende funktioniert, profitabel ist und die Otto Gruppe nachhaltig in seinen Strukturen schützt, weiß ich nicht. Das was dort in den letzten acht Jahren entstanden ist, lässt aber jede noch so gut finanzierte „Innovationsabteilung“ reichlich blass aussehen.

Bei Collins & Co. arbeiten mittlerweile viele Leute die begehrenswerte Gesprächspartner geworden sind. Nicht weil sie (einfluss-)reich, wichtig und mächtig sind, sondern weil sie sehr kluge Antworten haben. Wenn Typen wir Tarek, Marc, Michael oder Florian Heinemann ihre Rolle als „Digital Natives“ ablegen können und irgendwann mal die Mehrheit im Otto Vorstand stellen, dann wird es erst richtig spannend. Und ganz ehrlich: Wer soll es denn sonst machen? Etwa ein alter Hase aus dem Einkauf?

Ich finde es bemerkenswert, dass man sich solche Fragen bei Otto mittlerweile durchaus offen stellen kann, während andere Unternehmen im „Change“ feststecken und überlegen den Planungsprozess für neue Unternehmensgründungen zu vereinfachen, so dass keine 200 Seiten langen Businesspläne mehr vom Beteiligungscontrolling abgenommen werden. Alternativ grübeln sie noch darüber welcher abgehalfterte Gründungsprofessor das Innovationsdepartment leiten sollte. Deshalb ist Collins natürlich noch lange kein Selbstgänger, und ich interessiere mich brennend wie sich die Zahlen bei Collins entwickeln, und ob wirklich viele Entwickler begeistert Apps für Collins entwickeln werden. Bis dahin kann sich Collins aber durchaus noch etwas im Launcherfolg sonnen.

Zwischenzeitlich hat dann auch das zweite vielversprechende E-Commerce Projekt in Deutschland seine Betaphase beendet und wurde heute in Ahaus offiziell aus der Taufe gehoben. Bepado.com – das Händler- und Handelsnetzwerk von Shopware. Der Start mit 1.000 angemeldeten Händlern und einem vollwertigen Endkundenmarkplatz ist sehr vielversprechend. Ich höre auf jeden Fall hin, wenn es in Zukunft auch heißen sollte: „…..so wie bepado.“

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