Die zweite Leseempfehlung aus der aktuellen brandeins-Ausgabe handelt vom Lohn-Dilemma. Den kompletten Artikel gibt es hier.

Je mehr Münzen man oben hineinsteckt, desto mehr Kaugummis kommen unten heraus. Automaten funktionieren so, Menschen nicht. Deshalb führt mehr Geld auch nicht automatisch zu mehr Leistung.

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise ein durchaus lesenswerter Beitrag. Tenor: Geld ist nicht Alles – viel wichtiger ist positives Feedback, Leistungsorientierung und vor Allem: Fairness. Fängt man einmal mit der Lohnspirale nach oben an, ist man darin gefangen und provoziert sogar weniger Leistung für mehr Geld.

Aus dem Artikel müsste man schließen, dass faire Bezahlung sehr wichtig ist. Da mache ich einen Haken dran. Die Frage ist aber, was man in einem Umfeld extremen Wettbewerbs macht. Diese Art von Wettbewerb ist gerade im E-Commerce zu beobachten. Im E-Commerce befindet man sich in einem krassen Arbeitnehmermarkt = die Nachfrage nach Arbeitnehmern ist deutlich größer als das Angebot. Dieses Ungleichgewicht besteht aus mehreren Gründen und wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.

    • E-Commerce ist eine Spezialdisziplin die über Websites basteln hinaus geht und deshalb Spezialisten benötigt.
    • Die Anzahl verfügbarer Spezialisten wächst stark unterproportional im Vergleich zum Wachstum des E-Commerce.
    • E-Commerce konkurriert in einigen Disziplinen bereits mit der IT-Branche um Personal.
    • Von Hochschulen und Universitäten kommen keine „fertig“ ausgebildeten Absolventen für den Bereich, abgesehen von einigen Ausnahmen. Die Leute werden also direkt im Markt ausgebildet. Das dauert aber je nach Aufgabe 1-3 Jahre.
    • Erst jetzt entdecken viele Händler den E-Commerce für sich und rekrutieren massiv Personal vom Wettbewerb, weil es Markt kaum Leute gibt. Mit Agenturen lassen sich zwar Online-Shops aufbauen, aber kaum professionalisieren. Man benötigt also ein eigenes Team. Je nach Umsatzgröße wächst das schnell in den zwei- bis dreistelligen Bereich an.
    • E-Commerce ist durch die steigende IT-Lastigkeit (Steuerung, Planung…) wenig attraktiv für die typischen BWL-StudentenInnen. In diesem Bereich wird aber im Wesentlichen rekrutiert.
    • Mehr Personen bieten ihre Leistung als Selbständige an und arbeiten „quasi“ fest. Das ist bei einem solchen Arbeitnehmermarkt fast ohne Risiko möglich und treibt die Lohnspirale noch mal an.
    • ….. upcoming

      Wie geht man also mit so einer Situation um? Gibt es dazu bereits Parallelen aus anderen Branchen – ggf. der IT Branche. Ich bin für Tipps dankbar. Man braucht das Personal um wertvollen (zukünftigen) Umsatz zu machen, muss diesen Personen aber mehr bezahlen als Angestellten in „klassischen“ Abteilungen und führt so ein System der gefühlten „Unfairness“ herbei. Ich kann momentan keine Hinweise darauf erkennen, dass die Lohnspirale anhält. Gut für die Arbeitnehmer – leider nur mittelfristig.

      Zu diesem Problem liefert der Artikel leider keine Lösung. Auch der Markt begrenzt das Gehalt nur bedingt. Man könnte die Zahlungsbereitschaft für einen Newsletterprofi aus dem zu erwartenden Mehrumsatz herleiten – in einem expansiven Markt wird dieser Ansatz aber durch gezieltes Wachstum zur Erlangung von Marktanteilen verhindert.

      Man wird im E-Commerce sicher auch zukünftig keine Investmentbanker-Gehälter beobachten. Aber es ist kein Geheimnis, dass in der Szene für einige Spezialisten-Jobs (auch in Agenturen) bereits Gehälter im Euro Bereich luxuriöser Mercedes Modelle gehandelt werden – und das bei 3-4 Jahren Berufserfahrung ohne Studium. Ob das langfristig so gesund ist….?

      Wer Hinweise auf Parallelitäten hat – IT Branche? – bitte in die Kommentare damit!

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