Über zwei Jahre nach der Schließung von mediaonline.de versucht sich Mediamarkt mal wieder mit einem eigenen Webshop.

Wer mediaonline.de noch kannte, einen Shop mit einem kolpotierten Umsatzvolumen von 90 Mio. €/Jahr (wahrscheinlich waren es viel weniger), kann sich wahrscheinlich noch an die Diskussionen über die Online Strategie von Mediamarkt erinnern.

Bevor ich auf die neuen Gehversuche von Mediamarkt eingehe, möchte ich noch einmal kurz die beiden wesentlichen Gründe erinnern, warum es mit mediaonline.de damals nicht geklappt hat.

  • Mediamarkt & Saturn arbeiten mit aggressiver Werbung daran als günstiger Anbieter wahrgenommen zu werden. Sie spielen also mit dem (Niedrig-) Preisimage. Das funktioniert recht einfach. Ein paar populäre Produkte werden zu sehr günstigen Preisen angeboten, um die Leute in den Laden zu locken. Die per Cross-Selling verkauften anderen Produkte liefern dann die Marge, um die kostenintensive Filialstruktur zu tragen. Das funktioniert in einem Markt ohne perfekte Informationen – dem Offline Markt. Online klappt das leider nicht, weil der günstigste Preis nur einen Klick weit weg ist. Mediaonline konnte also nur bedingt dem Onlinepreiswettbewerb standhalten.
  • Für den Aufbau der Mediamärkte hat sich das Konzept der eigenständigen Gesellschaften mit jeweils beteiligten Geschäftsführern durchgesetzt. Offline trägt das zu einem hohen Grad an Lokalisierung und Flexibilität auf Filialebene bei. Das führt u.a. auch dazu, dass diverse Produkte nicht zentral, sondern von Einzelfilialen bestellt werden, so dass sogar zwischen den einzelnen Filialen unterschiedliche Preise bei gleichen Produkten geben kann. Diese Asymmetrie in den Preisen ist online nicht abbildbar, aber viel wesentlicher ist in dieser Konstellation die schwierige Auflösung der Zielkonflikte zwischen Offline und Online. Warum sollte der Kieler Mediamarkt Geschäftsführer einen Online Shop neben sich dulden? Warum sollte er auch nur im Traum daran denken, dass es Online Gutscheine gibt die er in SEINEM Markt einlösen lassen muss.

Die Voraussetzungen für einen Neustart sind also alles andere als einfach und auch diesmal scheint es schwer zu werden mit dem Erfolg.

Wenn man sich das Setup anschaut, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es Mediamarkt nicht zwingend mit einem Onlineshop versuchen sollte, um im Konzert der erfolgreichen Online Elektronikhändler mitzuspielen. Es  gibt meines Erachtens diverse Online Konzepte die zu Mediamarkt passen, ohne dass sich der Konzern verbiegen muss. Vom Liveshopping bis zur Groupon Adaption ist da einiges möglich, aber davon ist bisher bei mediamarkt nichts zu sehen. Ich würde sogar noch weiter gehen. Ich halte es für strategisch falsch das erfolgreich aufgebaute Preisimage des Stationärhändlers durch ein Onlinekonzept zu gefährden, nur um zu sagen: „Wir sind auch auch Online.“

Genau das passiert jetzt aber. Martin hat es bereits schön beschrieben:

…Interessant ist, dass Mediamarkt neben dem Onlinepreis auch einen Storepreis abbildet. Keine schlechte Idee, um Kunden gezielt in Filialen zu locken, wenn die ihre regionalen Aktionen fahren. Die Preise werden nämlich explizit gesplittet.

Dennoch kann die Transparenz fatal sein. Wer etwas genauer prüft (was bei Elektronika ja fast Usus ist), findet bei diversen Wettbewerbern oft günstigere Angebote. Mit „ich bin doch nicht blöd“ kann Mediamarkt so jedenfalls nicht werben….

Die Entscheidung beide Preise abzubilden kann ich nicht nachvollziehen. So transparent es damit für den Kunden wird, so schlecht ist das für mediamarkt. Die Umsetzung des Shops ist ziemlich ärmlich. Web 1.0 in Reinform, gemischt mit schlechter Usability. Das muss man aber eher der Agentur anlasten und nicht mediamarkt.

Fazit: Mediamarkt zieht keine inhaltlichen Konsequenzen aus dem mediaonline.de Fehlern. Ich kann nur hoffen, dass man sich für den deutschen Roll Out ein paar bessere Berater holt und etwas passenderes aufbaut.

Neue Beiträge per E-Mail abonnieren.

Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
Danke! Bestätige deine Anmeldung bitte in der Mail, die wir dir soeben geschickt haben.