Karstadt-LeipzigDer Satz aus dem Titel könnte von mir stammen. Tut er aber nicht. Das hat Dr. Gerd Hessert, Lehrbeauftragter Handelsmanagement an der Uni Leipzig, in der letzten Woche auf dem 6. Deutschen Handelsimmobilien Gipfel in Düsseldorf gesagt – eine Fachkonferenz für Menschen mit einem Faible für stationäre Handelskonzepte. Sehr spannend, kontrovers und ich muss sagen, dass ich einige von den stationären Handelsleuten sehr lieb gewonnen habe. Dr. Gerd Hessert hat den zweiten Konferenztag mit einem Update zur Entwicklung der Warenhäuser begonnen. Er ist der wohl renommierteste Experte für dieses Thema in Deutschland und hat mir erlaubt einige seiner Charts & Daten auf Kassenzone zu zeigen. Das Konzept Warenhaus macht in Zeiten moderner stationärer Konzepte und des E-Commerce zunehmend weniger Sinn, weil die Suche nach einem USP nicht mehr erfolgreich ist. Da überleben nur noch die Häuser in den allerbesten Lagen und dem wurde nicht widersprochen auf der Konferenz. Es ging gar nicht um die Frage, ob die nächsten 50 Warenhäuser dicht machten, sondern wann.

Die folgenden Finanzkennzahlen beziehen sich auf den großen Karstadt Konkurrenten Kaufhof. Daraus wird ersichtlich, dass das Konzept massiv schrumpft, aber Kaufhof diesen Schrumpfungsprozess sehr erfolgreich händelt. Trotz Schrumpfung werden jedes Jahr gut 100 Mio. Euro EBIT abgeliefert. Das macht Kaufhof aus Margensicht zu einem Erfolgskonzept im Metro Konzern.

Kaufhof-Zahlen

Der Umsatz ist von 3,9 Mrd. Euro im Jahr 2000 auf 3,1 Mrd. Euro in 2012 gesunken und es ist keine Trendwende in Sicht. Der Umsatz pro m² sinkt ebenfalls trotz diverser Schließungen kräftig, was aber auch daran liegen könnte, dass Kaufhof nicht mehr in sein eigenes Konzept investiert. Die ca. 100 Mio. Euro Investitionen pro Jahr dienen eher für ein paar hübsche neue Fassaden, aber nicht dafür das Konzept weiterzuentwickeln. Daran hat sich seit dem Intermezzo von Roland Berger 1988 bei Horten nicht viel geändert. Interessant ist, dass Kaufhof pro Mitarbeiter ca. 180.000 Euro im Jahr umsetzt. Amazon kommt nach meinen Berechnungen aktuell auch nicht über 500.000 Euro pro Jahr. Das wird sich dank Kiva wohl bald ändern. Für Kaufhof sieht Dr. Hessert dieses Wachstumspotential nicht. Auch der Onlinehandel ist keine Rettung. Zwar wächst der Umsatz in den ersten 9 Monaten 2013 auf 24 Mio. Euro (+139% zum Vorjahr), aber das Niveau bleibt klein. Er kommt zur folgenden Einschätzung:

  • Marktauftritt nicht besser als Karstadt, aber permanentes Kostenmanagement (Filialen und Zentrale) und optimierte Systeme sichern Ergebnis.
  • Galeria Konzept vor 20 Jahren entwickelt und heute veraltet.
  • Geringe strategische Investitionen in Filialen.
  • Weitere Effekte aus Kostenmanagement begrenzt, fehlende Zukunftsvisionen.

Für Karstadt sieht die Prognose ungleich düsterer aus. Zahlen, analog zu den Kaufhof Angaben, liegen nicht vor. Es gibt lediglich Werte aus dem Geschäftsjahr 2010/2011:

  • Karstadt Umsatz Q1/Gj. 2013/14: -2,3% z.Vj.
  • Karstadt Sports GmbH (24,9 %): Gj. 2011/12: 27 Filialen, Umsatz 247,6 Mio. €, Jahresfehlbetrag -10,1 Mio. €
  • Karstadt Online Umsatz Q1/Gj. 2013/14: -0,6% zum Vorjahr
  • Einschätzung: Auch 2014 keine Profitabilität zu erwarten
  • CEO steht vor unlösbaren Aufgaben

Grundsätzlich sieht Hessert aber eine Zukunft für das Konzept Warenhaus, wenn Folgendes umgesetzt wird:

  • Der Veränderungsprozess heute muss umfassend sein: nur noch ein Unternehmen
  • 15 Premiumhäuser, 25 (-55) Cityhäuser
  • keine „Doppelstandorte“
  • besseres Multichannelkonzept

Im Grunde genommen ist das „nur“ eine Schrumpfkur. Ich sehe selbst das kritisch, weil am Ende immer noch ein USP für den Endkunden fehlt. Es reicht nicht mehr aus sich nur noch auf die gute Lage zu verlassen. Die Innenstadt stirbt ohnehin aus, wenn sich nichts grundlegend ändert. Es war wirklich spannend die Diskussion zur Zukunft der Warenhäuser mit den direkt betroffenen und involvierten Personen zu verfolgen. In Kürze erscheint bei Kassenzone noch ein längerer Artikel zu diversen E-Commerce Fragestellungen, die die Teilnehmer an ein Panel gestellt haben, an dem ich auch teilgenommen habe. Die kommen wahrscheinlich doch noch mit ein paar hoffnungsvolleren Aussagen zum stationären Einzelhandel. Viel aussichtsreicher als die Zukunft von Karstadt sieht die Zukunft vieler Onlineshops nämlich auch nicht aus.

Wie genau die USPs für Onlineshops und für Konzepte des stationären Handels sind, wird übrigens Thema des üppig besetzten Abschlusspanels beim Hamburger Commerce Day am 08. April.

DCD-USP

Spannend wird insbesondere der Vortrag von Florian Berger, der einfach coole Produkte entwickelt. Darüber hat er auch bei Kassenzone.de in einem Interview Auskunft gegeben. In 35 Tagen geht es los.

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